Beiträge von 123XYZ im Thema „Wie könnte ein westlicher Buddha aussehen?“

    Hendrik:

    Warum erleben dann andere Wege (Yoga, MBSR, Esoterik) eine Blüte, die zwar in gewissem Umfang auch Erleichterung verschaffen, aber nicht so wieder Buddhismus echte Befreiung? Weil die es besser machen! Nun will ich nicht unbedingt Strategien aus der Esoterik übernehmen aber schauen wir uns MBSR mal an. Was machen die anders und besser?


    MBSR hat es in die Mitte der Gesellschaft geschafft. Man muss heute niemandem mehr erklären, was das ist. Es dürften inzwischen Millionen Menschen geben, die heute MBSR praktizieren. Und wieviele Buddhisten gibt es im DACH-Raum? Etwa 1,6 Promille der Bevölkerung. Und das ist die sehr optimistische Schätzung der bud. Dachverbände. Die wirkliche Anzahl dürfte weit darunter liegen.


    Die bittere Wahrheit ist: Der Buddhismus im Westen agiert an den tatsächlichen Nöten und Bedürfnissen der Menschen völlig vorbei.


    Mitgliederzuwachs in unserer Gesellschaft heißt nicht das das Angebot besser ist. Die Masse ist ohne geistige Tiefe und fühlt sich von einfachen sinnes- und triebbefriedigenden, leicht konsumierbaren oberflächlichen und geistlosen Angeboten angezogen. Sie werden von den Geistesgiften und Trieben geleitet. Gute Inhalte lassen sich oftmals im Abseits finden. Das sieht man zB in Radio, Film, Musik, Literatur


    Das der authentische Buddha-Dhamma in der Mitte der Gesellschaft immer weniger ankommen kann ist eine Folge des in den buddhistischen Schriften beschriebenen Verfalles der sich immer weiter bemerkbar macht.. die Menschen stellen nicht mehr die richtigen Fragen, sie sehen die Kernproblematik des Daseins nicht mehr und verorten ihre Probleme dort wo sie unsere Massenmedien und Konsumgesellschaft ihnen einsuggeriert ("tatsächliche Nöte und Bedürfnisse der Menschen").


    Ich für meinen Teil kenne MBSR nicht außer vielleicht mal als Erwähnung in einer Diskussion wie dieser vielleicht. Es interessiert mich auch nicht.

    Ich interessiere mich in der Hauptsache für die authentische, ungeschnittene, unreformierte und unmodernisierte thailändische Tradition des Theravada sowie der anderen Theravada-Länder und darüber hinaus auch aller buddhistischen Länder. Diese Traditionen sind auch fester Bestandteil unserer Gesellschaft geworden, da es vielerorts Vereine gibt in denen Migranten und hierzulande geborene Praktizierende den Dhamma studieren und meditieren. Und diese Menschen - zu denen ich mich auch zähle - gehören doch auch zum "westlichen Buddhismus" dazu, oder?

    Sudhana:

    Was wir da erleben, diesen Mix aus mehr und weniger seriösen 'Lebenshilfe-Angeboten' mit spiritueller Anmutung, entspricht ziemlich gut dem, was in den asiatischen Ländern mit ihrer langen Inkulturationsgeschichte die dortigen 'buddhistischen' Volksreligionen sind. Da wurden und werden nicht nur ältere religiöse Substrate transformiert und integriert (etwa der Kult der Nats in Myanmar oder Bön in Tibet); es wird auch mit Ideen nichtbuddhistischer Herkunft (etwa daoistischer und konfuzianischer im chinesisch geprägten Kulturkreis) recht unbekümmert Eklektizismus getrieben.


    Mit dieser weit verbreiteten Behauptung einer Zufügung nicht-buddhistischer Inhalte in Südostasien wurde mittlerweile in der Forschung aufgeräumt



    Hendrik:

    Das wird im eingangs verlinkten Interview mit der Künstlerin erörtert.

    Stimmt, jetzt habe ich es dort auch gelesen.


    Allerdings ist das hier im thread völligst untergegangen. Die Fragestellung fokusierte von Beginn an nur auf "westlicher Buddha", die verschiedenen Bedeutungen der drei Figuren wurde nie thematisiert. Die Aufmerksamkeit des Lesers wird sowohl hier im thread als auch im Artikel der U\W durch die jeweilige Titelwahl auf "westlicher Buddha" gelenkt.

    Unglücklich wie ich meine denn diese Unterscheidung finde ich sehr wichtig bei der kritischen Betrachtung.


    Auf die Bezeichnung "westlich" könnte man meiner Meinung nach besser komplett verzichten und statt dessen "moderne" Buddha-Darstellung o.ä. verwenden wie es ja auch im Verlauf des Artikels tw getan wird. "Wie würdet ihr den Buddha der Zukunft, der Vergangenheit..etc. auf moderne, zeitgenössische Weise gestalten?". Es wird sich dann schon zeigen ob sich in der Gestaltung Unterschiede zu den bekannten Darstellungsformen buddhistischer Kulturen finden lassen.

