Beiträge von --- im Thema „Hat Lesen auch meditativen Charakter?“

    Zum Thema: Wenn man liest, ist man auf eine Sache konzentriert. Manche Authoren sind nicht leicht zu lesen, man muss aufmerksam lesen, sonst muss man immer wieder zurückspringen und nochmal durchlesen. Der Kopf ist also ganz beschäftigt und kann deswegen nicht in Gedanken umherschweifen. Das scheint mir auch eine Art Erholung für den Kopf zu sein ähnlich wie beim Meditieren. Man betrachtet beim Lesen zwar nicht die Gedanken und man hat so gesehen auch keine Lockerung des Geistes, aber der Geist kommt auch für eine Zeitlang zur Ruhe wie beim Meditieren.


    Bin ich hier allein, der das beim Lesen beobachtet hat oder lesen hier auch andere gern um dem Geist mal ein bisschen Urlaub zu gönnen?

    Ich erfahre, dass Lesen mehrere Aspekte haben kann: Bloße Informationsverarbeitung, aber auch Veränderung der Wahrnehmung. Bei der bloßen Informationsverarbeitung verweile ich in der gewohnten 'ich'-Perspektive und die Begrifflichkeiten vermitteln Objekte für 'mich'. Wenn ich die Perspektive eines Erzählers annehme (was tatsächlich ja nicht der Fall ist, aber es kann sich anfühlen als ob), ist das eine Wahrnehmungsveränderung, denn ich rücke ja etwas von der gewohnten 'ich'-Perspektive ab.


    In Abhängigkeit vom Text muss ich mich konzentrieren oder ich konzentriere mich ganz natürlich und anstrengungslos. Ersteres geschieht im Falle der Informationsverarbeitung und Letzteres im Falle eines inneren Interesses am Geschriebenen. Dabei können durchaus meditative Zustände erreicht werden, indem ich ganz Text"botschaft" werde und alles andere "vergesse". So kann es durchaus zu bedeutsamen Einsichten beim Lesen kommen, Einsichten, die ich beim beabsichtigten Streben nach Einsicht u. U. nie erlangen würde.