Beiträge von fluid im Thema „Vielfalt oder Dogmen - der organisierte Buddhismus in Deutschland...“

    In welchen Punkten widerspricht denn die „Buddha-Stiftung – Netzwerk für säkularen Buddhismus“ dem „buddhistischen Bekenntnis“ der DBU?


    In keinem Punkt. Aber traditionalisten lesen den Teil "Das Leben im Daseinskreislauf ist letztlich leidvoll" als buchgstäbliche verbindliche Anerkennung eines Wiedergeburtskreislaufes, den säkulare Buddhisten verneinen. Der Daseinskreislauf, Samsara, ist nach säkularer Lesart der Kreislauf der Augenblicke dieser einen aktuellen Existenz, die wir Hier und Jetzt nennen. Diese sind, wie alle, bedingt und gleichzeitig leer. Der Daseinskreislauf wird also psychologisch gedeutet.


    So wie die DBU ihr Bekenntnis formuliert hat, sind beide Interpretationen möglich. Soweit ich weiß, wurde das "buddhistischem Bekenntnis" von der DBU absichtlicht so (vage) verfasst, damit sich möglichst alle Buddhisten mit diesem Bekenntnis identifizieren können.


    Diese (säkulare?) Ansicht über den Daseinkreislauf habe ich auch schon bei Buddhisten angetroffen, die sich nicht als "säkulare Buddhisten" bezeichnen. Meiner Erfahrung nach ist sie z.B. bei Zen Praktizierenden recht gängig.



    Wenn man anderen Menschen oder Gruppen das "Buddhistisch-sein" abspricht, sollte mMn das "buddhistische Bekenntnis" das Maß sein, mit dem gemessen wird. Und da sollte man dann auch alle Menschen/Gruppen mit demselben Maß messen. Wenn die (Mehrheit der) DBU der Ansicht ist, dass nur die erste Interpretation des Daseinskreislaufs gültig ist, dann sollte die DBU ihr "buddhistisches Bekenntnis" präziser formulieren, so dass klar wird, was damit ausgesagt werden soll.



    Worin besteht denn für die Säkularen das Problem anzuerkennen, das man den Daseinskreislauf sowohl psychlogisch wie auch eher traditionell sehen kann ?

    Schwierig wird es doch meistens erst dann, wenn man seinen Standpunkt über den der anderen stellt. (Ausnahmen bestätigen die Regel ;) )


    Deinen Einwand verstehe ich nicht. Hier sind es doch die "Traditionalisten", die den Standpunkt vertreten, dass nur die eine Sichtweise akzeptabel ist. Oder gibt es von "säkularen Buddhisten" die Forderung, Menschen oder Gruppen, die einen anderen Standpunkt vertreten, aus der DBU auszuschließen?

    Zitat

    Abgrenzung von Häretikern

    Mithilfe eines „buddhistischen Bekenntnisses“, auf das sich die Mitgliedsgemeinschaften vor einigen Jahren verständigten, bemüht sich die DBU um eine doktrinäre Standardisierung, doch ist der gemeinsame Nenner aller unter dem Dach dieser Vereinigung zusammengeschlossenen Gruppen sehr klein. Überall erkennbar ist eine starke Abschottung innerhalb der jeweiligen Gruppen, was einen innerbuddhistischen Dialog erschwert. „Unity in diversity“ ist so mehr Wunschvorstellung als Wirklichkeit. Als auf der letzten DBU-Mitgliederversammlung die „Buddha-Stiftung – Netzwerk für säkularen Buddhismus“ einen Antrag auf Aufnahme als Mitgliedsgemeinschaft vorlegte, wurde nach massivem Widerstand aus den Reihen traditionell denkender Delegierter die Abstimmung über die Aufnahme dieser säkular-buddhistischen Gruppe abgelehnt, obwohl sich sogar Nils Clausen, der neue erste Vorsitzende der DBU, für die Aufnahme einsetzte. Als hörten die Alt-Buddhisten und -buddhistinnen zum ersten Mal von dem Begriff „säkular“ im buddhistischen Kontext, hieß es, man müsse erst einmal intern klären, ob säkularer Buddhismus überhaupt noch als Buddhismus zu betrachten sei.


    In welchen Punkten widerspricht denn die „Buddha-Stiftung – Netzwerk für säkularen Buddhismus“ dem „buddhistischen Bekenntnis“ der DBU?