Was ich an dem Vortrag spannend und diskussionswürdig finde:
Das womit ich Schwierigkeiten habe ist zum einen einen der Wahrheitsbegriff. Krishnamurti sagt, dass bei der Wahrheit persönliche Erfahrung keine Rolle spielen darf. Das trifft auf naturwissenschaftliche Erkenntnisse sicher zu, aber trifft das auch auf Erkenntnis im Bereich des religiösen / spirituellen zu? Ich würde das bezweifeln, da dies zwei verschiedene "Welten" sind.
Außerdem sehe ich seine radikale Ablehnung jeglicher Tradition und Lehre als problematisch an. In den westlichen Gesellschaften hat eine Entwicklung der Individualisierung statt gefunden und findet weiter statt. Dadurch sind jedoch viele neue Probleme entstanden. Der Druck auf den einzelnen wächst, die richtigen Entscheidungen zu treffen und die gewonnene Freiheit von traditionellen Bindungen wird paradoxerweise nicht nur als Befreiung erlebt. Die Soziologen Nachtwey und Amlinger haben gerade die Querdenker-Bewegung als einen Auswuchs der radikalen Individualisierung und des Selbstverwirklichungswahns beschrieben.
Muss das Individuum nicht immer auch als Teil einer Gemeinschaft verstanden werden? Der Mensch ist ein Herdentier, er ist von Geburt an auf andere angewiesen. Er braucht die Gemeinschaft und das Gegenüber um sich zu entwickeln. Und die Gemeinsschaft ist immer auch eine historisch gewachsene mit einer Geschichte und einer gewissen Tradition.