Beiträge von MrKhaCt im Thema „Welche Meister und Lehrer haben sich in den verschiedenen Traditionen umgesehen ? Was ist jeweils dabei heraus gekommen, wie hat sich das ausgewirkt auf die Meister/ Lehrer ?“

    Wenn es um vietnamesischen Buddhismus geht, würde ich eigentlich Thich Nhat Hanh nicht wirklich exemplarisch anführen. Es stimmt schon, er ist Vietnamese und wurde als Mönch früh in Hue ordiniert. Aber seine Lehre ist von Beginn an im Spannungsfeld zwischen Ost und West angelegt.


    Der vietnamesische Buddhismus nimmt die Traditionen und Schulen nicht besonders wichtig, wie es zum Beispiel die Japaner zu tun pflegen. Es gibt deswegen auch nur sehr wenig bekannte Traditionslinien. Die ersten Zen-Meister kamen in Vietnam um 250/300 auf. Auch während der Tang-Zeit gab es neue Schulen. Einen eigenen, vietnamesischen Buddhismus gibt es erst im 13. Jahrhundert. Der im Adel beliebte Thien verschmolz aber schon schnell, ab dem 10. Jahrhundert, mit dem populäreren Volksbuddhismus, in neuerer Zeit vor allem mit den Reine-Land-Schulen. Im Süden Vietnams, eine Region, die ja auch erst seit knapp 200 Jahren vietnamesisch ist, war der Theravada beliebt, weil die Khmer diesen im 15. Jahrhundert übernommen hatten. Thich Nhat Tu hat bei seiner Neugründung des Truc Lam viele Theravada-Elemente übernommen; auch die Reine Land- und die Thien-Schulen. So dürfen Truc Lam-Mönche nur vormittags essen, kein Geld anrühren etc., wie es auch Theravada-Mönche tun. Man sieht in diesem Durcheinander kein Problem.


    Übrigens, hier in Vietnam kenne ich keinen einzigen Mönch, der meditiert.

    Die neu gegründete Truc Lam-Schule propagiert Meditation. Wir haben jetzt in unserer Provinz ein großes Meditationszentrum bekommen. Meditatieren war keine offizielle Pflicht buddhistischer Würdenträger in Vietnam; man rezitiert da lieber Mantras und singt die Sutren. Meditieren ist erst seit knapp 10-20 Jahren "in".


    Thich Nhat Hanh, für den ich mir auch ab und an mal eine etwas kritischere Betrachtung gewünscht hätte, hat ja nicht nur buddhistische Gedanken unterschiedlicher Schulen miteinander vermischt, sondern auch viele Elemente des Christentums integriert. Damit hatte er im Westen ja sehr viel Erfolg.


    Heute wird der gesamte Buddhismus in Vietnam aber durch die Kommunistische Partei kontrolliert. Wer Mönch werden möchte, muss eine spezielle Ausbildung nachweisen. Hinzu kommt eine Genehmigung durch das dafür zuständige Volkskomitee. Leider hat dies auch negative Folgen. So gehört der Buddhismus hier leider zu den eher korrupteren Systemen in Asien. Skandale und Skandälchen sind da auch an der Tagesordnung.


    Die von void genannten Buddhistenverfolgungen unter den Franzosen kenne ich nicht? Verwechselst du das mit der Diktatur von Diem? Die Franzosen waren nicht über die Buddhisten begeistert, aber eine offizielle Unterdrückung kann ich da nicht sehen. Die Franzosen christianisierten ausschließlich die Minderheiten im Hochland. Die Vietnamesen dagegen wurden nicht gezwungen, den Buddhismus aufzugeben. Das sah bei Diem ja ganz anders aus.