Beiträge von void im Thema „Woher kam bei Buddha die Erleuchtung?“

    Ich finde es gut nicht von "Erleuchtung" sondern von Befreiung zu reden. Und das ist ja Befreiung von Gier, Hass und Verblendung. Es kommt nichts hinzu, sondern etwas verschwindet.


    Wenn ich beim Auto das Eis abkratze, und auf einmal hat man wieder was, wo man durchschauen kann, dann fragt man sich ja auch nicht "Huh, wo kommt auf einmal diese Scheibe her?"

    würde ich mich mit deiner Meinung zufrieden geben, so müsste man alles als gegeben hinnehmen und dürfte nichts mehr hinterfragen. Sozusagen fest gemauert bis in alle Ewigkeit. Es geht mir übrigens nicht um eine Verallgemeinerung der Religionen, auch wenn ich in meiner Selbstvorstellung geschrieben habe, das es da, wie es ausschaut gewisse Gesamt Zusammenhänge in der Theorie gibt. Der Hinduismus ist nach dem Judentum die nachfolgende Religion. Wie viel von der Lehre des Hinduismus ist in den Buddhismus eingeflossen?

    Ich habe versucht deine Frage "Woher hatte, oder woher bekam Buddha seine Erleuchtung? Wer hat ihm das Wissen, welches er dann später lehrte, vermittelt?" so gut es geht zu beantorten. Und da kannst du doch sehen welche Lehrer Buddha hatte und wie sich diese in die geistige Strömung der Zeit einordeten. Es ist eine Zeit in der die um das Brahmanenopfer organisierte vedische Religion an Kraft verlor und die Upanischaden enstanden. Da aber die Veden - "das heilige Wissen" - nur von Brahmanen an Brahmenen weitergegeben werden durften ( im Asterixheft hiess es so schön "von Druidenmund zu Druidenohr") blieben sie den Angehörigen der anderen Kasten verschlossen - Siddharta war Angehörigen der Kriegerkaste und von eher als Ritual-Sponsor oder Türsteher geduldet. Und von daher hiess es für die erstmal nix mit heiligem Wissen- Geheimhaltung statt Offenbarung. Weil Siddharta kein Brahmane war spielen die Veden im Buddhismus nur eine eher indirekte Rolle. Es ist also nicht so, dass Buddhismus aus der vedischen Religion in einer Weise hevorging wie das Christentum aus dem Judentum.


    Wenn die Kaste nicht passte, blieb einem da nur der Weg in die in die neuen Asketen-Bewegungen (Śramaṇa). Und diese bilden den Kontext in denen man Siddharta, SiddhartaLehrer und auch Mahavira den Gründer des Jainsimus sehen muss. Wenn man sich die verschieden Strömungen Śramaṇa-Bewegung ansieht, dann kann man gut sehen, welche Ansätze Buddha Shakyamuni da mit den anderen gemeinsame hatte und wo er abwich. Weil ich Links benutzte, kannst du das doch anhand der Quellen nachschauen und musste es nicht als Privatmeinung sehen, die dir hingeworfen wurde und die du entweder glauben musst oder nicht.

    Woher hatte, oder woher bekam Buddha seine Erleuchtung?

    Es gibt noch eine andere Art und Weise, wie man an die Frage herangehen kann. Nach dem Tode von Shakymuni Buddha machte man sich Gedanken darüber, was einen Erwachten so ausmacht. Und besonders im indischen Mittelalter begann man einen konkreten Erwachten als Verköperung eines abstrakten tranzendentalen Buddha zu sehen - eines "Urbuddas". So ein Gedanke freut den Freund des Interreligiösen, weil man da schnell Parallelen wittert. So wie Jesus Kraft des heiligen Geistes menschgeordener Gott ist, könnte man auch Shakyamuni als menschengewordener Adibuddha sehen. Die Gefahr dabei ist, dass man sich im Labyrinth der Kategorien verliert und mit sich selbst Hirnlego spielt.


    Ähnliche ideen von "Verköperung" gab es dann auch im Hinduismus und im aufstrebenden Vishnuismus ( Madva ) sah man dann sogar Buddha als eine Verköperung Vishnus an. An modernen indischen Tempeln sieht man manchmal sogar Dartstellungen von Jesus und Buddha- sie alle werden als Manifestationen Vishnus gesehen. Diese Antwort passt auch sehr gut zu der Frage, warum der Buddhismus in Indien ausgestorben ist.

    Es ging wenig um Wissen und viel um Praxis. Siddharta hatte den Lehrer Alara Kalama der ihn in der Meditation unterwieß und als er so hohe Geisteszustände wie er selbt erreichen konnte, wollte er, dass Siddharta sein nachfolger würde. dieser hatte jedoch das Gefühl, noch nicht das Erreichbare erreicht zu haben und wurde ein Schüler von Uddaka Rāmaputta der ihm half in seiner Meditation noch weiter zu kommen.

    Als er auch hier nichts mehr erreichen konnte, wurde er, um in seinem Loslassen noch weiter zu gehen für einige Jahre zum Asketen. Aber obwohl er sich selber nicht schonte, hatte er das Gefühl, noch nicht das Ende erreicht zu haben. Hier fand er einen dritten und noch ungewöhnlicheren Lehrer: Eine Erinnerung daran, wie er als Knabe unbeschwert und anstrengungslos in eine tiefe Meditation gefallen war. Dies half ihm auch das Anhaften an dem Asketenideal aufzugeben und einen "mittleren Weg" zu beschreiten. Und mit diesen Grundlagen gelang es ihm, vollständige Befreiung zu erlangen.


    Es ist also von vorne bis hintern eine praktische Sache, bei der Wissen eine sekundäre Rolle spielt. Fast wie bei einem Spitzensportler: Da kann auch der ehemalige Champion als Trainer jemand lehren, wie er mit viel Training an den gleichen Punkt kommt.


    Es ist eine sehr andere Situation als bei den Offebarungsreligionen abrahamitischer Bauart. Dort geht es um eine Gemeinschaft die von einem Propheten neue Anweisungen ihres Gottes übermittelt bekommt, die Teil eines heligen Buchs wird, dass den Kern der Gemeinschaft bildet.


    Es gibt Leute denen es nicht gefällt, dass das so unterschiedlich, ist weil ihnen die Idee, dass alle Religionen eins sind so am Herzen liegt, dass sie das gerne über einen Kamm scheren würden. Dies könnte man erreichen, indem man Buddha zu einem Propeheten stilisiert, dem von einem großartigen Wesen großartige Weisheit geoffenbart wurde.


    Aber ist es wirklich sinnvoll das zu tun? Oder schafft man da nicht, wie bei der Kampfsportart des Schachboxens, die die beiden Diziplinen des Boxens und des Schachs miteinander verheiratet, ein gekünsteltes Hybrid. Ist so etwas wirklich ertrebenswert? Oder kann man damit leben, dass der Buddhismus eben keine Offenbarungsreligion ist?