Beiträge von void im Thema „Was ist säkularer Buddhismus?“

    Das Wort "säkular" ist eben recht unscharf.


    1.Verzicht auf Übernatürliches

    An kann darunter einen Verzicht auf alle möglichen übernatürliche Dinge verstehen - auf Magie, Wunder und Gottheiten. Da auch Buddha eher nüchtern war wären dann der Buddhismus eh schon sehr säkular. Das man nicht an Nagas, den Weltenberg Meru oder Baumgeister glaubt muss einen nicht vom edlen achtfachen Pfad abhalten, da diese eher marginal sind.


    So definiert ist gegen einen säkulare. Buddhismus wenig zu sagen.


    2. Verzicht auf Überwindung des Normalen.

    Aber es gibt noch eine andere Lesart, nach der säkular bedeutet, der Buddhismus solle sich von seiner soteriologische Dimension - der Überwindung Samsaras lösen und stattdessen den Menschen ein besseres Alltagsleben ermöglich - weniger Stress, mehr Leistung, besserer Psychohygiene und Paarbeziehung. Dies ist eine ganz andere Baustelle.


    Wenn man das Ziel des Buddhismus als die Überwindung von Samsara sieht, dann wäre eine spirituelle Praxis die das nicht leistet und an samsarisches Zielen hängen bleibt, "weltlich" zu nennen.


    Ist so ein "weltlicher Buddhismus", der statt Samsara zu überwunden will, dieses zu verbessern sucht, überhaupt Buddhismus? Man würde erstmal strikt mit "Nein" antworten.


    Aber vielleicht ist es sogar so, dass die Anzahl derer die sich mit weltlichen Zielen an den Buddhismus gewendet haben immer die Mehrheit gewesen ist. Seit Ashoka wurden ja die Ordinierten dazu angehalten für das Wohl den Staat zu beten. Jeder Mönch war eine kleine Gebetsmühle die für die säkularen Ziele des Staates "Verdienst" erwirtschaftete.


    Und auch sonst gab es immer Leute die sich Gesundheit, gute Wiedergeburt, beruflichen Erfolg, Schutz vor Krankheiten, Friede für die Verstorbenen und Erdbeben wünschten. Sie bildeten ja das Rückgrat auch gerade des religiösen Buddhismus. Religiöser Buddhismus ist eben sehr häufig ziemlich weltlich/samsarisch gewesen. Der Buddhismus hat sich Dank erheblicher Kompromisse und Nebenjobs durch die Jahrhunderte gewurstelt.


    Man kann da ja nicht mal wirklich die Trennlinie zwischen dem Reinen und dem Unreinen ziehen. Buddhismus existierte immer "in Samsara" - viel an Heiligkeit ist eingebildet.


    Es gab und gibt eine Querfinanzierung in der Amuletten und Begräbnisse die Ausbildung von Ordinierten möglich machen.


    Selbst ein angesehener Reformer wie Hakuin war einerseits seinen nach Befreiung strebenden Schülern eine Hilfe er malte aber auch für die Bauern die sieben Glücksgötter - was ja eher dem materiell ausgerichteten Volksbuddhismus entstammte.


    Wenn Leute heute die Verbesserung des Alltags mit buddhistischen Mitteln versprechen - Leistungssteigerung für Manager, Stressreduktion zur gelungenen Selbstausbeutung dann knüpft man ja nahtlos an den Handeln mit Amuletten an. Die Frage ist: Kann man den Giftshop loswerden. Und eine Schritt in welche Richtung wäre das?


    Wenn man wie Jesus die Händler und Geldwechsler aus dem Tempel wirft, wo kommt man da an? In einem endlich sakralen Bereich gereinigt von weltlicher Gier. Oder in einem ganz säkularen Bereich gereinigt von falschen Götzen?


    Es kommt darauf an den richtigen Frontverlauf zu klären. Und da können ja mißverständliche Begriff zur Verwirrung beitragen.


    Von daher finde ich den Begriff "Naturalistischen Buddhismus" gut. Weil er nur 1 - den "Verzicht auf Übernatürliches" bedeutet. Es ist ein guter Begriff.


    Wenn aber sowohl der Begriff "samsarisch" als auch der Begriff "säkular" als "weltlich" übersetzt werden können dann tut das doch ganz unnötig eine Quelle an Missverständnissen auf - es ist ein schlechter Begriff ganz nahe an einem Januswort - einem Begriff der sein eigenes Gegenteil bedeuten kann.