Beiträge von Tai im Thema „Reichtum“

    Keine Ahnung. :)

    Sich jetzt auf ein solches Gedankenspiel einzulassen und (wie ich gerade) darauf zu antworten, ist wahrscheinlich Anhaftung. (:

    Der entscheidende Schlüssel zum Verständnis der Zen-Haltung ist, dass für sie immer nur der genaue jetzige Augenblick von Bedeutung ist.

    Meinst du damit, dass wir ständig, unzählige Male am Tag bei jedem neuen Erlebnis einen kurzen Augenblick die reine Soheit erleben ohne die geringste Einordnung oder Bewertung dieses Erlebnisses?

    Das würde man daher im Zen so nicht unbedingt sagen, obwohl du es gut beschrieben hast. Im genau jetzigen Moment ist die Idee ständiger, kurzer Soheits-Erlebnisse lediglich ein Festhalten an Vorstellungen, die den Ausblick auf das Genau-Jetzt verstellen. Wir können uns das natürlich trotzdem jetzt so vorstellen und uns darüber austauschen. Aber mit dem Erwachen in der Soheit hat das dann erstmal nichts zu tun. Die Zen-Lehre, wie ich sie verstehe, ist im Grunde nichts anderes als ein Hinweisen auf diesen Zustand des Erwachens und die Aufforderung, ihn genau jetzt unmittelbar zu ergreifen bzw. zuzulassen.

    Und wenn ja, bekommen wir das bewusst mit? Oder nur manchmal? Oder wenn nicht, welchen Wert hat dies dann?


    Was Soheit genannt wird, ist gemäß der Zen-Lehre genau jetzt unmittelbar gegeben und "erlebbar", aber dazu bedarf es extremer Hingabe, allen Mutes und konsequentester Selbstdisziplin, sonst fällt man sofort aus dem Zustand wieder heraus (genau wegen unseres von Buddha so treffend beschriebenen Hanges zum Ergreifen und Abstoßen). Vor allem muss diese Form der Praxis letztlich eine nonverbale sein, eine Praxis jenseits bzw. diesseits von Vorstellungen. Im Zen gibt es dafür auf den Begriff des "Augenblicks vor dem Denken", wobei mit "Denken" u.a. vor allem die Einordnung und Bewertung von Geschehen gemeint ist.


    In der Soheit ist man laut Zen-Lehre keineswegs unfähig, alles zu tun, was intuitiv gerade notwendig erscheint. Da kann man ohne weiteres auch einen Mercedes besitzen und mit ihm z.B. zur Arbeit fahren. Sobald du aber denkst, "ich habe einen Mercedes oder Smart" und dich auf das dazugehörige Spiel der mit Vorlieben und Abneigungen einhergehenden Assoziationen einlässt, verlierst du dich im Kreislauf von Gier, Ablehnung und Verblendung. Verblendung setzt übrigens schon da an, dass die Vorstellung 'Mercedes' dem Ding an sich keineswegs gerecht werden kann und sich quasi als 'Verblendung' vor das unmittelbar Gegebene schiebt (bisschen sperrig ausgedrückt - sorry dafür).

    Eine interessante Diskussion um das Thema "Freude und Anhaftung" durfte ich hier verfolgen.

    Meine (zen-basierte) Sicht:


    Rudolf: Ein unmittelbares Erlebnis ist selbst noch nicht die Anhaftung an (oder Ablehnung) dieses Erlebnis. Es bedarf erst einer Haltung zu diesem Elebnis; und bevor wir eine Haltung zu einem Erlebnis einnehmen, müssen wir das Geschehene erst in welcher auch noch so vagen Form auch immer emotional begreifen und für uns einordnen.


    @Thorsten: Eine solche Einordnung von Geschehenem geschieht bei uns Menschen (und sicher auch bei Tieren) reflexhaft und vermutlich meist im Bruchteil von Sekunden; die entsprechende Bewertung und damit einhergehende Haltung zu dem Erlebnis ist i.d.R. ebenso reflexhaft quasi mitgegeben (ob wir das immer wahrhaben wollen oder nicht). Ich glaube, genau an dieser Stelle setzt die ursprüngliche Lehre des Buddha an, die darauf hinweist, dass unser reflexhaftes Annehmen und Ablehnen zwangsläufig Leid erzeugt und dem Erwachen im Wege steht. Dieses Verhängnis lässt sich meiner Auffassung nach auch nicht umgehen, indem wir unsere ursprüngliche Anhaftung oder Ablehnung nachträglich zu relativieren versuchen; das macht es lediglich noch komplizierter.


    Mit anderen Worten: Ich glaube an das, was Thorsten "Freude ohne Anhaftung" nennt, aber in dem Moment, wo wir es begreifen, einordnen und als "Freude" bezeichnen, ist zwangsläufig bereits Anhaftung oder Ablehnung involviert (das stimme ich Rudolf zu). Im Zen wird dafür gerne der Begriff der Soheit verwendet. In der Soheit ist das Erlebnis einfach so, weder gut noch schlecht, ohne Form und nicht zu begreifen. Sobald du es aber als etwas verstehst, sobald du es "Soheit" nennst oder "das Unbedingte" oder "Freude" oder "Gleichmut" oder "Nirwana", bist du bereits aus der Soheit gefallen. Denn das sind lediglich Begriffe und bedingte Vorstellungen, die ebenfalls reflexhaft mit Bewertungen und samsarischen Verstrickungen einhergehen.


    Mein Fazit: Anhaftung und Ablehnung willentlich vermeiden zu wollen, ist ein ehrenwerter Vorsatz, führt aber zwangsläufig zu anderen Formen von Anhaftung und Ablehnung. Ein Leben in der Soheit, ein Leben im Nirwana ist der Weg des Buddha. Wenn du es aber als Soheit, als Nirwana oder als irgendetwas verstehst, ist es bereits keine Soheit und kein Nirwana mehr.


    _()_

    Dürfen wir nicht mehr antworten?

    Dürfen wir uns nicht mehr einbringen, eine Meinung dazu haben?

    Das forum wird dann halt ziemlich still.

    Ich weiß schon nicht mehr, wo ich was schreiben soll und darf.

    Vielleicht kann derjenige der ein neues Thema aufmacht, dazuschreiben ob er antworten haben möchte oder nicht, dann trete ich weniger oft in ein Fettnäpfchen.

    Natürlich darfst du das. Monika schrieb ja sogar: "Auch wenn ihr Recht habt." - was ihr ja tatsächlich auch habt. Aber darf sie sich nicht auch mit einer etwas anderen Sichtweise einbringen und eine Meinung dazu haben? Genau das macht einen ehrlichen und lebendigen Dialog doch aus.

    Wer könnte reicher sein?

    Reicher ist der, der die buddhistische Lehre kennt und versteht.

    Ich lese Thorstens Wertschätzungen eher als eine Art Spiegelbild des Loslassens all der anderen vielen Anhaftungen,von denen wir uns sonst so zielstrebig abhängig machen und somit bereits als Ausdruck der buddhistischen Lehre. Eine Haltung, wie Thorsten sie beschreibt, kann eine gute Voraussetzung zum Innehalten und zur Praxis des gegenstandslosen Gewahrseins sein. Könnten wir diese Haltung klar und konsequent verwirklichen, so stünden wir damit der (zumindest zen-)buddhistischen Lehre näher als durch das Lesen noch so vieler weiser Texte, die lediglich unseren Intellekt erreichen.