Beiträge von Sudhana im Thema „Fühlende/nicht-fühlenden Wesen im Buddhismus“

    Ich denke, dass Buddhas Aussagen nicht 1:1 zu lesen sind - in welcher Sprache auch immer.

    Mag ja sein. Ich sehe aber nicht so recht, was das nun mit dem Thema bzw. meiner Antwort zu tun haben soll. Dein Anliegen war doch folgendes:

    ... Thema „fühlende/nicht fühlende Wesen“ aus buddhistischer Sicht ...


    Konkret: Hat Buddha sich, laut Überlieferung, dazu geäußert - falls ja, wie?

    Mein letztes Posting zur Verdeutlichung noch mal zusammengefasst: Nein, hat er nicht. Und damit hat sich das von Dir hier gestellte Thema auch erledigt - Dank Deiner eigenen, engen Vorgaben. Die "Basis", auf der Du Dich hier austauschen wolltest, existiert so nicht. Wobei ich mich gerne mit einem konkreten Beleg widerlegen lasse.


    Gemäß den indischen Quellen hat er lediglich von satta bzw. sattva (Wesen / Lebewesen) gesprochen. Von 'fühlenden Wesen' oder 'nicht fühlenden Wesen' ist nicht die Rede. Schon gar nicht von 'Wesen mit Bewusstsein'. Solche "Konkretisierungen" und vorgeblichen "Verständnishilfen" haben wir Menschen zu verdanken, die Buddhas Aussagen eben nicht 1:1 lesen, sondern ihren eigenen Senf dazudichten. Ist ja okay - so lange man nicht verschleiert, was die Textüberlieferung sagt und was man da selbst als eigene Interpretation noch draufsattelt. Ich für meinen Teil ziehe es vor, mir meine Halbwahrheiten selbst zu basteln ...


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    Schon mal dran gedacht, dass "fühlende Wesen" bzw. "sentient beings" möglicherweise nur eine Übersetzung aus dem Chinesischen (von 有情) ist? Und dass es möglicherweise sinnvoller ist, sich bei der Übersetzung von buddhistischen Fachtermini an das Original zu halten und nicht an andere Übersetzungen? Soweit ich sehe, ist in den Palitexten lediglich von 'satta' und in den Sanskrittexten von 'sattva' ('Wesen') die Rede.


    Im Chinesischen macht die Einschränkung 情 ja noch Sinn, weil 有 alleine eine sehr weite Bedeutung hat (etwa in Richtung 'Seiendes, Existierendes'). Wobei ich persönlich in diesem Zusammenhang die Übersetzung von 情 mit 'unerwacht' / 'unerleuchtet' für sinnvoller und idR auch kontextgerechter halte als 'fühlend' / 'empfindend'. Aber das 情 von der Funktion her als Abgrenzung belebten Seins von unbelebtem zu interpretieren ist sicher ebenfalls zulässig. Jedenfalls philologisch.


    Bei einer Übersetzung im Rahmen indoeuropäischer Sprachen reicht es jedoch mE völlig aus, satta / sattva mit 'Wesen' bzw. 'beings' zu übersetzen. Insbesondere, wenn ein zusätzlich und unnötigerweise aufgepfropftes 'sentient' oder 'fühlende' zu solchen überflüssigen Spekulationen führt wie hier.


    Zum tibetischen Äquivalent 'sens cam' siehe hier. Da ist nun nicht von 'Gefühlen' oder 'Empfindungen' die Rede, sondern (wörtlich) von 'Geist haben' - womit umgangssprachlich in erster Linie Tiere gemeint sind. Wobei 'Geist' auch etwas anderes ist als 'Bewusstsein' - wer sich da nun letzteres als angebliche ein- oder ausgrenzende Bedingung aus den Fingern gesaugt hat, weiss ich nicht. Interessiert mich auch nicht weiter ...


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    Auf dieser Basis möchte ich mich gerne mit euch darüber austauschen, wie wir seine Aussagen oder bzw. und sein Schweigen dazu deuten.

    Auch, wenn Du es vermutlich nicht hören bzw. lesen willst: die Antwort auf die Frage, was 'fühlende Wesen' ist, findest Du nicht in irgendwelchen Schriften, sondern in Dir selbst. Die Lehrüberlieferung zeigt einen Weg auf, der zu solchen Antworten führt - ausschließlich darin liegt ihr Wert. Nicht in "Aussagen oder bzw. und Schweigen" zu irgendwelchen theoretischen Fragestellungen. An der überlieferten Praxis dieses Weges wiederum gibt es nichts zu "deuten". Man übt sie aus oder nicht.


    Zitat

    Geht nicht nach Hörensagen oder Gerücht, Überlieferung oder Tradition, den Tagesmeinungen, oder der Vorgabe von Schriften; nicht nach Vernünftelei, logischer oder rhetorischer Kunstfertigkeit, Gedankengebäuden, oder der Übernahme anziehender Ideen; nicht nach dem Schein von Fähigkeit oder der Autorität eines spirituellen Meisters.

    (Ist da eine Quellenangabe wirklich erforderlich?)


    "Buddhistische Sicht" und Schriftgläubigkeit geht nicht zusammen. Diese "Sicht" kommt aus praktischer Erfahrung. Eigener, nicht aus zweiter Hand oder gar von bloßen Theorien. Für Schriftgläubige gibt es hinreichend andere Angebote auf dem Markt.


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