    Was mir beim Nachsehen auf der U\W Homepage aufgefallen ist:

    Hier werden die eingangs geposteten Buddhafiguren auf dem Marktplatz zum Verkauf angeboten und kategorisiert in

    Demnach bilden diese 3 Figuren das Ergebnis einer jeweils eigenen Projekt-Fragestellung ab.

    Das wurde hier im thread nie erwähnt.

    Wenn ich zB diesen abstrakten Buddha unter dem Aspekt "Buddha der Zukunft" kritisch betrachte ist das etwas anderes als wenn ich es nur unter dem Aspekt "Wie könnte ein westlicher Buddha aussehen" betrachte.


    Warum wurde das hier nicht erwähnt? Das ist doch wichtig zu wissen.

    Thorsten Hallscheidt:

    So? Den finde ich wirklich gelungen.


    12603-modern-style-golden-buddha-statue-thailand-modern-style-golden-buddha-statue-tha


    Diesen "westlichen Buddha" haben sich aber leider Menschen aus Thailand schon ausgedacht.


    Wieso leider? Ist doch toll!

    Ich sehe das als Geschenk an wenn das Zentrum des Theravada Thailand eine Buddhastatue für den Westen kreiert.

    Auf die Art kommt es auch aus den Händen einer buddhistischen Kultur selbst.. wir sollten es mit respektvoller Dankbarkeit freudig annehmen.

    Ich finde die Statue auch gelungen.


    void:

    Lustigerweise war es ja Chögyam Trungpa, der - als er in Schottland weilte - die Idee förderte in die Darstellung von Buddhas westliche Einflüsse aufzunehmen und Bill Burns bei seinem Ideen einer Synthese von keltischer und tibetischer Ästhetik unterstützte.Passt ja ganz gut zusammen.


    Diese Bilder habe ich auf einer anderen Page vor Jahren auch schon gesehen. Allerdings nicht so viele Bilder.

    Die gefallen mir sehr gut! Würde ich mir glatt als Wandbild aufhängen wenn ich noch die tibetische Tradition praktizieren würde.

    Wäre toll wenn es diesen Stil in dieser großartigen Qualität auch für den Theravada gäbe.

    Ich selbst habe vor Jahren mal einen Thorshammer in dieser Vierfach-Vajra-Form in einem Bildbearbeitungsprogramm kreiert.

    Der Thorshammer/Mjöllnir ist ja quasi ein nordeuropäischer Vajra.

    Eigene Darstellungsstile entstehen ganz natürlich durch kennen lernen und nachbilden wobei wie von selbst eigene Gewohnheiten einfließen.

    Die bekannten fernöstlichen Darstellungsstile des Buddha sind ganz natürlich aus den Gandhara-Abbildungen entstanden, die ebenso natürlich aus dem damals üblichen Darstellungsstil griechischer Gottheiten entstanden sind.


    Und heute? Heute sind uns die fernöstlichen Darstellungsstile vertraut und es ist ganz natürlich wenn sich unsere hiesigen Darstellungen daraus entwickeln.

    Eine Anlehnung an die östlichen Darstellungsstile ist außerdem ein Zeichen des Respektes gegenüber den Kulturen die die buddhistische Lehre bis heute bewahrt und gelebt haben und durch die wir den kostbaren und einzigartigen Buddha-Dhamma kennen lernen dürfen.

    Ganz natürlich finde ich es wenn sich tibetische, gandharische, chinesische, thailändische, burmesische und und und Darstellungsstile hierzulande nebeneinander tummeln und irgendwann aus eben diesen vertrauten Formen ganz von selbst etwas eigenes entsteht bzw vieles eigenes.


    Einen typisch westlichen Buddha kann es gar nicht geben.

    Was westlich geprägte Länder auszeichnet ist ein vergleichsweise hohes und weiter wachsenden Maß an sichtbarer und respektierter Diversität in der Gesellschaft. Ebenso divers sollten daher die Buddhadarstellungen sein.. ganz normal. Einen westlichen Buddha als Repräsentation westlicher kultureller Eigenheit etablieren zu wollen ist ein Widerspruch dazu. Es gibt keine einheitliche Vorstellung von Kultur im Westen. Fragt Euch doch mal um was die einzelnen Menschen so alles unter westlicher Kultur verstehen.. da hat jeder seine eigene Auffassung dazu.. Diversität eben.

    Wenn ich einen Buddha-Darstellungsstil als westlich favorisieren würde dann die oben bereits von void dargestellte Gandhara-Form. Hier handelt es sich um einen natürlich und historisch gewachsenen Darstellungsstil nach hellenistischem Vorbild. Wenn ich richtig informiert bin war es sogar diese Zeit in Gandhara aus der sämtliche späteren Buddha-Darstellungen hervorgegangen sind. Der "Ur-Buddha-Darstellungsstil" quasi und von originär westlichem Stil. Daran sollte man erstmal anknüpfen und dem ganzen dann seinen Lauf lassen. Der Stil wird sich dann im Laufe der Zeit ganz von selbst verändern und entwickeln.


    Wenn man darüber nachdenkt sind eigentlich auch die Darstellungsstile östlicher Kulturen im Kern westlich.. die Gandhara-Form hat die heute bekannten östlichen Buddha-Darstellungen herbeigeführt