Beiträge von void im Thema „Grundlegende Gemeinsamkeiten verschiedener Schulen“

    Das Tulku-System hat eine besondere Geschichte:

    Zunächst beschreibe ich die Tulku-Idee im tibetisch-mongolischen Kulturkreis. Hier bedeutet ein reinkarnierter Tulku nicht, dass sich jemand noch einmal reinkarniert oder manifestiert hat, sondern es geht lediglich um die offizielle Anerkennung als Reinkarnation einer bestimmten früheren Person, ich sage nicht eines Meisters oder einer Meisterin oder was auch immer, sondern eines verstorbenen praktizierenden Menschen, sei er weiblich oder männlich. Das war die grundlegende Idee!

    Dieses Konzept hat sich im 13. Jh. in Tibet herausgebildet: 1284 wurde der dritte Karmapa, Rangjung Dorje, geboren. Der erste Karmapa war Düsum Khyenpa, der zweite Karmapa ist Karma Pakshi. In diesem Zeitraum gab es keine klare Aussage, ob Karma Pakshi die Reinkarnation von Karmapa Düsum Khyenpa sei, damals hat es dieses System noch nicht gegeben. Aber, nach dem Tod des zweiten Karmapa, Karma Pakshi, als der – dann dritte – Karmapa, Rangjung Dorje, 1284 geboren wurde, wurde er als Reinkarnation des zweiten Karmapa, Karma Pakshi, identifiziert, offiziell anerkannt, und Karma Pakshi wurde wiederum als Reinkarnation des ersten Karmapa anerkannt. Es hat also eine Art rückwirkende Identifikation stattgefunden. Dies war die erste offiziell bestätigte Reinkarnation überhaupt im tibetisch-mongolischen Kulturkreis.

    Dieser Ursprung war wohl mehr ein politischer als ein religiöser. Der mächtige Mongolenherrscher Kublai Khan hatte sich zum Buddhismus bekehrt und mongolische Prinzen wurden von tibetischen religiösen Lehrern unterrichtet.


    Wenn man zum Vasall eine Großkhans wird, dann leistet im weltlichen Fall eine Dynastie den Treueeid. Aber wenn ein Kloster und ein spiritueller Lehrer zum Vasall werden, ist es wichtig die Kotinuität im Spirituellen zu betonen. So wie dem Khan selbst als Prinzen ein weiser Lama als spiritueller Lehrer zur Verfügung stand, so wird auch für seine Söhne und Enkel einer da sein, der der Ausdruck und Manufestation der selben spirituellen Energie ist und deswegen als der gleich angesehen werden kann.


    Auch im Zen gibt es die Idee, dass dass Befreiung entlang einer Übertragungslinie weitergegeben wird - die "Übertragung der Lampe". Im Tulku Konzept betont man nicht aber nicht nur dass alle Tulkus Verkörperung des gleichen befreiten Zustands sind sondern geht einen Schritt weiter und assoziiert dies mit Reinkarnation. Dies ist eine Besonderheit des tibetisch-mongolischen Kulturkreises und auch in anderen Ländern wo es den Vajrayana gab ( Indonesien, China, Japan) findet man kein Tulku-System.


    Wie Dagyab Kyabgön Rinpoche in dem Text ausfühet, hat das Tulku System Vor- und Nachteile.