Für alle, die damit noch wenig Erfahrung haben, versuche ich das Thema "falsche Antwort / richtige Antwort" in der Koanarbeit mal allegorisch zu beschreiben:
Ein durstiger Mensch hat gehört, dass in der Nähe eine Trinkwasserquelle sei und erkundigt sich nach dem Ort. Die falsche Antwort führt ihn irgendwohin, wo es kein Wasser gibt. Die richtige Antwort weist den korrekten Weg zum Trinkwasser. Aber damit, dass der Durstige die richtige Antwort erhalten oder selbst erraten hat, ist er dem Stillen seines Durstes erst mal noch keinen Schritt näher gekommen. Er muss schon hingehen. Und trinken muss er auch - das wird ihm niemand abnehmen. Nur wer das Wasser wirklich trinkt, wird die Koanfarge authentisch und korrekt auf eine Weise beantworten können, die im Dokusan Bestätigung findet.
In diesem Sinne ist zu verstehen, dass die 'richtige' Antwort (wenn sie hier jemand ausplaudern würde oder wie man sie in gewissen Schriften finden kann) erst mal immer noch genauso weit von der eigentlichen Sache entfernt ist wie die falsche Antwort. Koanarbeit ist kein schlichtes Rätsellösen oder sonst eine Art von intelektueller Spielerei, sondern etwas, das mit Leib und Seele verwirklicht werden will. Mit Beliebigkeit im Sinne von "irgendwie sind alle und keine Antwort richtig" hat das natürlich nichts zu tun. Solch eine Haltung findet man eher schon mal bei Menschen, die sich niemals einer formalen Koanpraxis unterzogen haben oder die diese frühzeitig abgebrochen und sich dann selbst zu Koanexperten/Zenmeistern ernannt haben.
Es sollte (um noch mal bei der Allegorie zu bleiben) klar sein, dass es fundamental wichtig ist, den 'richtigen' Weg zum Wasser zu finden. In diesem Sinne kann ich mich nur Leonie anschließen, die es genau auf den Punkt gebracht hat:
An diesem Beispiel Fall 20 (und auch an anderen Fällen) lässt sich zumindest sagen, dass es jeweils eine richtige Antwort, auf die Fragen gibt. Warum ist das so? Weil es auch um eine faktische Seite geht. Also wenn ich frage, wieviel Uhr ist es - dann gibt es eine "richtige" Antwort.
Die faktische Seite des Koan kann also sehr wohl als "richtig" erkannt werden.
Und auch dieser Fall hier hat eine "richtige" Lösung.