Es passiert leicht, dass man aneinander vorbeiredet, weil die Fokussierungen doch sehr unterschiedlich sind.
Nehmen wir als Beispiel hier den Islam.
In meiner Nähe gibt es so eine Art Moschee oder zumindest ist es ein muslimischer Treffpunkt im Gebäude einer ehemaligen Tischlerei. Diese Moschee steht an einem Verkehrskreisel nördlich der Altstadt. Die weiß getünchte fensterlose Seitenwand eignet sich sehr gut für die Zurschaustellung von Sprüchen, in ca. 4 m Höhe, aus dem Koran, weil man das ringsherum sehr gut lesen kann.
Zurzeit steht da auf der Wand: "Wer an Allah und das Jüngste Gericht glaubt, soll seinen Nachbarn gut behandeln."
Als ich das zum ersten Mal las, stutzte ich, blieb wie angewurzelt stehen und fing an zu grübeln.
Denken die denn, dachte ich, dass diejenigen, die nicht an Allah und das Jüngste Gericht glauben, so wie ich zum Beispiel, ihren Nachbarn nicht gut zu behandeln brauchen? Das solche Menschen wie ich zu nichts verpflichtet sind und machen können, was sie wollen, aber wenn sie an Allah und das Jüngste Gericht glauben, nicht mehr machen können, was sie wollen?
Oder habe ich da was falsch verstanden? - Wohlgemerkt, ich versuchte mich in deren Denkweise einzufühlen. Bezogen auf mich wäre dieser Gedanke natürlich Nonsens.
Doch denke ich, vielleicht ist es auch ein Übersetzungsfehler. Vielleicht beinhaltet seine Logik auf Arabisch etwas ganz anderes.
Und vorgestern Abend ging ich am anderen Ende meines Stadtteils spazieren. Da kam mir so ein migrantisch aussehender Typ entgegen, der lauthals in gutem Deutsch telefonierte. "Der Prophet sagt, heirate früh, damit du nicht sündigst!", krähte er ins Mikrofon, damit man es auch noch auf der anderen Straßenseite gut verstehen konnte.
Ich war wie vom Donner gerührt. Dann kann man also als männlicher Muslim früh heiraten, seine Frau vergewaltigen und dabei nicht sündigen? Ist wohl alles legitim, Hauptsache, man ist verheiratet? Und die Frauen brauchen wohl nicht gefragt zu werden. Dabei hat unser Staat jetzt zunehmend große Probleme mit Kinderehen, eben durch die inzwischen vielen Migranten.
Tja, das sind solche Beispiele. Harte Brocken, finde ich.
Ich habe noch nie an einem interreligiösen Dialog teilgenommen, darum weiß ich nicht, ob solche Themen da auch drankommen, wenn die muslimische Abteilung anwesend ist.
Gleichzeitig denke ich, dass sie so eine Art Monopoldenken kultivieren. Ich weiß, dass einer der Residentlamas im Kamalashila-Institut, als er wegen Erlangung des deutschen Passes zum Deutschunterricht musste, von deren Seite gemobbt wurde. Vermutlich heftig, aber der Lama hat es nur ganz flüchtig angedeutet.
Das sind alles so unterschiedliche Welten - wie soll man da auf einen Nenner kommen ... ?
Um die Denke jener Community zu verstehen, sollte man sich auch mal mit deren Erziehungsmethoden beschäftigen. Ich habe dazu ein sehr nützliches Buch von Ahmet Toprak:
"Muslimisch - männlich - desintegriert", Econ-Verlag. A.T. hat noch mehr sehr interessante Bücher geschrieben. Sie helfen zu verstehen, was da im Innern vor sich geht.
Auch habe ich gehört, dass beim Großteil der interreligiösen Dialoge Vertreter der asiatischen Religionen gar nicht mehr eingeladen werden, da bleiben die Monotheisten unter sich.
Das ist wirklich eine schwierige Situation.