Ja eben, und ich fühle mich diesem sogenannten "Willen" nicht ausgeliefert - daher folge ich der buddh. Lehre, weil sie mir genau die Mittel gibt, welche diesen Willen im eigenen Geiste ausschalten kann.
Ich will nur kurz etwas anmerken, weil hier jetzt gerade über offenbar 2 "Arten" oder "Definitionen" von "Wille gesprochen wird.
Ich würde deswegen gern eine Definition des Geistesfaktors "Wille" da lassen, wie ich sie im Studium gelernt habe:
Zitat
Was ist der Wille? Er ist die gestaltende Tat des Geistes. Er hat die Funktion, den
Geist zu heilsamen, unheilsamen oder karmisch neutralen Taten zu aktivieren.
Asanga, Kompendium des Höheren Wissens
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Was der instinktive, angeborene "Wille zum Leben" bei Schopenhauer ist, erfährt man eher aus der Praxis als aus Definitionen.
(Schopenhauers und Buddhas Werke bzw. Reden sind übrigens nicht nur eine bloße Wort- und Definitionsanhäufung, sondern sie werden hauptsächlich mittels der eigenen Lebenserfahrung verstanden und mittels des großen Überblicks über die Gesamtlehren.)
Der "Wille zum Leben" bei Schopenhauer ist derjenige, der sich deutlicher als sonst bemerkbar macht, wenn man z.B. vor einem Abgrund steht, der Boden lockert sich und man droht herunterzustürzen. Dieser angeborene Wille ( gibt's übrigens auch bei Tieren) entsteht eben nicht aus dem Denken oder bewussten Wählen. Deshalb nennt Schopenhauer diesen Willen im Grunde, im Ursprung, auch "blind".
Bei Buddha ist es der von ihm sogenannte Durst oder Lebensdurst, der auf Unwissenheit, Berührung und Empfindung (in der 12er Kette des Bedingten Entstehens) beruht, angeboren ist und vor der Entwicklung des Intellekts des Gehirns da ist. Also auch zunächst "blind" ist. Die Weisheit ist da die Sehhilfe.
Asanga ist halt auch nicht das absolute Maß aller buddhistischen Erklärungen. Was den Lebens-Willen und den Tatendrang betrifft, da empfehle ich eher, die Sutren des Buddha zu lesen.
Welches Sanskritwort benutzt Asanga eigentlich bei seiner Definition?
Übrigens ist gerade neu eine Mahayana-Sutrensammlung in englischer Übersetzung erschienen:
Questioning the Buddha - The Wisdom Experience
Für den Theravada ist natürlich immer noch der "Korb der Lehrreden" im Palikanon da.