Beiträge von Mabli im Thema „Was ist Meditation? Krishnamurti und Chögyam Trungpa im Gespräch“

    Was ich an dem Vortrag spannend und diskussionswürdig finde:


    Das womit ich Schwierigkeiten habe ist zum einen einen der Wahrheitsbegriff. Krishnamurti sagt, dass bei der Wahrheit persönliche Erfahrung keine Rolle spielen darf. Das trifft auf naturwissenschaftliche Erkenntnisse sicher zu, aber trifft das auch auf Erkenntnis im Bereich des religiösen / spirituellen zu? Ich würde das bezweifeln, da dies zwei verschiedene "Welten" sind.


    Außerdem sehe ich seine radikale Ablehnung jeglicher Tradition und Lehre als problematisch an. In den westlichen Gesellschaften hat eine Entwicklung der Individualisierung statt gefunden und findet weiter statt. Dadurch sind jedoch viele neue Probleme entstanden. Der Druck auf den einzelnen wächst, die richtigen Entscheidungen zu treffen und die gewonnene Freiheit von traditionellen Bindungen wird paradoxerweise nicht nur als Befreiung erlebt. Die Soziologen Nachtwey und Amlinger haben gerade die Querdenker-Bewegung als einen Auswuchs der radikalen Individualisierung und des Selbstverwirklichungswahns beschrieben.

    Muss das Individuum nicht immer auch als Teil einer Gemeinschaft verstanden werden? Der Mensch ist ein Herdentier, er ist von Geburt an auf andere angewiesen. Er braucht die Gemeinschaft und das Gegenüber um sich zu entwickeln. Und die Gemeinsschaft ist immer auch eine historisch gewachsene mit einer Geschichte und einer gewissen Tradition.

    Mich konnte eine derartige Aussage nicht entmutigen. Seine Worte habe ich verschlungen. Sie halfen mir dabei, mich nicht durch Rituale und Traditionen fesseln zu lassen.

    Vor ca. 35 Jahren haben gerade seine Worte mich in die buddhistische Richtung gebracht. Seine Biographie hat mich tief bewegt und beeinflusst. Bis heute.

    Ich finde auch die Definition von Meditation, auf die sich die beiden dann einigen, ist eigentlich gar nicht so außerordentlich oder anders. Da könnten sich wahrscheinlich viele drauf einigen.


    Und Krishnamurti ist auf jeden Fall eine charismatische Persönlichkeit und wenn er redet zieht mich das auch irgendwie in seinen Bann.

    Dies hat natürlich etwas Sympathisches aber für mich schüttet er da das Kind mit dem Bad aus. Wenn kein Pfad zur Wahrheit führt, dann macht es ja keinen Sinn auch nur einen bescheidenen Schritt zu machen.

    Ja, das hast du treffend gesagt. :erleichtert: Er arbeitet auch mit einigen argumentativen Taschenspielertricks. Erst definiert er Wahrheit im Sinne einer naturwissenschaftlichen Objektivität, die jede Bedeutung von persönlicher Erfahrung ausschließt. Das könnte man sicher kritisieren.


    Und dann lehnt er jede Tradition als Hindernis auf dem Weg zur Wahrheit ab, da sie das Selbst bei dem Streben nach der Überwindung der Selbstzentriertheit in einem schlechten Zirkel immer wieder bestätigt. Da hat er vielleicht schon einen Punkt, aber seine Vorstellung von Freiheit ist dann doch sehr radikal-individualistisch. Wenn man jede Tradition und jeden sozialen Bezug zu einer historisch gewachsenen Gemeinschaft ablehnt, bleibt nur ein atomistisches Selbst zurück. Das ist aber in meinen Augen eine sehr fragwürdige Vorstellung.


    Chögyam Trungpa wirkt auf mich aber auch irgendwie verunsichert, ein bißchen wie ein kleiner Schuljunge, der beim Direktor vorsprechen muss.

    In dem Video gibt es einen Dialog zwischen Chögyam Trungpa und Jiddu Krishnamurti - beziehungsweise eher einen Monolog, denn die meiste Zeit spricht Krishnamurti - über die Frage was Meditation sei. Ich fand die Sichtweise von Krishnamurti zunächst sehr irritierend, da er jeglicher traditionellen Form der Meditation abspricht Meditation zu sein. Er bezeichnet sie als Propaganda. Er lehnt jede persönliche Erfahrung als Grundlage von Wahrheit ab. Ebenso lehnt er das "Me" als persönliche Repräsentanz von Tradition und gesellschaftlicher Sitte als Grundlage von Meditation ab. Religion verkörpere aber eben genau dieses "Me". Was haltet ihr von seiner Definition von Meditation?


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