Beiträge von Voyager im Thema „Buddhas stufenweise Belehrung und der bedingte Eintritt in die Lehre“

    In unserer Kultur glaubt man wohl überwiegend an einen einmaligen Erfahrungsraum ('das Leben?')

    Hast einen anderen realen Erfahrungsraum, als Dein Leben? Deinem Kulturkreis?

    Woran soll man sich den sonst halte als an den eigenen Erfahrungsraum des eigenen Lebens?

    Schreibst du aus meinem Erfahrungsraum?


    Ich wollte damit eine diskursprägende also vielleicht: kulturdominante Ansicht und auch extreme Ansicht kennzeichnen: 'das Leben ist ein biologisches Erzeugnis'. Mit dieser Formulierung meine ich auch einen elaborierten oder simplen Glauben an ein 'Ichbewusstseinwesen', welches durch irgendetwas hervorgebracht wurde, und schließlich für immer (so weit traut man sich da ja zu denken ... 'für immer'...) untergegangen sein wird. - Untergangen sein wird mit allen Konsequenzen: keine Konsequenzen :) keine Wirkungen nach dem Tod. Allenfalls hypostasierte Folgen, nur so gedachte Wirkungen für 'das andere was noch sein wird, und/<> nicht für einen selbst (-> 'man man selbst ist dann ja nicht mehr!')


    So (unbewusst) 'dual' denkt man in diesem Fall auch. Ähnlich wie in allen weiteren Denkfällen, in denen die vollkommen unbezweifelte Grundansicht 'Welt und/<> Ich' steht* und damit den Boden, den Untergrund für weitere Denk- und Vorstellungsfälle bereitet. Das heisst: den Boden bereitet für die Vereinnahmungen, für das zu mein machen solchen Denkens und Vorstellens.


    Und ... um das Erkennen diesen permanenten Kernmechanismus (vor allem ja im kulturellen, im nicht zurückgezogenen Leben, in denen man ständig Information ausgesetzt ist) geht es ja im Buddhismus?



    Es wundert mich ein wenig, dass du das fragst. Ich würde sagen Buddha, lehrte (auch) das Netz der Ansichten, dazu wie man sich ihm entfremdet. Was ist das Netz der Ansichten anderes, als das, was man durch die Kultur, durch die soziale, gesellschaftliche, mediale ... Umgebung übergezogen bekommt, was man teils selbst/aktiv vereinnahmt, von dem man teils (unbewusst)/passiv direkt vereinnahmt wird?





    Zu deiner anderen Frage - 'Woran man sich halten soll'.


    Ich meine nicht Informationen, die man in jeder (!) Umgebung braucht, damit auch einmal angenehmes Gefühl möglich ist. Auch nicht Information, die hilfreich ist, um ungute Gefühle zu verhindern :) (kulturrelevante Informationen?) Ich rede über das (unbewusste) Vereinnahmtsein von sozialisationsspezifischen (also auch kulturellen) Denken. An dieser Stelle konkret von dem gemachten Versuch, Buddhas thematisierte Verdeutlichungen über den anfanglosen Fluss (und bedingt auch 'Fortfluss') von Bewusstsein in Abhängigkeit, in welchem es nach dessen Rede keinen immerfesten Halt gibt - auch nicht 'in einem Tod', als listige aber gutgemeinte? Motivation, für Anhänger und Zuhörer seiner Zeit darzustellen. - damit sie den eigenen-nichteigenen Geist befreien? - so herum möchte ich das Wort 'Sittlichkeit' einmal drehen.


    Freiheit und 'Sittlichkeit' - das wäre ein spannendes Threadschlagwort, was denkst du? Ich möchte hier schon schreiben: Nutzen, Funktion von Sittlichkeit: 'kleinere oder grössere Befreiungen, durch höfliches, freiheitliches, offenes, freundliches, verlässliches - sittliches? Verhalten - angenehmes Gefühl dabei? Nutzen für andere auch? Auf sich selbst achtend achtet man auf andere, auf andere achtend achtet man auf sich selbst ... Silaeinhaltung als konsequente Geistprägung, Silaeinhaltung (Sittlichkeit?) wie mindestens jeder erste Schritt: bewusst, also mit Absicht, wodurch sich durch weitere bewusste Schritten 'Sittlichkeit' nach und nach im Herzen einstellt, als unbewusster Wunsch oder auch als unbewusste Erwartungshaltung an andere. Wodurch man sich arg verletzbar machen kann, je nach dem, wie und woran man haften will, an welchen mit Gefühl verbundenen Vorstellungen und Einstellungen, alles bedingt und jetzt ist das hier auch vorbei.




