Allerdings ist der Reflex, wegen dieser Gegebenheiten Religion grundsätzlich abzulehnen, ebenso verfehlt, weil damit auch die Quelle für Angstbefreiung, Geborgenheit, Wunschlosigkeit und ungerichtetem Glück verloren gehen, die den eigentlichen Kern der religiösen Erfahrung ausmachen.
Wenn du Religion oder das Religiöse als Quelle für Angstbefreiung, Geborgenheit, Wunschlosigkeit etc. ansiehst und diese Quelle als "Kern" religiöser Erfahrung bezeichnest, dann ist zunächst doch zu fragen, wie denn Angst und Befreiung von Angst, Geborgenheit, Wunschlosigkeit oder Zufriedenheit faktisch zustande kommen?
Es sind doch in erster Linie die menschlichen Beziehungen und die Begegnungen in denen Liebe oder Gewalt erlebt werden und die Menschen aus Gier, Hass und Verblendung sich schaden und verletzen oder aus Gierlosigkeit, Hasslosigkeit und Unverblendung anderen absichtslos helfen können. Es braucht also keineswegs einer religiösen Erfahrung oder Religion und jeder kennt wahrscheinlich das Empfinden, wenn man einem Menschen begegnet, der nichts von einem will, noch nicht einmal das, was er als das Beste für dich hält. So einen Menschen sehe ich in Christus und auch in Buddha - und die haben keineswegs eine Religion gegründet und deren Freiheit beruhte auch nicht auf einer Erfahrung, sondern auf Weisheit und Liebe.
Es ist also die Selbstlosigkeit, die sich hier als "Quelle" zeigt.