Beiträge von Sudhana im Thema „Übersetzungvorschläge für huatou“

    Danke @Leuchtende Birke für das Schlütter-Zitat - Dumoulin hat sich mit dieser Entwicklungsphase nach meiner Erinnerung nur recht kursorisch beschäftigt, aber dass es da hinsichtlich dieser Praxis erst in der Song-Ära einen Umbruch gegeben haben muss, erschließt sich schon aus der Lektüre der 'klassischen' (tang-zeitlichen) Überlieferungen. Da man solche Entwicklungen gerne an Namen fest macht, stößt man dann irgendwann auch mal auf die Namen Dahui Zonggao und Hongzhi Zhenjue, die 'Gesicht gebend' für die zukünftigen Entwicklungen stehen - zeitlich erstaunlich nahe zum 'Import' nach Japan.


    Danke auch für Deine philologischen Erläuterungen, für einen blutigen Laien wie mich ist das hilfreich.


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    Danke, Tai für das Zitat. Ich bin selbst mit 'Koanarbeit' nicht näher praktisch vertraut (bis auf einen 'Ausreißer'), aber ich habe schon länger den Eindruck, dass die Methodik dieser Schulung signifikante Unterschiede zwischen japanischer, chinesischer und koreanischer Tradition aufweist, was mir Dein Zitat bestätigt. Hinsichtlich der Arbeit mit dem Huatou, wie sie speziell Xuyun lehrte, findet man bei seinem Schüler Lu Kuanyu Einiges - sogar in deutscher Übersetzung (unter dem bescheuerten Titel 'Die Geheimnisse chinesischer Meditation').


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    sondern Goethes 'des Pudels Kern' aufgreifen

    Das verwendet man (aber) häufig, wenn etwas überraschend ist / unerwartet ist / man etwas nicht ahnen konnte.

    Eben. ;)


    Wobei ich persönlich da weniger an Goethe denke, bei dem sich des Pudels Kern als Mephisto enthüllt, als an den bekennenden Pudelhalter A. Schopenhauer, der seinen Pudel, wenn er sich denn mal daneben benahm, mit dem vernichtenden Tadel "du Mensch!" bedachte. Was ziemlich direkt zur Frage führt, ob der Pudel menschliche oder ob Buddha Pudelnatur hat ...


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    Kennt jemand die Schriftzeichen für 'tengo'?

    轉語


    Am besten gar nicht, da dabei unvermeidlich im Original mitschwingende Konnotationen verloren gehen.


    Aber trifft dies nicht auch zu, wenn ich gar nicht übersetze? Ich meine, kaum ein Leser wird diese Konnotationen überhaupt kennen. Bei einer Übersetzung hat er wenigstens ein deutsches Wort an der Hand.

    Den Gebrauch von Fremdworten kann man erlernen, einschließlich der damit verbundenen Konnotationen. Übersetzte Fachbegriffe sind für den Leser der bequemere Weg - gleichzeitig aber auch einer, der potentiell Missverständnisse befördert. Da gibt es so gut wie nie eine direkte, wirklich 'passende' Entsprechung - und eine bequeme Übersetzung kann dazu verführen, die inhaltliche Ergründung des Begriffs, seine semantische Klärung, zu vernachlässigen.

    Ein huatou ist ja (fast) immer einem gongan/kōan entnommen und Teil eines Dialogs/Begegnung - also eher gesprochenes Wort als Überlieferung. Was denkst du?

    Nun, es sind schriftlich überlieferte, gesprochene Worte :) ... die seit Jahrhunderten immer wieder von Jemandem der Überlieferung wert befunden wurden ...


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    Wie kann man huatou 話頭/话头 am besten ins Deutsche übersetzen?

    Am besten gar nicht, da dabei unvermeidlich im Original mitschwingende Konnotationen verloren gehen. Um der Frage nicht gänzlich auszuweichen: 話 wäre hier in diesem Kontext mE i.S.v. 'mündliche Überlieferung' (wobei im Chinesischen damit zumindest 'Respekt' verbunden ist) zu verstehen. Das 頭 wiederum ist der 'Kopf' eben dieser speziellen mündlichen Überlieferung - wobei man im Deutschen da statt von 'Kopf' vom 'Kern' der Geschichte sprechen würde. Dabei geht allerdings etwas die im Begriff 'Kopf' mitschwingende Autorität verloren; das Gewicht, das auf diesen 'Kern' gelegt wird.


    Ich würde im Verlegenheitsfall gar nicht so wörtlich übersetzen, sondern Goethes 'des Pudels Kern' aufgreifen - und den so übersetzen Begriff in einer Fußnote näher erläutern :angel:. Wobei die gar nicht mal so umfangreich sein müsste, wenn man vorher, etwa in einer Fußnote zu 公案 (was ich idR als 'Präzedenzfall' übersetze), verständlich gemacht hat, wozu so was gut sein soll und wie man damit umgeht - was also eigentlich der Pudel ist. Wobei sich das allerdings weder durch mehr oder weniger angemessene Übersetzungen noch durch Fußnoten klären lässt - aber da sage ich hier sicher niemandem was Neues ...


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