Beiträge von Bebop im Thema „Zen Buddhismus & Christentum“

    Zitat

    Ich gehe nicht so weit wie D.T. Suzuki, der ein faschistisches oder faschistoides Zen-Verständnis für etwas völlig normales hielt und da auch (wie als Gegenstück Dürckheim) keinerlei Berührungsängste hatte. Dafür bedarf es freilich zunächst einer nicht unproblematischen "Setzung": nämlich der, Zen sei ethikfrei.


    Das ist ein altes Märchen, mit dem Daisetz Suzuki aus der linken Szene heraus diskreditiert werden soll (siehe Brian Victoria). Tatsächlich war er der Meinung, dass sich Moral nicht mit dem Verstand allein bewältigen lässt, sondern aus einem inneren Geist entstehen muss: Die Tatsache und unser Geist sollen sich wie zwei Spiegel gegenüberstehen., ohne einen "eingreifenden Agens" Link (Englisch). Mit anderen Worten, er hatte - in meinen Augen ist das wesentlich - erkannt, dass die Regeln, Bodhisattva-Gelübde etc. nicht der Weisheit letzter Schluss sind. Wer das denkt, muss keinesfalls deshalb dem japanischen Nationalismus zuneigen, wie zeitweise Suzuki, er kann genauso z.B. auch dem Kommunismus frönen, denn diese Dinge haben nicht unmittelbar miteinander zu tun. Gedankenspielereien zu Ideologien befinden sich auf der gleichen Ebene wie solche zu Benimmregeln - da ist dann eben ein "eingreifendes Agens" und nicht nur die Spiegelung von Realität. Wer sich nicht auch mit diesem Zustand vertraut macht, den Suzuki beschreibt, wird manches Koan in seinem Leben nicht bewältigen, darauf wette ich.


    Um zum eigentlichen Thema zu kommen. Manche überrascht es vielleicht, dass Kosho Uchiyama, der Zenlehrer aus dem Antaiji, einen Text voller Bibelzitate verfasste, der nun nochmal als "Moderne Zivilisation und Zen" aufgelegt wurde. Darin wird Zazen als Religion und Gebet verstanden:


    "Es gibt keinen reineren tatsächlichen Ausdruck dieser Art von Gebetshaltung als Zazen.


    „Oh mein Vater ... nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ (Matthäus 26:39)


    „Gott sei mir Sünder gnädig.“ (Lukas 18:13)


    „Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name, Dein Reich komme. Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.“ (Matthäus 6:9–10)


    Dieser reine Inhalt des Gebets ist in der Zazen-Form enthalten. Doch wie kann das Zazen, das wir, die wir in Sünde gefallen sind, praktizieren, das enthalten, was sich Gott selbst nähert? Das ist, wie wir sehen werden, durch die Unterstützung des religiösen Gelübdes und der Reue möglich. Anders ausgedrückt können wir sagen, dass es wirklich religiöses Zazen ist, wenn es mit dem religiösen Gelübde und der Reue praktiziert wird."


    Mein Lieblingssatz ist jedoch dieser:


    "Man könnte sagen, dass Zazen die Haltung ist, die hier und jetzt den sündenbeladenen Körper Adams an das Kreuz nagelt."