Beiträge von Leonie im Thema „Religion“

    Allerdings ist der Reflex, wegen dieser Gegebenheiten Religion grundsätzlich abzulehnen, ebenso verfehlt, weil damit auch die Quelle für Angstbefreiung, Geborgenheit, Wunschlosigkeit und ungerichtetem Glück verloren gehen, die den eigentlichen Kern der religiösen Erfahrung ausmachen.

    Wenn du Religion oder das Religiöse als Quelle für Angstbefreiung, Geborgenheit, Wunschlosigkeit etc. ansiehst und diese Quelle als "Kern" religiöser Erfahrung bezeichnest, dann ist zunächst doch zu fragen, wie denn Angst und Befreiung von Angst, Geborgenheit, Wunschlosigkeit oder Zufriedenheit faktisch zustande kommen?

    Es sind doch in erster Linie die menschlichen Beziehungen und die Begegnungen in denen Liebe oder Gewalt erlebt werden und die Menschen aus Gier, Hass und Verblendung sich schaden und verletzen oder aus Gierlosigkeit, Hasslosigkeit und Unverblendung anderen absichtslos helfen können. Es braucht also keineswegs einer religiösen Erfahrung oder Religion und jeder kennt wahrscheinlich das Empfinden, wenn man einem Menschen begegnet, der nichts von einem will, noch nicht einmal das, was er als das Beste für dich hält. So einen Menschen sehe ich in Christus und auch in Buddha - und die haben keineswegs eine Religion gegründet und deren Freiheit beruhte auch nicht auf einer Erfahrung, sondern auf Weisheit und Liebe.

    Es ist also die Selbstlosigkeit, die sich hier als "Quelle" zeigt.

    Ich bin ein religiöser Mensch

    Zitat

    31. "Bhikkhu, 'Ich bin' ist eine Vorstellung; 'Ich bin dies' ist eine Vorstellung; 'Ich werde sein' ist eine Vorstellung; 'Ich werde nicht sein' ist eine Vorstellung; 'Ich werde Form besitzen' ist eine Vorstellung; 'Ich werde formlos sein' ist eine Vorstellung; 'Ich werde wahrnehmend sein' ist eine Vorstellung; 'Ich werde nicht-wahrnehmend sein' ist eine Vorstellung; 'Ich werde weder-wahrnehmend-noch-nicht-wahrnehmend sein' ist eine Vorstellung. Vorstellung ist eine Krankheit, Vorstellung ist ein Geschwür, Vorstellung ist ein Stachel. Indem man alle Vorstellung überschreitet, Bhikkhu, wird man ein Stiller im Frieden genannt [6]. Und der Stille im Frieden ist nicht geboren [7], er altert nicht, stirbt nicht; er wird nicht erschüttert und hat keine Sehnsucht. Denn da ist nichts in ihm gegenwärtig, wodurch er geboren werden könnte. Nicht geboren, wie könnte er da altern? Nicht alternd, wie könnte er da sterben? Nicht sterbend, wie könnte er da erschüttert werden? Nicht erschüttert, wie könnte er da Sehnsucht haben?"

    Majjhima Nikāya 140


    Mir scheint, du ergehst dich gern in Vorstellungen über dies und das.

    Im Buddhismus finde ich die Quelle, aus der Religion entspringt, am klarsten und deutlichsten.

    Und du hast dir auch eine eigene Vorstellung von Buddhismus gebastelt.