Beiträge von Schmu im Thema „Lesegruppe 03.06 - 09.06: Mumonkan Fall 20 - Ein Mann von großer Kraft“

    Das Nicht-Verstehen ist das Bemerkenswerteste an uns Menschen. Es ist so ausgeprägt, dass damit fast alles gesagt ist. ;)


    Ob wir einen ureigensten Kern haben, der bereits versteht und erleuchtet ist, oder ob das ein Zustand ist, der erreicht werden kann, ist eine interessante Frage.

    Andererseits, es läuft eigentlich auf dasselbe hinaus: Es gibt viel zu tun... :)

    "Partielle" Erleuchtung - wie kommst du da drauf? Ist aber sehr kreativ, der Ausdruck. 8)

    Ja, nicht wahr, eine lustige Vorstellung!? ;)


    Es gab mal einen, der war ein Gelegenheitserleuchteter. Wenn er morgens aufwachte, war er erleuchtet. Er ging als erstes raus an die frische Luft, um den Tag zu begrüßen. "Wer weiß, ob ich morgen wieder aufwache" war seine Devise, und so wollte er dem Tag seine Ehre erweisen.

    Einmal kackte ihm ein Vogel auf den Kopf, da war es mit der Erleuchtung erstmal wieder vorbei. :shock: Die herunterlaufende Vogelkacke im Gesicht hatte ihn geärgert und er hatte schlechte Laune bekommen. Nächstes Mal wollte er besser aufpassen und die Erleuchtung nicht so schnell wieder verlieren! :x

    Nur weil wir auf der absoluten Ebene erleuchtet sind, sind wir dennoch weiterhin auf der alltäglichen Ebene unfrei.


    Nein.

    Wenn einer die Gebote halten - was man(n) darf und was nicht - als unfrei ansieht, dann ist er zwar vom absoluten her gesehen erleuchtet - aber er ist nicht imstande die absolute Wahrheit im relativen Alltag zu realisieren. Freiheit ist konkret.


    Nach meinem Verständnis: Doppeltes Nein.


    Eine Teil-Erleuchtung, in welchem Bereich und auf welcher Ebene auch immer, gibt es für mich nicht. Jemand kann wohl auf einer Ebene weiter fortgeschritten sein als auf einer anderen – eine "partielle" Erleuchtung ist für mich aber nicht denkbar.

    Danke Leonie, das ist eine sehr ausführliche Antwort, die viele Dinge beinhaltet, um mir ein lebendigeres Bild zu geben.

    Da tauchen auch zwei Dinge auf, mit denen ich ein wenig vertrauter bin, zum einen die Ochsenbilder und zum anderen die Begegnung zwischen Dogen und dem Tenzo. Auch daran, dass die beiden sich später wiedertrafen, erinnere ich mich.


    Eine Frage noch:

    Du schreibst von Nagarjuna im MMK 24. Was ist das, und finde ich das im Netz?

    Diese Gerede von Meistern aus Schulen ist sowas von bescheuert

    Das ist der Grund, warum Krishnamurti es rigoros und unbeeindruckt abgelehnt hat, einem Orden vorzustehen, und ihn stattdessen für nichtig erklärte und einfach auflöste. Dabei war er schon früh dafür auserkoren worden und der rote Teppich war seit Langem dafür ausgebreitet worden. So kann's gehen.


    Du brauchst ja sowieso niemanden. Du bist als Meister geboren worden, nur wenige kleine Verfeinerungen waren nötig, die schon lange abgeschlossen sind. Du brauchst es nur noch zu genießen, und tust das ja auch.

    Glaub nicht das es nachher besser ist.

    Kommt drauf an.


    Wenn es ein Meister wäre, der mir zusagt, und ich ein Schüler, den er akzeptiert / aufnimmt, dann schon. Vorausgesetzt der Meister hat vergleichbare Alternativen im Ärmel und es sind Stockschläge im übertragenen Sinn.

    Für echte Stockschläge bin ich zu westlich und mein Ego ist zu groß. Die Gefahr besteht, dass ich zurückschlage und für einen Eklat sorge... :?

