Beiträge von Martin_1980 im Thema „Der Karmapa, Missbrauchsvorwürfe, eine Initiativen von Karma Kagyüs“


    Besonders tragisch ist es, dass Westler, die sich dieser Kultur angeschlossen haben, trotz anderer Wurzeln alles akzeptieren und diese Vertuschungen nicht nur mitmachen, sondern sogar überdurchschnittlich fördern, was dem Konvertitenstatus geschuldet ist. Konvertiten sind erfahrungsgemäß besonders übereifrig.

    Gleichzeitig kommt mir der Gedanke, dass vermutlich auch eine gewisse psychische Schwäche (einiger Konvertiten) da mit hineinspielt.

    Man kommt ja meistens nicht zum Buddhismus, weil das Leben so schön ist, und alles rund läuft.

    Meistens ist man mehr oder weniger kurz vor dem ertrinken oder vor dem ausbrennen.


    Wir sind Flüchtlinge dieser chaotischen Gesellschaft, weil unser Geist chaotisch ist.


    Man findet zum ersten Mal seit langer Zeit ein wenig Frieden und Glück.


    Diese Skandale bedrohen dann unser Rettungsboot. Vielleicht hat man seine Zuflucht nicht in der buddhistischen Lehre bzw dem Buddha gefunden, sondern in dem einen charismatischen Lehrer.


    Und wenn dieser Lehrer fällt, fällt man mit ihm, weil man noch nicht verstanden hat, daß ein Tropfen schwarzer Farbe, nicht den ganzen Ozean verfärben kann.


    Man sieht seine letzte Hoffnung untergehen, obwohl man in einem Meer (Buddha, Dhamma, Sangha) der Hoffnung badet.


    In unser aufgeklärten und cleveren Gesellschaft ist es fast schon verpönt, Zuflucht zum Buddha und zur Sangha zu nehmen.

    Sich vor einer Buddhastatue zu verbeugen ist nur eine Sache für die Asiaten, die nicht so viel über die buddhistische Lehre wissen wie wir.


    Wir werfen den Buddha, den Sangha, die Wiedergeburt, die himmlischen und höllenbereiche, die Rituale weg, und bauen uns einen westlichen effektiven Buddhismus zusammen, der uns schneller an ein Ziel bringt, an das wir eigentlich auch nicht glauben.


    "Es gibt nichts zu erreichen", "Nibbana ist schon hier", "Töte den Buddha"

    "Befreie dich von dem asiatischen Brauchtum!"


    Nicht blind einem Lehrer nachlaufen, aber gleichzeitig auch nicht dem kilesas durchtränktem Ego das Ruder überlassen.


    Ich glaube mein dritter Lehrer musste zum Beispiel die Robe ablegen und sogar für ein paar Monate ins Gefängnis.

    Aber deshalb war meine Zeit bei ihm keine Verschwendung, und die buddhistische Lehre ist nicht mit ihm untergegangen.


    Oft kommt es mir so vor, als ob es entweder nur Leute gibt, die dem Lehrer blind nachlaufen, oder auf der anderen Seite, Leute die Zuflucht zu sich selbst genommen haben.

    Weil sie vielleicht halbwegs erfolgreich im Leben waren, gehen sie davon aus, dass sie die buddhistische Lehre eigentlich nicht mehr brauchen.


    Vielleicht hilft da einfach nur der Mittelweg.



    LG Martin

    Deshalb funktioniert der Vorschlag auch nicht diesen Gruppen die Aufarbeitung der eigenen Missbräuche selbst zu überlassen. Dieses Problem sehe ich auch erweitert auf ganze Traditionen. Der tib. Bud. wird ohne Interventionen von außen nicht heilbar sein, auch weil hier kulturelle Hürden zu nehmen wären.

    Das sehe ich auch so.

    Ich bin eigentlich jemand, mit dem man normal reden kann.

    Aber als ich auf die Rechtfertigung bzw Relativierung dieser Taten mit Kritik reagiert habe, hat sich der Ton ziemlich schnell verändert.


    Da gehen Dinge vor sich, die dem ganzen tibetischen Buddhismus schaden, und irgendwann auch den anderen buddhistischen Traditionen schaden werden.


    Aber in der westlichen buddhistischen Gemeinschaft macht dann jeder halt sein eigenes Ding.


    Man möchte diese Dinge gar nicht hören und diskutieren, deshalb bleibt man dann unter sich in geschützten Bereichen, wo niemand mehr widerspricht.


    Aber eine Lösung sehe ich da nicht.



    🙏