Beiträge von melong im Thema „Fragen zum Selbst und Wiedergeburt“


    Hallo Silke


    ich fühle mich in keinster Weise angegriffen. Deine Frage ist ganz normal. Ich war ja auch mal in einer solchen Lage wie du :)
    Ich kann dir das ganz einfach beantworten: Weil es ab einem bestimmten Punkt der Praxis keinen Unterschied mehr gibt zwischen "Glauben" und "Wissen". Dies hat mit der Erforschung dessen zu tun, was so schlicht "Wirklichkeit" oder "Wahrheit" genannt wird.
    Aber der Begriff von "Wiedergeburt" hat für mich nichts mit Re-Inkarnation zu tun oder mit dem Wandern einer "Seele". Wen du meinen andern Beitrag liest, dann bekommst du vielleicht eine Ahnung davon, was es beinhaltet:
    Betreff: Fragen zum Selbst und Wiedergeburt

    Betreff: Fragen zum Selbst und Wiedergeburt


    Silke79:

    Ich frage gleich mal weiter:
    Ist es denn ein individuelles Selbst, das "weitergegeben" wird? Wenn nicht, warum sollte ich mich denn dann um ein gutes Karma bemühen?


    Wenn du dich für Buddhismus interessiert, dann wird nichts daran vorbeiführen, dass du selber Schriften studierst und ggf. Lehrer hörst.
    Alles ist freiwillig. Nichts ist "muss".
    Das tragende Fundament der buddhistischen Lehre bilden Wiedergeburt und Karmalehre. Ohne die gibt es keinen Buddhismus.
    Aber die Frage die du stellst ist gut, denn sie zielt auf einen wesentlichen Punkt ab: diejenige die sich selbst als "ich" wahrnimmt, wird sich nicht im nächsten Leben als das identische "ich" wahrnehmen, obgleich sie sich auch als "ich" wahrnehmen wird. Das Kontinuum ist das gleiche, aber das konventionelle Lebewesen wird ein anderes sein.
    In gewissem Sinne ist es also so, dass wenn du dich in diesem gegenwärtigen Leben nicht um das Wohl dieses "anderen" Lebenwesens kümmern willst, welches "du selbst und doch nicht du selbst" sein wirst, buddhistische Übung wenig Sinn macht. So gesehen ist die qualitative Haltung die man in diesem gegenwärtigen Leben den "wirklich" anderen Lebewesen entgegenbringt identisch mit der Haltung, die man dem "vermeintlich" anderen Lebenwesen des eigenen Kontinuums in zukünftigen Leben entgegenbringt. Da die Haltung die man in diesem gegenwärtigen Leben den "wirklich" anderen Lebenwesen aber (karmisch) darüber entscheidet, wie das Dasein des "vermeintlich" andere Lebewesens des eigenen Kontinuums in zukünftigen Leben aussehen wird, ist die logische Konsequenz die, dass man mit seiner Praxis sich selbst nur dann Gutes tut, wenn man auch in gleichem Maße für andere praktiziert. Die konsequente Umsetzung dieser Rationale (des Praktizierens für alle Wesen, d.h. für sich selbst und andere) findet man nur im Mahayana-Buddhismus.