Beiträge von Himmelsbaum im Thema „Esoterischer /magischer / tantrischer Theravada“

    Ich habe auch ohne das Buch gelesen zu haben keinen Zweifel das sie bzgl. der Definitionsmöglichkeiten von "Theravada" ausgezeichnet informiert ist!


    Dies war ja auch eine Kritik an Esoteric Theravada und nicht an Crosby. Von der ich auch das Theravada-Buch und weiteres gelesen haben.


    gerade in der traurigen Geschichte Kambodschas war es Mord und Totschlag der zum "Verfall" dieser Tradition führte.

    Hier verweist du auf einen Verfall ausgelöst durch einen externen Schock. Es gibt aber auch den inneren Zerfall, wo die Träger der Tradition aufhören, ihre Schriften ernst zunehmen, aufhören sie zu lesen, aufhören sich an die Ordensregeln zu halten usw. Und am gefährlichsten ist eine Kombination. Blackburn schreibt in Buddhist Learning and Textual Practice in Eighteenth-Century Lankan Monastic Culture:


    Zitat

    "By 1730, no fully ordained monks remained in Lanka. Those monks who remained in control of Buddhist temples and their properties were known as ganinnanses. A ganinnanse (lit., “honorable member of a community”) was a monk who had become a member of the samgha without going through the customary procedures for becoming a novice and for receiving higher ordination… The result were the ganinnanses, who “represented a new type of monk peculiar to the early Kandyan period, not known before that time or since in the history of Buddhism in Ceylon” (Malalgoda 1976, 54)…


    There are some indications that they held themselves separate from the larger lay community by observing (at least formally) the ten moral precepts appropriate to a novice monk or a particularly devout lay Buddhist. At the same time, they typically retained their family names rather than taking on a new one, as is customary at the time of Buddhist monastic ordination" {Blackburn 2001 #2586D: 37}.


    Die Kraft sich zu erneuern, ist wichtig und kein Selbstläufer. Der Theravada hat dies vornehmlich, aber nicht ausschließlich, durch Restauration getan. Und dies war möglich, weil sie die Bücher der Großen Tradition tradierten und daher zurück konnten. Hat man diese Bücher nicht mehr oder nimmt sie weiterhin nicht ernst, dann wird sich eine schlechte Situation idR weiter verschlechtern.


    ...eine echte "kleine Tradition".

    Ja, sehe ich auch so. In dem anderen Faden hatte ich What Kind of Buddhism is that? von Collins als Lesetipp empfohlen. Er führt einige verschiedene Punkte, u.a. kursorisch was Theravada ist/sein kann, an und sagt dann über die Weikza: "it's a kind of Burmese Buddhism". Finde ich auch. Weikza ist eine gelebte Form des burmesischen Buddhismus und daher Ausdruck eines anthropologischen Buddhismus (aka Kleine Tradition).

    Die wichtigste Definition fehlt hier und bei Crosby: nämlich Theravada. Crosby's Esoteric Theravada, und hier schreibe ich aus der Erinnerung, ist in diesem Punkt für mich am schwächsten. Ansonsten 3,5 von 5 Sternen.


    Ihr konzeptueller Ansatz, was Theravada ist, ist nicht wirklich ausgearbeitet. So verweist sie darauf, das borān kammaṭṭhāna durch den Reformbuddhismus unterdrückt wurde, weil diese Meditationstradition als nicht-authentisch angesehen wurde. Sie beschreibt, dass diese Bewertung falsch ist, weil borān kammaṭṭhāna auf dem Abhidhamma-System gründet. Was sie aber nicht diskutiert ist die Möglichkeit, dass eine Orthodoxie, hier die theoretische Fundierung der Meditation, dennoch zu einer Heteropraxie führen kann. Und die Ablehnung von borān kammaṭṭhāna als Nicht-Theravada im Sinne der Großen Tradition erfolgte durch die Nicht-Begründbarkeit der Praxis durch die klassischen Schriften.


    Der Theravada ist geprägt durch Blüte und Verfall und Reform und wieder von vorne. Dieser Wechsel betrifft die Kleine Tradition, also die Tradition, die die Lehre lebt. Inwieweit ist das, was von der Tradition selbst als Verfall angesehen wird, auch echte Tradition?