Beiträge von Sudhana im Thema „Der nächste Schritt“

    Danke, auch wenn ich die Papers schon kannte. Prof. Dr. Kleines Darstellungen sind durchaus lesens- und empfehlenswert, ob man nun alle seine Folgerungen teilt oder nicht. Er sieht und beurteilt, was er sieht, aus der Perspektive eines 'säkularen' Religionswissenschaftlers, während z.B. ich dies aus der Perspektive eines in der Zen-Tradition Praktizierenden sehe.


    Wenn Du Dich auf ihn als eine Art 'Kronzeugen' berufen willst, dann unterschlägst Du (bzw. ignorierst), was Kleine über

    Zitat

    die mentale wie die verbale Praxis des nenbutsu oder buddhanusmrti/buddhanussati als heilswirksame Übung

    schreibt, die er ausdrücklich als

    Zitat

    die zentrale Praxis des Amida-Buddhismus

    bezeichnet.


    Ein Amidismus, aus dem man die Praxis herausoperiert, ist kein Amidismus (und schon gar kein Buddhismus). Operation gelungen, Patient tot.

    eine reine Behauptung von "Erlöstsein"

    Nun ja - die Behauptung von "Erlöstsein" ist nichtsdestotrotz äußerst populär; das ist schließlich der soteriologische Ansatz des reformierten Christentums. Und was ??? uns hier predigt, ist nichts anderes, auch wenn er das als eine Art Extrem-Amidismus tarnt. Erlösung allein durch den Glauben (sola fide), erlöst zu sein. Klingt für mich nach Selbstsuggestion - aber wie gesagt; es soll jeder glauben, was er will. Und wenn es ein besonders bequemer Glaube ist - warum nicht, es gibt Schlimmeres.

    Tariki funktioniert nicht als metaphysisches Konstrukt per se, sondern nur in der Anrufung, die Tariki 'hervorruft'. D.h. als konzeptionelle Ausrichtung einer devotionalen Praxis der Selbstaufgabe. Eine ergänzende ethische Praxis mag da theoretisch nicht absolut notwendig sein, förderlich ist sie gewiss.


    Insofern besteht da auch eine große Nähe zu devotionalen Praktiken monotheistischer Glaubenssysteme, die wiederum den abendländischen Religionsbegriff geprägt haben. Was dabei gerne übersehen wird ist, dass ein solcher Begriff nur eingeschränkt auf den Buddhismus anwendbar ist; allenfalls auf seine soziale Gestalt. Im Buddhismus gibt es eben keinen Primat der Doktrin / des Glaubens, sondern einen Primat der Lebenspraxis - des 'Weges', den man geht. Der Begriff 'Religion' ist da so schief, als würde man etwa den Katholizismus als einen Yoga bezeichnen.


    Nun ja - insofern ist das uns hier vorgestellte Gedankenspiel, sofern irgend jemand daran glauben mag, zweifellos "der nächste Schritt" zur Religion. Dafür einer aus dem Buddhismus heraus. Für den Anspruch, buddhistisch zu sein, sollte es sich zumindest als upāya / hōben qualifizieren, als 'geschicktes Mittel'. Ein Mittel, das nichts bewirkt, weil man keine An- und Verwendung dafür hat, würde ich nicht als 'geschickt' bezeichnen.


    Okay - religiöse Konzepte zusammenbasteln darf jeder wie er kann und wie er glauben mag. Wobei ich, wenn ich für diese Sorte Hobby zu haben wäre, mich wohl eher der Fundamentaltheologie des 'Fliegenden Spaghettimonsters' widmen würde. Wie das mit Religionen halt so ist - die sind Geschmackssache und deswegen aus gutem Grund auch Privatsache.