Beiträge von void im Thema „Buddhismus Polytheismus“

    Sie sagte mir sie hätte dort gelernt , dass der Buddhismus mehrere Götter hätte und Buddha sei der "Obergott" .

    Der Götterbegriff ist so diffus - im Prinzip kann man alles was man verehrt als Gott sehen - dass er an der Stelle nicht so arg hilfreich ist.


    Was interesanter ist, ist über die Auffächerung der Verehrung zu sprechen.


    Die Auffächerung der Buddhas im Mahyanana begann ja mit Buddhaspekten. So symbolisiert Avalokiteshvara das Mitgefühl aller Buddhas und Manjushri den Aspekte der Weisheit. Auch in montheistischen Religionen gab es einst die Tendenz das Heilsame, Verehrenswürdige aufzuspalten. So ist ja die berühmte Kirche "Hagia Sophia" der Weisheit Gottes gewidmet. Es gab damals die Tendenz aus der Weisheit Gottes eine eigenständige, weibliche Seite Gottes zu machen - eine Absicht die dann später als ketzerische und polytheistisch zurückgewiesen wurde. (In einem Paralleluniversum hat sie es villeicht in die Viereinigkeit geschafft und lächelt uns mit ihrer Fülligkeit aus braocken bayrischen Kirchen an)


    Auch im Judentum der Kabalah gab es die Tendenz den einen Gott in das wirken veschiedener Kräfte aufzuspalten. Diese Tendenz gab es auch im Islam. So gibt es ja die Liste von Allahs 99 schönen Namen. Zum Beispiel al-Wadūd- "der Liebevolle, der alles mit seiner Liebe Umfassende", al-Ḥakīm "der Weise" um mal Namen rauszugreifen die an Avalokiteshvara und Manjushri erinnern. In der islamischen Mystik gab es sogar die Praxis, sich diese Namen einzeln zu vergenwärtigen und ihnen nahe zu kommen und im Volkglauben fertigte man Talismane mit den einzelnen Namen Allahs für verschiedene Anwendungsfälle - so wie ein Katholik für verschiedene Anliegen verschiedene spezialisierte Heilige anruft.


    Viele moderne Moslems betrachten dies mit Argwohn - für sie wären sowohl dies Talismane als auch die Parktiken der Mystiker Formen des Polytheismus. Weil Allah die menschlichen Begriffe übersteigt wird es als Anmaßung gesehen wird, ihn auf diese Art verfügbar zu machen. Dies hängt eng mit dem Bilderverbot im Islam zusammen.


    Auch im Buddhismus gab es eine zunächst anikonische Phase, in der man Buddha als "zu erhaben" ansah um ihn darzustellen oder Statuen von ihm anzufertigen. Seine Anwesenheit wurde auf Bilder nur durch Symbole wie eine Lotusknospe oder einen Bodhibaum angedeutet. Erst im 2. Jh nach Christi also viele Jahhunderte nach Buddha Tod ging man dazu über, Buddha in Statuen darzustellen.


    Für den islamischen Impuls, Gott nicht daszustellen und ihn nicht in Attribute aufzuspalten und im "Erhabenen" zu belassen gibt es also durchaus buddhistische Entsprechungen.