Beiträge von 1173 im Thema „Shinjin“

    PS: War Obiges verständlich? Bin mir nicht sicher...

    Bin nun sicher, dass es nicht verständlich war. Dennoch Dank an alle, die geantwortet haben.


    Das Problem scheint sich inzwischen auf einer anderen Ebene zu lösen...

    Wo es bei mir immer noch hakt:


    Dharmakara gelobt, ehe er seine 48 Gelübde formuliert, alle fühlenden Wesen zu retten, sollte er Buddhaschaft erlangen. In diesem allgemeinen Versprechen finden sich keinerlei Vorbedingungen, die die Wesen zu erfüllen hätten, um von ihm gerettet zu werden.


    Dharmakaras folgende 48 Gelübde wiederum beziehen sich m. E. nicht auf die Errettung der fühlenden Wesen, sondern auf seine Erlangung der Buddhaschaft. In ihnen setzt er sich im Sinne einer Selbstverpflichtung klare Kriterien, die er zu erfüllen gedenkt, schließlich auch erfüllt und damit zum Buddha Amida wird.


    Demzufolge verstehe ich allerdings auch das 18. Gelübde als Selbstverpflichtung Dharmakaras und nicht als Verpflichtung gerichtet an die Adresse der fühlenden Wesen: Aus diesem Gelübde ergibt sich zwar, dass jene fühlenden Wesen, die

    • mit aufrichtigem Herzen
    • in hoffnungsfrohem Vertrauen
    • und dem Wunsch, ins Reine Land geboren zu werden
    • bis zu zehnmal seiner gedenken

    tatsächlich ins Reine Land hingeboren werden - andernfalls hätte Dharmakara nicht Buddhaschaft erlangt; können diese 4 Punkte aber - gerade im Licht von Dharmakaras allgemeinem Gelübde, alle fühlenden Wesen zu retten - ohne Weiteres als ein Sine-qua-non für die Hingeburt interpretiert werden?


    Ich meine: nein! Und wenn doch, wäre es laut Shinran ja wohl Amidas Angelegenheit, „Nichterfüller“ entsprechend zu qualifizieren...


    Haarspalterei? Vermutlich...



    PS: War Obiges verständlich? Bin mir nicht sicher...

    Selbstverständlich wird auch von Honen Shinjin großer Wert beigemessen (da sind wir uns durchaus einig) - allerdings wohl kaum im selben Ausmaß wie von Shinran (und vor allem seinen modernen Interpreten, etwa Takamaro Shigaraki).


    Eine (in meinen Augen die) zentrale Passage aus Honens Einseiten-Testament mag dies belegen:


    "Es bedeutet einfach, Namu Amida Butsu auszusprechen in dem Bewusstsein, dass du mit Sicherheit in Amidas Reines Land hineingeboren wirst, wenn du es einfach nur sagst. Nichts anderes ist dazu erforderlich.


    Was die vier wesentlichen Haltungen betrifft, die vier Qualitäten des Übens usw.: All diese sind einbeschlossen in dem Gedanken, dass man durch Namu Amida Butsu mit Sicherheit in Amidas Reinem Land geboren wird."

    Shinjin wird einem offensichtlich geschenkt - oder eben nicht. Erfolgt dieses Geschenk einmalig-plötzlich (in voller Stärke) oder nach und nach in kleinen "Gaben" (prozesshaft)?


    Ich frage mich außerdem, ob mit dieser Fixierung auf Shinjin nicht der umfassende Erlösungswille Amidas geradezu konterkariert wird. Was berechtigt Shinran, diesen Abschnitt des 18. Gelübdes so extrem zu betonen - im Gegensatz zu Honen?

    KISS ist die einprägsame Abkürzung für "Keep it simple, stupid!"


    Ich halte viel davon. So finde ich es z. B. keineswegs notwendig, in einer einschlägigen Gruppe (die es hier ohnehin nicht gibt) Mitglied zu sein und ich bin generell vorsichtig "amtskirchlichen" Aggregationen gegenüber. Ob jemand einem Tempel angehört, über Ermächtigungen verfügt, mir meine Fortschritte bestätigt oder nicht, ist für mich schlicht zweitrangig.


    Ich sage gelegentlich das Nembutsu und lasse Amida sein Ding machen...

    1173 , bist du denn selbst Mitglied einer Jodo Shinshu Gruppe?

    Vielleicht kannst du mal erzählen, worin für dich der Hauptunterschied und Vorteil zu anderen buddhistischen Richtungen liegt?


    Nein, in meiner Wohnumgebung gibt es keine derartige Gruppe.


    Ich bin auf diese Richtung gestoßen (worden), weil jemand in meinem Umfeld eine Arbeit darüber verfasst hat. Den Hauptunterschied zu anderen buddhistischen Richtungen sehe ich in der Abkehr vom buchhalterischen Karma-Bilanzieren. Hier wird der Schritt von der kalten Gerechtigkeit zur liebevollen Güte und Barmherzigkeit vom Buddha her vollzogen. Gnade für alle auf Amida Vertrauenden heißt die Devise. Ich muss nicht als perfekter Heiliger leben, sondern darf sein, wie ich bin - siehe Startbeitrag. Anders ausgedrückt: Auf Amida vertrauen bedeutet, einen leichten Weg zu gehen; einen, den auch ich mir zutraue.

    Ich finde es schade, dass hier im Buddhaland und in Europa überhaupt offenbar so wenig Menschen einen Zugang zum Shin-Buddhismus oder zum Reinen Land-Buddhismus überhaupt finden. Tatsächlich wird diese Buddhismus-Ausprägung außerhalb Japans (wo sie die Mehrheit darstellt) mitunter recht scheel angesehen und ihr das Prädikat "Buddhismus" manchmal sogar abgesprochen.


    Nun ja - die Dinge sind bekanntlich im Fluss...

    Den folgenden Text stelle ich hiermit zur Diskussion:

    Shinjin

    Rev. Josho Adrian Cirlea (Englisches Original ins Deutsche übertragen von 1172)


    Mir fällt auf, dass einige Praktizierende aus anderen Traditionen oder mit Vorerfahrung in anderen Schulen, wenn sie manchmal mit mir über Jodo Shinshu reden, Shinjin (Vertrauen auf Buddha Amida) als einen besonderen Geisteszustand auffassen, der von ihnen erreicht werden müsste und schwer zu erreichen wäre. Vielleicht kommt dieser Trend von den Praktiken, die sie aus ihren jeweiligen Traditionen gewöhnt sind, wo etwas erreicht, gefühlt oder visualisiert werden muss.


    Aber Shinjin ist anders. Es impliziert nicht notwendigerweise einen besonderen Geisteszustand oder etwas Besonderes, das gefühlt oder erlebt werden müsste. Es bedeutet einfach, sich Buddha Amida anzuvertrauen.


    Ich verlasse mich auf Amida hinsichtlich Erlangung der Buddhaschaft in seinem Reinen Land. Das ist alles.


    Menschen sind im Allgemeinen hungrig nach besonderen Gefühlen und Empfindungen und denken, dass sie vielleicht keine wahren spirituellen Einsichten hätten, wenn sie nicht etwas Besonderes fühlen würden. Aber in Angelegenheiten, die mit Shinjin und der Errettung durch Buddha Amida zu tun haben, ist im Alltag kein besonderer Geisteszustand erforderlich.


    Die Ersterfahrung der Vertrauensbeziehung zu Amida nimmt Ihnen eine große Last von den Schultern - und zwar in dem Sinn, dass Sie sich nicht länger auf sich selbst verlassen müssen, um ein Buddha zu werden, ein wirklich Freier. Die Last der Befreiung trägt stattdessen Buddha Amida, der bereits Ihren Pfad gekreuzt hat. Sie können glücklich sein oder sich erleichtert fühlen, wenn Sie sich zum ersten Mal Buddha Amida im Hinblick auf das Erreichen der Buddhaschaft oder die endgültige Befreiung von Geburt und Tod anvertrauen, aber das bedeutet nicht, dass Sie Stunde für Stunde, Minute für Minute, Sekunde für Sekunde an Amida denken oder vor Freude ununterbrochen in die Luft springen.


    Unser Leben ist so, dass wir immer wieder von alltäglichen Problemen und Sorgen überwältigt werden. Aber das ist okay, es ist einfach okay, so zu sein. Wir müssen nicht immer vor Freude springen, weil wir von Amida gerettet werden. Trotzdem ist die Erlösung durch Amida immer gegenwärtig, da das einfache Vertrauen auf ihn bei uns bleibt, nachdem wir es erstmalig in unserem Herzen empfangen haben.


