Beiträge von Schmu im Thema „Untrennbarkeit von Samsara und Nirvana“

    Es sind letztendlich die gleichen unterschiedlichen Sichtweisen, wie sie immer deutlich werden, wenn es um Nirvana geht, oder? Was Samsara ist, da sind sich alle einig. Was aber Nirvana ist, da gibt es Differenzen. Und damit natürlich auch, wie die beiden zusammenhängen.


    Meiner Meinung nach liegt das hauptsächlich daran, dass Samsara das ist, was wir jeden Tag erleben und womit wir uns auskennen. Wohingegen mit Nirvana etwas bezeichnet wird, wo wir unsicherer sind, weil das nicht unser Geisteszustand ist. Wir können das nachlesen, wir können im Palikanon und bei großen buddhistischen Lehrer/innen schauen, aber das ändert nichts daran, dass unser Geist da eben nicht ist an dem Punkt. Da ist es kein Wunder, dass Teile von dem was wir uns vielleicht manchmal vorstellen, nicht immer ganz den Kern treffen mag.


    Ich bin sowieso kein Freund davon, zu häufig über Dinge zu sprechen, wo ich noch gar nicht bin. Man kann das mal machen, aber darüber streiten macht wirklich keinen Sinn.

    Da sind schöne Texte von @svea und von @mkha' gepostet worden. Ich bin der Meinung, wenn ich etwas über Nirvana lesen möchte, was die, die wissen, wovon sie sprechen, darüber geschrieben haben, dann sollte ich das in ruhigen, besonnenen Momenten lesen und einfach nur auf mich wirken lassen. Nicht darüber grübeln oder es mit meinem dualistischen Verstand bearbeiten.

    Ein Begriff wie "Untrennbarkeit" führt automatisch in philosophische / religiöse Gefilde, wo es drauf ankommt, aus welcher Perspektive ich etwas betrachte. Wie gut ich das Beispiel mit der Medaille finde (ich persönlich finde es gut), ist nicht so wichtig.

    Ein ähnlicher Begriff ist "alternativlos", und noch viele andere. Begriffe eben, die mir suggerieren wollen, ich müsse mich hier jetzt entscheiden und aufpassen, dass ich nicht die falsche Entscheidung treffe. :shock:

    Mir ging es darum, welche Rolle diese Konzepte hin auf das Thema "Samsara<->Nibbāna" spielen.

    Ja, da kann ich nicht so viel dazu sagen, das können andere besser. Die Samsara-Nibbāna-Thematik habe ich (zur Zeit jedenfalls) nicht so "auf dem Schirm". Überhaupt bin ich ja eher sparsam damit, über Nibbāna zu reden. Das ist noch zu weit weg für mich.

    Samsara schon eher, damit kann ich was anfangen.

    Vielleicht kann man auch Buddhanatur oder Kenshō als solche Zwischenstationen ansehen, in denen sich das letzendliche Ziel Nibbāna schon vor seinem Erreichen innerhalb von Samsara ausdrückt.

    So ähnlich sehe ich das auch.

    Buddhanatur ist vielleicht etwas, das im Hintergrund mitschwingt, aber nicht so richtig zur Blüte kommt, weil zu viel Verblendung immer wieder die Sicht vernebelt. Sie blitzt aber vielleicht gelegentlich auf und gewährt einen "Geschmack" von dem, was als Potenzial da ist. Zusätzlich lädt sie dazu ein, die Vernebelung zu erkennen und den Wunsch zu entwickeln, den Nebel zu beseitigen.


    Kenshō ist für mich eher ein konkretes Ereignis, das einen Teil des Nebels aufklart. Da kann sich zwar erneut Nebel ansammeln, aber der kann dann leichter / schneller als solcher erkannt werden – jedenfalls besteht die Möglichkeit.

    Da magst du tatsächlich nicht sagen: richtig oder falsch?

    Doch, mag ich.


    Es geht mir darum zu sagen, dass die Welt nicht existenzialistisch, stoizistisch, pragmatisch, naturalistisch, idealisitisch oder rationalistisch usw. ist, sondern alles davon, je nach Betrachter.

