Die "Sitzknochen", von denen Hendrik schreibt, sind konkret die beiden Sitzbeinhöcker. Die sind, wenn man beim Sitzen mal die Hände unter die Gesäßbacken schiebt, gut fühlbar / lokalisierbar. Der eigentliche untere 'Ankerpunkt' ist jedoch Huiyin (ca. Mitte des Perinäums). Der zweite, senkrecht darüber liegende obere 'Ankerpunkt' ist Baihui (der Kreuzungspunkt der gedachten Verbindungslinie zwischen beiden Ohrspitzen und der Schädeldachmittellinie). Die Wirbelsäule zwischen diesen beiden Punkten ist gestreckt auszurichten - man kann sich dabei vorstellen, dass beide Ankerpunkte auseinander streben. Sie soll dabei jedoch trotzdem ihrer natürlichen Krümmung folgen, aber eben nicht 'gestaucht'. Die beiden Punkte entsprechen übrigens in etwa dem Muladharachakra und dem Sahasrarachakra im Yoga.
Das bedingt, dass beim Sitzen (gleich ob auf Kissen, Bänkchen oder Stuhl) das Becken etwas nach vorne gekippt werden muss - bei einem Stuhl mit Hilfe eines Keilkissens. Die Achse der Kippung ist das Iliosakralgelenk. Dieses Gelenkverbindung ist nur sehr beschränkt beweglich und die bewusste Empfindung und Steuerung der Kippung muss idR achtsam erlernt/erfahren werden. Ansonsten fällt man beim Sitzen ins Hohlkreuz, was schnell zu Problemen führt. Ein weiteres häufiges Problem ist, dass die Lendenmuskeln untrainiert sind, bedingt durch unsere bequeme Sitzkultur (Sessel, Sofa ...), so dass die Aufrichtung bei längerem Sitzen nachlässt und es dann zu Fehlhaltungen kommt, die wiederum Schmerzen verursachen. Mit regelmäßigem Sitzen (= Training) gibt sich das.
Im Oberkörper führt die Streckung und Ausrichtung auf den Punkt Baihui dazu, dass die Schulterblätter nach hinten und unten ausgerichtet werden; das Brustbein (konkret der Punkt Jiuwei zwischen Brustbein und dem kleinen 'Schwertvorsatz', Processus xiphoideus) ist nach vorne ausgerichtet. Das vermeidet einen Rundrücken und die damit spätestens bei längerem Sitzen im oberen Rücken auftretenden Probleme. Auch dabei ist untrainierte Muskulatur (insbes. Musculus longissimus und Musculi iliocostales) häufig ein Problem - das sich ebenfalls durch regelmäßiges Üben mit der Zeit bessert.