Beiträge von Obladi Oblada im Thema „Koans bei Kafka?“

    Hallo werte Zennies.

    Würdet ihr sagen dass diese beiden kurzen Geschichten Franz Kafkas als Koans benutzt werden können "bzw dem Sinn Nahe kommen"?

    Mich erinnern sie jedenfalls daran.

    Das ist nicht so weit hergeholt. Es gibt auch etliche Aphorismen Kafkas, die als Koans taugen. "Ein Käfig ging einen Vogel suchen" oder "Du bist die Aufgabe. Kein Schüler weit und breit".


    Irgendwo in seiner fulminanten dreiteiligen Kafka-Biographie zitiert Reinhard Stach diesen Tagebucheintrag Kafkas:


    "Ich saß einmal vor vielen Jahren, gewiß traurig genug, auf der Lehne des Laurenziberges. Ich prüfte die Wünsche, die ich für das Leben hatte. Als wichtigster oder als reizvollster ergab sich der Wunsch, eine Ansicht des Lebens zu gewinnen (und – das war allerdings notwendig verbunden – schriftlich die anderen von ihr überzeugen zu können), in der das Leben zwar sein natürliches schweres Fallen und Steigen bewahre, aber gleichzeitig mit nicht minderer Deutlichkeit als ein Nichts, als ein Traum, als ein Schweben erkannt werde. Vielleicht ein schöner Wunsch, wenn ich ihn richtig gewünscht hätte. Etwa als Wunsch, einen Tisch mit peinlich ordentlicher Handwerksmäßigkeit zusammenzuhämmern und dabei gleichzeitig nichts zu tun und zwar nicht so, daß man sagen könnte: »Ihm ist das Hämmern ein Nichts«, sondern »Ihm ist das Hämmern ein wirkliches Hämmern und gleichzeitig auch ein Nichts«, wodurch ja das Hämmern noch kühner, noch entschlossener, noch wirklicher und, wenn du willst, noch irrsinniger geworden wäre."


    Stach meinte hierzu, Kafka wusste es nicht, aber er habe da Zen entdeckt.