Wenn es keine Erleuchtung gibt, dann macht auch der Begriff Erleuchtung keinen Sinn. Er wäre bedeutungslos, weil es sich auf nichts beziehen kann was ihm entspricht. Dann ist es auch egal, ob er sich trotzdem verändert oder nicht und die Debatte hierüber wäre genauso nutzlos.
Es ist einfach nur eine Umkehrung des Referenzpunktes. Statt sich einen Weg vom Unbefreiten zum Befreiten vorzustellen, wird Befreiung an den Anfang gestellt. Praxis bedeutet dann nicht mehr wo anders hinzugelangen, sondern am ursprünglichen Ort zu bleiben. Also einfach nur nicht jeden Moment einer an sich befreiten Welt neu Ketten anlegen. Einfach darauf verzichten, mit jedem Atemzug neu anzueignen. Wenn man kein ich hervorbringt ist da Befreiung. In so einer Sicht verliert das Wort "Befreiung" natürlich seinen Charakter als Wegweiser der auf einen fernen Ausgang weißt.
Aus der Idee der Buddha-Natur entwickelte sich ein Denkrichtung ( japanisch hongaku) die davon ausgeht, dass Befreiung unsere ureigenste Natur ist - wir aber das nicht merken.
Hongaku (Chinese: 本覺; pinyin: běnjué; Korean pronunciation: bongak) is an East Asian Buddhist doctrine often translated as "inherent", "innate", "intrinsic" or "original" enlightenment and is the view that all sentient beings already are enlightened or awakened in some way. It is closely tied with the concept of Buddha-nature.
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The doctrine of innate enlightenment was developed in China out of the Buddha-nature doctrine. It is first mentioned in the Awakening of Faith in the Mahayana scripture.[1] According to Jacqueline Stone, The awakening of faith in the Mahayana sees original enlightenment as "true suchness considered under the aspect of conventional deluded consciousness and thus denotes the potential for enlightenment in unenlightened beings."[2] In medieval China, the doctrine developed from the Huayan school and also influenced Chan Buddhism.
The doctrine is also a common theme of the Platform Sutra of Huineng and was taught by Chinese Chan masters as "seeing original nature". Inherent enlightenment was often associated with the teachings of sudden enlightenment and contrasted with the "gradual" approach and the idea of “acquired enlightenment” or shikaku. The first Japanese to write of this doctrine was Kūkai (774–835), founder of Shingon Buddhism.
Das Hongaku-Gedankengut war insbesondere in der japanischen Tendai-Schule sehr bedeutend, wobei sich da auch ein Widerspruch darin auftat, wie das genau umzusetzten ist. Wenn wir "eigentlich befreit" sind, dann scheint einerseits kontinuierliche Praxis einerseits irgendwie unnötig andererseits steht man wie der Ochs vorm berg, wie man denn zu dieser naheliegenden befreiten Sicht vorstoßen soll. Das Hongaku Konzept war sowohl für Nichtiren als auch für Shinran als eben auch für Dōgen wichtig und es kein zufall das alle drei zunächst Tendai-Mönche waren. Bei allen dreien scheint es darauf hinauszulaufen, dass die Praxis selbst ( bei Dōgen Zazen) selbst ein Ausdruck der befreiten Sicht ist.
Natürlich kann man die Idee dass Befreung schon da ist - in ihrer Light Variante Buddha-Natur und in ihrer Extrem-Variante Hongaku als ein geschicktes Mittel ähnlich einem Koan sehen.