Beiträge von SteFo im Thema „Umgang mit Sexualität“

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    Beim weiteren bin ich mir nicht sicher, ob ich verstehe, was du sagen willst....

    Wenn ich (!) etwas sagen wollte, dann weil in dem Moment des Ausdruckes geglaubt wurde, was begrifflich erschien. Aber auch dazu gibt es keine Erinnerung. Wollte ich etwas sagen oder nicht? Keine Ahnung, es floß auf jeden Fall heraus.

    Ob du verstehen kannst, was herausfloß, daran kommen Zweifel auf, weil dazu deine Augen auf die gleiche Art und Weise skeptisch sehen müssten wie meine.

    Das Licht, das dir nicht gegeben wird, kann dir auch eine Sangha nicht geben.

    Das Licht, das dir gegeben wird, kann auch von einer Sangha kommen.

    Sehr gut. Auf alle Aussagen, die erscheinen können wie eine Behauptung, kann mit einer Gegenaussage adäquat reagiert werden, weil weder die Aussage noch die Gegenaussage irgendwas belegen oder widerlegen. Das ist der Prinzip aller Aussagen über Nicht-evidentes. Das bedeutet dann natürlich auch, dass auf doktrinäre Aussagen aller Religionen, welche Nicht-evidentes zum Gegenstand haben mit einer Gegenaussage adäquat reagiert werden kann, weil weder die doktrinäre Aussage noch die Gegenaussage irgendwas belegen oder widerlegen.

    Alles was in diesem Forum ausgesagt wird beruht entweder auf a) Glauben oder auf b) Wortspiel oder auf c) dem spontanen Ausdruck ebenso spontaner begrifflicher Erscheinungen. Evident ist ausschließlich der schriftliche sichtbare Ausdruck als solcher.

    Meine Aussage würde ich gerne als Aussage der Art c) verstanden wissen, wobei ich mich nicht erinnern kann, ob ich im Augenblick des Ausdruckes an ihre Begrifflichkeit geglaubt habe. Mir erscheint jedoch, dass die Synthese zusammenhängender begrifflicher Gedanken nicht möglich ist, wenn nicht die Synthese von momentanem Glauben an das Synthetisierte begleitet wird. Ist die Gedankensynthese abgeschlossen, kann sich das Selbst jedoch sofort wieder davon distanzieren ('defusion', 'Loslassen'), dahingehend, dass nicht geglaubt wird, was synthetisiert worden ist.

    Es ist sehr interessant, hier einmal die verschiedenen Aspekte zu meinem "Problem" zu lesen und das Thema an sich einmal anzusprechen, zumal mir nach wie vor noch die Sangha in meiner näheren Umgebung fehlt. Alleine stößt man doch schnell an seine Grenzen

    Das Licht, das dir nicht gegeben wird, kann dir auch eine Sangha nicht geben.

    Letztendlich geht es um die relative Wertigkeit von Zielsetzungen und die Frage: kann ein spirituelles Ziel (erfolgreich) verfolgt werden, wenn den weltlich-irdischen-nicht_spirituellen Sinnen Gleichwertigkeit eingeräumt wird dadurch, dass sie zeitweilig AUCH verfolgt werden, wobei das "AUCH" bedeutet, dass die Kognition sich von der spirituellen Zielsetzung abwendet und sich "Anderem" (nämlich weltlichem-irdischem-nicht_spirituellem) widmet? Es scheint unmöglich zu sein, ein spirituelles Zeil zu verfolgen und gleichzeitig Raum zu lassen für Weltlich-Irdisches-Nicht_spirituelles, weil das spirituelle Ziel jenseits von Vergänglichkeit und Unzulänglichkeit und Nicht-Nachhaltigkeit zu liegen scheint, das Weltliche-Irdische-Nicht_spirituelle aber eben vergänglich und unzulänglich und kurzlebig ist.

    ... denn dieser Selbst-Wille will ja nicht nur entsagen, sondern erfindet auch die Gründe, warum ein Nachgeben hie und da ggf. tolerabel bzw gerechtfertigt erscheint ...

    Genau diese Polarität spiegelt sich in den Beiträgen wider, wobei die erfundenen Gründe erst gar nicht benannt werden, denn der Selbst-Wille fühlt sich im Gefolge eines vermeintlichen "common sense" oder "Zeitgeistes" sehr sicher, sicherer als im Gefolge der Worte des Gautama, der ja alles andere als "common sense" predigte. Auf der anderen Seite ist's ja die übliche Anmaßung des Selbst-Willens zu glauben, dass man zwar die Ziele des buddhistischen Pfades erreichen könne, dabei aber die Entsagungen nicht auf sich nehmen müsse. Folgt man der Doktrin so darf man auf eine günstige Wiedergeburt hoffen, wenn man zwar nicht entsagt, dabei aber Maß hält und die Sphäre anderer achtet.

    In wohl den meisten Religionen wird das sinnliche Begehren als Hindernis auf dem Weg zum Ziel betrachtet. Allerdings besteht aus meiner Perspektive das Problem beim Buddhismus darin, dass der achtfache Pfad letztendlich auf dem Selbst-Willen gründet und also die Entsagung der Sinne auf der Kraft des Selbst-Willens. Aus psychotherapeutische Sicht ist das problematisch, weil aufgrund der Natur des Menschen häufiges Versagen wahrscheinlich ist, wenn das Gelingen ausschließlich vom Selbst-Willen abhängt (denn dieser Selbst-Wille will ja nicht nur entsagen, sondern erfindet auch die Gründe, warum ein Nachgeben hie und da ggf. tolerabel bzw gerechtfertigt erscheint) und als Folge des Versagens sehr oft Selbst-Vorwürfe resultieren. Wird dagegen das Begehren "umgelenkt" auf Objekte, die Teil oder Ziel des Weges sind und die auch eine erfahrbare Belohnung bieten (denn das sinnliche Begehren basiert ja auch auf der erfahrbaren Belohnung der temporären Befriedigung der Sinne), ist die Rolle des Selbst-Willens für die Entsagung uU unbedeutend und max. sekundär, weil das spirituelle Begehren und die erfüllende Belohnung und die damit verbundene Vorfreude oder Erwartung/Hoffnung die vormals begehrenswert erscheinenden weltlichen Sinnesobjekte "verblassen" lassen. Du solltest dir also begehrenswerte spirituelle Objekt suchen und dich darin "vertiefen", wobei das Wort "vertiefen" bereits auf ein potentiell begehrenswertes Objekt des buddhistischen Pfades ('rechte Konzentration') hindeutet, welches bei Erlangen nachhaltig belohnen kann. Aber ich hoffe doch, dass sich noch weitere begehrenswerte spirituelle Objekte im Buddhismus finden lassen.