    Vergiss aber nicht, dass das Nichtverstehen des Koans ein wunderbarer Einstieg in gegenstandsloses Gewahrsein ist. Und gegenstandsloses Gewahrsein führt in ein Erleben der Soheit dessen, was da genau jetzt erlebt.

    Doch, genau das vergesse ich nur allzu gerne! Ich habe niemanden, der mir zum rechten Zeitpunkt einen ordentlichen Stockschlag verpasst. Und so siegt ein ums andere Mal meine Trägheit, meine Disziplinlosigkeit, mein Unwissendbleiben.

    Gerne gesellen sich auch die entsprechenden Gedanken dazu: "Erwachen, Soheit, gegenstandsloses Gewahrsein – ist das alles wirklich so unendlich wichtig?" Kurz und gut: Der perfekte Moment für einen zünftigen Stockhieb! :?

    Etliche dieser Annekdoten stammen aus einer Zeit als noch gar nicht in der heute überlieferten Weise formale Koanschulung betrieben wurde. Diese und auch viele der späteren Koan dürften einfach spontan in der Interaktion erwachter und um Erwachen ringender Menschen entstanden sein; ein Ausdruck lebendigen Zens.

    Ok, dann hat sich das im Laufe der Zeit auch ein wenig gewandelt. Die Grundpfeiler sind aber erhalten geblieben. Eine kleine Geschichte / eine Anekdote / eine Begebenheit, oder auch nur eine Frage, die auf einen interessanten / bemerkenswerten Aspekt auf dem Weg des Erwachter-Werdens hindeutet. So ungefähr würde ich das dann ausdrücken.


    Was die "eine korrekte Lösung" angeht, würde ich dann sagen: Es gibt eine Lösung, die der "Angelegenheit" maximal nahe kommt. W i e nahe ich der Lösung komme, hängt von meinem Grad des Erwachtseins ab. Je weiter entfernt der ist von den Beteiligten und den Umständen, in die das Koan eingebettet ist, umso "sinnloser" das Koan für mich. Es wird dann von mir nicht erfasst werden können. Also, so stelle ich mir das jetzt vor...

    Ich hab mal eine Frage an die, die vertrauter mit Koans sind. Ich drücke das jetzt vielleicht etwas merkwürdig aus (weil ich nicht viel darüber weiß, geschweige denn irgendwelche Praxiserfahrungen in so eine Richtung habe), aber vielleicht kann trotzdem jemand etwas dazu sagen:


    Wie entsteht ein Koan? Sind das so eine Art Erkenntnisse von Meistern, die sie spontan in Worte fassen? Oder entwickelt ein Zen-Meister ein Koan eine Zeit lang, haben sie einen Entstehungsprozess?

    Zitat

    Meister Shôgen sagte: "Warum hebt ein Mann von großer Kraft sein Bein nicht hoch?" Er sagte auch: "Man redet, ohne die Zunge zu bewegen."

    Nach dem ersten Lesen habe ich den Eindruck, hier werden 2 Dinge gesagt, die einen Bezug zueinader haben. Vielleicht soll etwas Ähnliches auf zweierlei Weise ausgedrückt werden.


    Assoziationen / Bilder:

    (1) Ich sehe einen kräftigen Mann vor mir, er hebt sein Bein nicht hoch. Ein Mensch, der sein Bein nicht hochhebt, steht auf der Stelle, er bewegt sich nicht fort. Er macht keinen Schritt. Würde er einen machen, müsste er ein Bein hochheben.


    (2) Reden, ohne die Zunge zu bewegen, geht nicht. Jedenfalls kein hörbares Reden. Ich kann etwas innerlich sagen, Worte, Sätze in mir aufsteigen lassen, ohne Zunge, Lippen, Zähne zu bewegen – aber hörbar sprechen kann ich so nicht.


    Beides, was mir hier als erstes in den Sinn gekommen ist, erscheint mir so, dass es so nicht gemeint ist. Im ersten Fall (sich nicht fortbewegen, an der Stelle sein / bleiben) habe ich das Gefühl, vielleicht etwas näher dran zu sein, an dem, was gemeint ist.


    So, fertig fürs Erste! :grinsen: