Beiträge von Hajobo im Thema „Ist der Buddhismus ein Idealismus?“

    Wie viel Wissen man auch erlangen kann, um tatsächlich zu sehen wie es wirklich ist, ist wohl eine Wahrnehmung nötig die durch eine tiefer gehende Sichtweise ermöglicht wird, über die fünf Sinne hinaus in meditativer "Versenkung".

    Ja mukti, genau so sehe ich es auch. Einsicht in die Wirklichkeit ist nur auf diesem Wege möglich, alles Übrige ist Spekulation.

    Ob Spekulieren überflüssig ist oder nicht, kann ja jeder für sich entscheiden. Ich spekuliere gelegentlich gern ein bißchen, denn auch spekulativ kommt man gelegentlich zu neuen Erkenntnissen.

    Der Geist erzeugt nicht das Hirn und das Hirn, nicht den Geist, aber sie sind in Polarität, nicht Dualität, denn Dualität ist das Ding, das Hirn und Geist durch ihre Polarität erschaffen und den Daseinsmerkmalen unterworfen.

    Das ist ein interessanter Gedankengang - danke, darüber muß ich nachdenken.

    Spekulativ ist auch schon ein Konzept 'Materie', erst recht ein Konzept 'Gehirn'

    'Materie', 'Gehirn' usw. sind zweifellos nützliche Konzepte - wenn man das Ergreifen (upādāna) als nützlich wertet. Bei 'nützlich' stellt sich immer zwangsläufig die Frage: wozu?

    Man sollte bei diesen Konzepten nicht vergessen, dass sie hinsichtlich der aktiven (praktischen) Konsequenzen, die der Buddhismus aus der Analyse der Wahrnehmung zieht bzw. nahelegt, von recht nachrangiger Bedeutung sind - und auch nachrangig (also später) entstanden. Was auf ihre hauptsächliche Funktion verweist: Apologetik gegenüber anderen, auf sozialer Ebene konkurrierenden 'Sichtweisen' (dṛṣṭi).

    Soviel ich davon verstanden habe, ist selbst die Physik zu der Erkenntnis vorgedrungen, daß 'Materie' nichts als ein Konzept ist.

    Das Nachdenken über solche Themen muß ja nicht unbedingt apologetisch motiviert sein. Ich denke, jeder, der sich mit der Lehre beschäftigt, kommt irgendwann auf seinem Weg an solche Fragestellungen. Ob oder wozu sie nützlich sind hängt vielleicht auch vom Stand des Fragenden ab, denn nach Nagarjuna sollten wir zwei Wahrheiten unterscheiden, jedenfalls solange wir nicht zur höchsten vorgedrungen sind, anderenfalls gerät man leicht in die Irre.

    Es könnte auch sein dass der Geist zwar eng mit dem Gehirn verbunden ist, aber nicht von ihm erzeugt wird.

    Genau das sollte die Metapher ausdrücken.

    Wie es wirklich ist, entzieht sich unserem Wahrnehmungs- und damit Wissensvermögen und von daher ist es weder beweisbar, noch widerlegbar.

    Die Erklärungen überlasse ich lieber den Neurophysiologen, die wissen es (angeblich) ganz genau. ;)

    Nach meinem Kenntnisstand, sehen die Neurowissenschaften das Gehirn, als Ursache/Bedingung für den Geist. Ich habe neulich Lama Tsultrim im Retreat gefragt, ob dies buddhistisch korrekt sei und wie ich selbst erwartet habe, verneinte er dies.

    ... Ob Geist auch ohne Gehirn existieren kann wissen die Neurowissenschaftler nicht, ich tendiere zu der Ansicht dass dem so ist, dass das Gehirn nicht die Ursache von Geist ist, nur von einer bestimmten Erscheinungsform des Geistes.

    Mir kommt bei solchen Gelegenheiten immer der Vergleich des Gehirns mit einem Radioempfänger in den Sinn.

    Das Radio erzeugt selbst auch keine Information, sondern ist lediglich ein Empfangsgerät für Informationen, die als elektromagnetisches Feld existieren. Ein Sender generiert das Feld und moduliert ihm die Informationen auf. Das Feld selbst bedarf keines Mediums, es breitet sich auch im luftleeren Raum aus.

    Das ist natürlich nur metaphorisch gemeint und soll nicht heißen, daß der Geist etwas mit einem elektromagnetischen Feld zu tun hätte.

    Obwohl - wer will das schon so gaaanz genau wissen. :? :)