    *noch dazu ohne die Möglichkeit, so ein (eigenes) Ich abschliessend zu erklären (denn es wandelt sich ja alles mit jedem Moment). Ebenao ist es mit einer subjektiven oder objektiven Welt. Eigentlich sind doch alle Bestimmungen ziemlich vage, vielleicht können wir diese Einschätzung teilen? Ein Teil für dein Ich und Teil für mein Ich. Hmm dann hat jeder ne halbe Einschätzung - das hilft am Ende aber ja auch wieder nicht weiter :( ;):sunny:


    Hallo Monika


    Im Gegenteil erscheinen mir void s Erklärungen über Buddhas Wirken von kultureller Eingenommenheit geprägt. Ich rede von westlichen Vorstellungen über das Leben und die vorliegende Lehre. In unserer Kultur glaubt man wohl überwiegend an einen einmaligen Erfahrungsraum ('das Leben?') und so geprägt/eingenommen scheint mir der Erklärungsversuch von void.

    Was ist die Funktion hier in dieser Rede an die Mönche?

    Buddha sagt den Mönchen, Sittlichkeit, Geistesruhe und Vertiefung anzugehen und stellt ihnen dazu die Fähigkeit Einsichten in künftige und vergangene Leben in Aussicht. Es dient also als eine Motivation auf dem Weg.

    Danke für die Antwort.


    Ja das sehe ich auch so. Was denkst du: wie gut funktioniert (ich nehme das Wort mit Absicht, du brachtest den Begriff ein) Motivation, wenn das motivierende Ziel nicht möglich wäre? Motivieren dich Ziele, die nicht erreichbar sind?

    Wann taucht eigentlich die Karma-Lehre zuerst auf? Ist das bei den frühen Upanischaden, oder gab es sie früher schon? Ich hatte immer den Eindruck, dass Karma und Wiedergeburt auch erst recht späte Lehren waren.


    Ich denke mir, egal wer zuerst gesagt hat, dass die Banane krumm ist, sie ist krumm und darum geht es.


    Zitat

    "Wünscht sich, ihr Mönch, ein Mönch: 'Wär' ich doch imstande, mich an manche verschiedene frühere Daseinsform zu erinnern, als wie an ein Leben, dann an zwei Leben, dann an drei Leben, dann an vier Leben, dann an fünf Leben, dann an zehn Leben, dann an zwanzig Leben, dann an dreißig Leben, dann an vierzig Leben, dann an fünfzig Leben,dann an hundert Leben,dann an tausend Leben, dann an hundertausend Leben, dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehungen, dann an die Zeiten während mancher Weltenvergehungen, dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehungen-Weltenvergehungen, 'Dort war ich, jenen Namen hatte ich, jener Familie gehörte ich an, das war mein Stand, das mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende, dort verschieden trat ich anderswo wieder ins Dasein, da war ich nun, diesen Namen hatte ich, dieser Familie gehörte ich an, dies war mein Stand, dies mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende, da verschieden trat ich hier wieder ins Dasein', wär' ich doch also imstande, mich an manche verschiedene frühere Daseinsform zu erinnern, mit je den eigentümlichen Merkmalen, mit je den eigenartigen Beziehungen', wünscht er sich das, ihr Mönche, dann soll er nur vollkommene Sittlichkeit üben, innige Geistesruhe erkämpfen, der Vertiefung nicht widerstreben, den Hellblick gewinnen, ein Freund einsamer Orte sein.

    Majjhima Nikaya 6


    void


    Was ist die Funktion dessen was Buddha sprach? Zum einen das erkennbar zu machen was erkennbar ist?


    Was ist die Funktion hier in dieser Rede an die Mönche?

    Nein. Denn jeder Mensch möchte sich von der Ver-zweifelung (Dualismus) von Haben, Verlieren, Gier in jeder Form befreien, oder es wenigstens verstehen. Wie kann ich zufrieden leben, also ohne diese quälenden Gedanken an mein Leben jetzt und in Zukunft?

    Wie werde ich das Hamsterrad der Sorgen und Bedenken verlassen können?

    Ja wir müssen an Karma und Wiedergeburt glauben um die vier Wahrheiten aufnehmen zu können, damit wir erleichtert erkennen können: "Alles das entsteht, muss vergehen."


    Bei dieser letzten Aussage kommt es aber im Buddhismus sage ich mal nocheinmal gesonderter auf den Identifikationsvorgang (..) an. Was entsteht genau? Und was vergeht genau? Ein Wesen hervorgebracht und und schliesslich zerstört von äusseren Bedingungen - von der Vergänglichkeit eines solchen Wesens ist in der Lehre Buddhas zum Beispiel eher zu lesen: dass dies eine grundlegende Ich-Ansicht ist.


    Von der Vergänglichkeit also solcher Wesen, die der Normalverstand mit Beobachtungsfehler abstrahierend hervorbringt, ist beispielsweise in der Lehre, die hier als Besprechungs(unter)grund gelegt wird, nicht die Rede.