Aus dem Grund, das Losang Lhamo gerade erwähnt hat, möchte ich hier doch etwas zu meinen persönlichen Motivationen klarstellen. Dabei darf ich aus zwei Stellen der Studie selbst zitieren:
ZitatMein Anliegen ist es nämlich, zukünftigen Schülerinnen damit ein wirksames Werkzeug und Hilfsmittel an die Hand zu geben, um mögliches Missbrauchsverhalten von Zen-Lehrern bereits frühzeitig, d. h. bevor es schließlich zu einer körperlichen Belästigung kommt, erkennen zu können. Es geht also auch um Prävention, denn das Ausmaß der nachträglichen Enthüllungen über diese Lehrer hat offensichtlich viele ihrer Schüler zutiefst erschüttert und schockiert. Deshalb ist auch eine bessere Aufklärung darüber erforderlich, dass Lehrer eben nicht irrtümlicherweise für harmlos gehalten werden, nur weil zuletzt keine sexuellen Übergriffe mehr bekannt geworden sind.
ZitatNB: Bei aller konkreten Kritik an den beiden Zen-Lehrern ist es nicht die Absicht dieser Studie, seine Leser davon abzubringen, sich dem Zen-Buddhismus zuzuwenden und ihn zu praktizieren. Meiner persönlichen Entwicklung waren die Meditationsübungen des Zen stets sehr zuträglich und so möge sich auch der Leser sein eigenes Bild von den Vorzügen und Leistungen des Zen machen.
Und wir erinnern uns: wir wären alle jetzt nicht an diesen Punkt der Diskussion gelandet, hätte - zugespitzt formuliert - Dr. Klaus Zernickow damals in der Stille seiner Arztpraxis die richtigen Entscheidungen getroffen. Man sieht also, wie breit die Wellen von solchen Taten schlagen.
Auch hier ist es so, dass zu viel Mitleid und zu wenig Mitgefühl eine klare Sicht verhindert.
Das liegt meist auch daran, dass man die eigene Unterwerfung nicht erkannt werden will. Ich jedenfalls habe Mitgefühl mit den Opfern und kann auch helfen, das weiß ich aus Erfahrung. Hätte ich Mitleid mit dem Opfer, muss ich den Täter hassen. Aber der Täter interessiert mich nicht, um deren Busse kümmern sich viel besser juristisch organisierte Menschen.
Mir ist jeder Missbrauch mein Mitgefühl wert, nicht selektiv der sexuelle, der ist nicht so häufig wie der ganz normale Missbrauch von Menschen die glauben sie müssen gehorsam sein, egal ob es sie verletzt.
Mein Missverstehen von sexuellem Missbrauchsopfern wurde erst zu Mitgefühl, als ich erkannte, dass ich nichts gegen Missbrauch unternehme, zum Beispiel auf dem Arbeitsplatz, wo ich die sexuelle Komponente nie kennengelernt habe. Mein Mitgefühl wurde erst geweckt, als ich anfing für Opfer da zu sein und die Täter nicht mehr beachtete. Ich habe Opfer stark gemacht, damit sie nicht mehr glauben, dass sie sich vor irgendjemanden zu beugen haben. Meine Chefs waren nie begeistert von meinem Verhalten ihre Macht in Leere laufen zu lassen.