Beiträge von Leonie im Thema „Östliche Meditation und westliche Philosophie“

    Denn was evident ist, ist dass menschliche Praxis nichts bewirken kann und dies ist DER Gegensatz zur buddhistischen Lehre. Wer also versucht Gemeinsamkeiten zu finden in Christentum und Buddhismus und sich dabei auf Äußerlichkeiten beruft, der geht fehl. Denn das Merkmal des Christentums ist, das der Selbst-Wille, der im Buddhismus notwendigerweise die treibende Kraft des Pfades ist, nichts erreichen kann. Denn alles wird entweder von Gott gegeben oder nicht.

    Das ist natürlich Quatsch - menschliche Praxis bewirkt natürlich etwas - nämlich Menschliches.


    Der Unterschied von Christentum und Buddhismus liegt darin, dass das göttliche Wirken im Buddhismus ausgeklammert ist. Es geht also nur darum, was menschlich möglich ist. Zwar ist der menschliche Wille und damit die karmische Bedingungen eine Kraft des Pfades, denn es geht ja nicht ohne Taten, heilsame, aber die Befreiung unterliegt dann auch nicht mehr der menschlichen Möglichkeit, denn könnte sich der Mensch selbst befreien, könnte er ja auch seine Körperlichkeit etc. so verändern, dass er befreit ist. Der Buddhismus zielt auf die Auflösung der Identifikation mit dem Selbst und damit auf das, was Linji als "Mensch ohne Rang" bezeichnet hat.


    Auch im Christentum bedarf es einer menschlichen Praxis, die darauf zielt, sich selbst von seinem Eigenwillen zu lösen. Was damit erreicht wird - im übrigen in beiden Systemen - ist eine Grundlegung als Gelassenheit, wie das in den vier göttlichen Verweilungszuständen oder Unermesslichen beschrieben ist: Güte, Mitleid, Mitfreude und Gleichmut.