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Ich hadere mit der Art, wie ich mein Leben lebe. Viel mehr aber, wie wir (fast) alle unsere Leben leben.
Damit meine ich, dass ich infrage stelle, ob es das Richtige ist, jeden Tag acht bis zehn Stunden arbeiten zu gehen. Nur um Rechnungen, Miete etc. zu zahlen, nur damit ich dasselbe im nächsten Monat wieder tun kann... und wieder und wieder und wieder.
Um es etwas greifbarer zu formulieren: Ich frage mich, ob der Kapitalismus und das Mitspielen in diesem System wirklich das ist, was einen zur Erfüllung seines Lebens bringen kann.
Gewiss stecke ich in keiner Depression, aber ggf. in einer kleinen Sinnkrise, das mag sein.
Welcher Mensch war das denn noch nicht und genau deshalb haben sich doch einige hier im Forum versammelt, um Anregungen, Ideen, Leitfäden aus dem Buddhismus für sich und Ihre Leben zu adaptieren.
Wenn ich schrieb, ich hadere mit meinen Gedanken, meinte ich damit, dass ich mich selbst immer wieder erwische, wie ich sehr herabschauend bin und unglaublich schnell über Menschen urteile. Ein Alltagsbeispiel wäre, dass ich einen dicken Menschen sehe und ich direkt denke: "Meine Güte, muss das sein!" - ich möchte das gar nicht, ich habe nichts gegen dicke Menschen und dennoch kommen diese unausstehlichen Gedanken - dass man mit so etwas hadert, erachte ich nicht als depressiv, sondern als selbst reflektierend.
Wenn ich sagte, dass mir alles misslingt, meinte ich damit, dass ich einen Schraubendreher aus der Hand fallen lasse oder nicht direkt den Schraubenkopf perfekt treffe.
Gegebenenfalls haben meine Schilderungen zu viel Interpretationsspielraum gelassen, dafür möchte ich mich entschuldigen und grenze das Gesamtbild hiermit etwas ein.
Seit meinem nicht Kiffen, kommen einfach all die Gedanken, Gefühle hoch die ich so lange unterdrückt habe. Diese versuche ich nun greifbar und verarbeitbar zu machen.
Derweil stelle ich fest, dass einige Konventionen in unser aller Leben (das der meisten), nicht die Werte, Normen und Dinge sind, die für mich erstrebenswert sind. --- Großes Haus mit Vorgarten, dickes Auto, hübsche/r Partner/in, Kinder, Hund und immer die neuesten Elektrogeräte.
Höher, schneller, weiter.
Ich bin ein lebensfroher, lustiger, kontaktfreudiger Mensch, nichtsdestotrotz hinterfrage ich meine Lebensart, meine Gedanken und meine Gefühle. Dabei kritisch mit sich selber zu sein, erachte ich nicht als psychisch krank, sondern als Entwicklungsprozess und einen neuen Weg, den man für sich erschließen möchte.
Liebe Grüße
Bolthvil
Servus Bolthvil!
Deine Gedanken kenne ich, und viele andere Menschen auch.
Was mir geholfen hat, war neben einer intensiven meditativen Praxis, der Rückzug aus den Sozialen Netzwerken.
Ich lese kaum noch Nachrichten und verfasse nur noch wenige Beiträge im Netz.
Auf der einen Seite wird man mit schlechten Nachrichten (gegen die man meistens nichts tun kann) erschlagen, und auf der anderen Seite wird man in den Foren belogen und beleidigt.
Auch in den buddhistischen Foren ist dieser Hass (bedingt durch Angst) schon angekommen.
In Wirklichkeit interessiert sich niemand für Dich und mich.
Es ist eine weitere scheinbar anonyme Bühne, wo jeder sein darf, was er im Alltag nicht ist (Erleuchtet, Lehrer, Doktor und Politiker).
Als ich mich vor einigen Monaten geweigert hatte, die Russen zu hassen, hinter Corona eine Verschwörung gegen die Menschen zu sehen, wurde ich direkt und indirekt beleidigt, gemobbt und angegriffen (in verschiedenen Foren) .
Man hat mich mit Hass und beleidigungen, Sticheleien überschüttet.
Das passiert derzeit überall.
Du hörst in Deinem Herzen eine Stimme, die Dir sagt, dass irgendetwas nicht stimmt.
Das ist gut so.
Aber für die Welt inkl der Menschen gibt es keine Hoffnung mehr.
Der Hass und die Angst verschwinden nämlich nicht, aber wenn du die buddhistische Lehre zur Herzensangelegenheit machst, dann kommst du aus diesen Kreislauf heraus.
Suche dir einen Lehrer inklusive Sangha und lass diese innere Stimme nicht verstummen.
Meide das Internet wo es dir nur möglich ist, ebenso die Nachrichten.
Dann geht es ziemlich schnell wieder bergauf.
Alles Gute für dich!