Beiträge von Sudhana im Thema „Koans bei Kafka?“

    Zitat

    Ich erinnere mich eines Gesprächs mit Kafka, das vom heutigen Europa und dem Verfall der Menschheit ausging." Wir sind", so sagte er, "nihilistische Gedanken, Selbstmordgedanken, die in Gottes Kopf aufsteigen". Mich erinnerte das zuerst an das Weltbild der Gnosis: Gott als böser Demiurg, die Welt sein Sündenfall. "O nein," meinte er, "unsere Welt ist nur eine schlechte Laune Gottes, ein schlechter Tag." - "So gäbe es außerhalb dieser Erscheinungsform Welt, die wir kennen, Hoffnung?" - Er lächelte: "Oh, Hoffnung genug, unendlich viel Hoffnung, - nur nicht für uns."

    Max Brod, Der Dichter Franz Kafka, in: Gustav Kronjanker (Hrsg.), Juden in der deutschen Literatur. Berlin: Welt-Verlag 1922


    Mit Buddhismus im Allgemeinen und mit Zen im Speziellen hat das, soweit ich sehe, nur insoweit etwas zu tun, als da wohl die erste Wahrheit erkannt war. Wenn man freilich hinsichtlich der zweiten Wahrheit eine falsche Ursache identifiziert - gar eine, die sich nicht aufheben lässt (womit die dritte Wahrheit schon mal ganz unter den Tisch fällt), dann weiss man auch nicht um den Weg. Schlechte Voraussetzungen zum Präsentieren eines brauchbaren Koan.


    Wobei ich persönlich mich zu denjenigen zähle, die Kafka als religiösen Humoristen (diese Charakterisierung stammt wohl von Thomas Mann) lesen. Und genau da ist auch tatsächlich zumindest ein Berührungspunkt zu manchen Koan. Mehr wohl nicht ...


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