    Was ich zu richtig und falsch denke, bezieht sich darauf, dass wir diese Einteilung gerne auf Gebiete ausweiten, wo sie vielleicht gar nichts zu suchen hat.


    Zu deinem Zitat:

    Dass ich Töten und Verstümmeln nicht gut finde: Wenn das nur das Ergebnis philosophischer Betrachtungen wäre (dass ich das nicht gut finde), dann würde ich keinen Pfifferling darauf geben. Wenn ich dafür Philosophen studiert hätte, um die Frage zu klären, was vom Töten und Verstümmeln zu halten ist, dann hoffe ich, jemand wäre so weitsichtig gewesen, mich in die Psychiatrie einzuweisen.

    Aber was, wenn der eine recht hat und der andere komplett falsch liegt? Oder ist diese Situation unmöglich?

    Das gibt es für mich in der Philosophie gar nicht. Die Frage nach richtig oder falsch kann ich mir mit einiger Berechtigung stellen, wenn es darum geht, ob die Erde eine Scheibe ist. Oder ob eine Flüssigkeit andere Eigenschaften hat als ein Gas.

    Sobald es um Geisteswissenschaften geht, sind richtig und falsch Hinweise auf meine Art zu denken, nicht Hinweise auf die Phänomene, die ich betrachte.

    Ist der Mensch frei oder determiniert? Ist das Glas halb voll oder halb leer? Die Antworten hängen vom Betrachter ab, nicht vom Betrachteten.


    Man muss sich mal die Mühe machen, sein eigenes Denken zu betrachten. Es ist voll von Gedanken darüber, was richtig und falsch, was gut und schlecht ist. Vieles davon sind Prägungen / Neigungen meiner Persönlichkeit, nicht tatsächliche "Erkenntnisse" über das Betrachtete. Und: ich will Recht haben. Auch Philosoph zu sein, schützt nicht vor dem Verlangen, im Recht zu sein. Diese Neigung gibt es im Osten nicht in dem Maße, aber sie holen auf. Bei internationalen Kongressen waren asiatische Teilnehmer anfangs oft peinlich berührt, wenn europäische Redner ihre Meinung vorgetragen haben. Da ist eine Wichtigtuerei im Spiel, die mit der Sache nicht immer viel zu tun hat: das Ego.

    Thorsten Hallscheidt


    Zitat

    "Wenn zwei Philosophen zusammentreffen, ist es am vernünftigsten, wenn sie zueinander bloß 'Guten Morgen' sagen." - Sartre


    Da hat er nicht ganz unrecht. Weil beide denken, das was der andere sagt, sei eine fehlerhafte Betrachtung und müsse widerlegt werden. Anstatt dass sie bemerken, dass sie beide recht (oder unrecht) haben, je nach dem.


    Yin hat selber in sich wiederum einen Yin- und einen Yang-Anteil. Dasselbe gilt für Yang. Das jeweils andere kann schon im nächsten Augenblick in den Vordergrund treten, und wenig später sieht die Sache schon wieder andersherum aus.

    Aber wir mit unserem dualistischen Denken klammern uns immer an das eine oder das andere. Und wundern uns dann, dass ständig Widersprüche auftauchen. :badgrin:

    Ich rate ja immer davon ab, abendländische Philosophen mit der Buddhalehre zu vergleichen und Gemeinsamkeiten zu suchen, aber auf mich hört ja keiner! :grinsen:


    Und sei es auch Schopenhauer. Oder, oder, oder. Die Buddhalehre traf und trifft im Westen auf ein Denken, das sich grundlegend unterscheidet. Ein "Sowohl / als auch" wie wir es im Osten finden, existiert in unseren Breitengraden nicht. Unser Denken ist geprägt von "entweder / oder", "ja oder nein".


    Ich muss als Westler meine eigene Art zu denken untersucht haben und los- / freilassen können, wenn ich die Buddhalehre verstehen möchte. So sehe ich es jedenfalls.

    Es ist müßig und führt zu einer neuen Ebene von Widersprüchen, wenn ich östliches und westliches Denken vermische und umrühre.