    Ich habe bereits in einem früheren Artikel erklärt, dass das Vertrauen, wenn einmal empfangen, wie Atmen wird: Immer da, obwohl uns das nicht ständig bewusst ist.


    Auf dem Jodo Shinshu-Pfad sind wir entspannt, weil wir keine besonderen Geisteszustände oder Qualitäten benötigen. Wir brauchen nicht anders zu sein, als wir bereits in unserem alltäglichen Leben sind - also gefangen in Anhaftungen aller Art. Wir müssen nicht weise sein; kurz gesagt: Wir müssen nicht anders sein, als wir bereits sind.


    Das liegt daran, dass Amida ALLES für uns macht.


    Zuflucht in Amida, Vertrauen auf Amida, das Rezitieren seines Namens sind nicht aus uns heraus wirksam oder wegen eines bestimmten Zustands oder einer bestimmten Qualität, die wir entwickeln sollten, sondern aus Amida. Sobald Sie das erkannt haben, können Sie beruhigt sein. In Jodo Shinshu entspannt sein bedeutet, alles Amida zu überlassen. Es ist Amidas Problem, uns zu retten und zu Buddhas zu machen.


    Unser Vertrauen ist ein Vertrauen auf Amida - nicht auf uns selbst oder auf das, was wir tun können, auf unsere eigenen Gefühle oder Geisteszustände. Es ist Vertrauen auf den Anderen, den Einen, der bereits ein Buddha ist, ein völlig Freier, der versprochen hat, dass alle unwürdigen, gewöhnlichen Menschen durch ihn die Buddhaschaft erlangen.


    Ich wiederhole: Da ich diesen Beitrag nicht aus Versehen schreibe, sondern auf Grund meiner Erfahrung mit Menschen, von denen ich glaube, dass sie ihn brauchen: Denken Sie nicht an etwas Besonderes in Bezug auf dieses Vertrauen!


    Denken Sie auch nicht, dass etwas mit Ihnen passieren müsste, wie zum Beispiel ein besserer Mensch, weiser oder wer weiß wie zu werden, nachdem Sie sich Amida anvertraut haben. Jodo Shinshu ist in erster Linie für Menschen gedacht, die ihr ganzes Leben lang in ihren Wahnvorstellungen und blinden Leidenschaften unverändert bleiben. Der Buddha hat keine Erwartungen an die Menschen, für die er seine Gelübde abgelegt hat. Es ist normal für gewöhnliche Menschen, voller blinder Leidenschaften zu bleiben.


    Wenn es scheint, dass Sie, nachdem Sie sich Amida anvertraut haben, jemandem wirklich Gutes oder Nützliches getan haben, denken Sie bitte, dass dies auf Amidas Einfluss zurückzuführen ist und denken Sie nicht, dass sie ein besserer Mensch geworden wären.


    Beschäftigen Sie sich nicht mit Tugend oder Untugend, vertrauen Sie sich einfach Amida an und tun Sie in Ihrem alltäglichen Leben, was Sie eben so tun - für sich und für andere.


    Jemand erzählte mir, dass er nicht schlafen könne und sich bemühe, Shinjin zu erlangen. Ich sagte ihm: „Entspanne dich, Shinjin bedeutet, dich einfach auf Amida zu verlassen; es ist nicht etwas, das du in deinem Kopf hervorbringen oder konstruieren solltest. Mach dir keinen Stress, vertraue dich einfach Amida an. Lass die Idee los, etwas Bestimmtes fühlen oder hervorbringen zu müssen. Vertraue dich einfach an.“


    Der menschliche Verstand ist so kompliziert - aber Shinjin ist einfach das Geschenk des Vertrauens-Bewusstseins, das Amida uns gibt, wenn wir uns ausschließlich auf ihn verlassen, um Erleuchtung zu erlangen.


    Wenn Sie sterben, werden Sie im Reinen Land bzw. im Einflussbereich von Amida geboren und werden selbst ein Buddha, aber bis dahin entspannen Sie sich und bleiben Sie, wie Sie sind. Es ist alles okay. Sie brauchen nichts in Ihrem wahnhaften Verstand zu konstruieren.


    Amida macht ALLES und verlangt NICHTS von Ihnen.


    Namu Amida Butsu.