Beiträge von pano im Thema „Überlieferung“

    Zur Frage, ob die Aufzeichnungen im Pali-Kanon authentisch sind oder nicht, gehen die Meinungen weit auseinander. Kürzlich las ich ein Buch mit dem Titel "Die Authentizität der Frühbuddhistischen Texte" (ich verlinke es unten), das zu beweisen versucht, dass die meisten Sutten authentisches Buddhawort sind. Die Argumente haben mich allerdings nicht im Ansatz überzeugt.


    [...]

    Hier der Link zum oben erwähnten Buch:

    https://tilorien.org/authenticity.pdf

    Man muss sich mal den schieren Umfang des Pali Kanon vor Augen führen, etwa 3x so groß wie die Bibel, 3 Mio. Pali-Wörter. Die Sutta pitaka enthält 10 000 Suttas.


    Auch als Laien (also als jemandem der nicht in historisch-kritischer Textanalyse geschult ist) fällt doch auch auf, dass die Texte zumindest redigiert sein müssen.


    Zitat

    While elements of the Satipathana sutta can be found in the Samyutta Nikaya and the Samyukta Nigama, which belong to the oldest strata of the Buddhist suttas, the elaborate Maha Satipatthana Sutta exists only in the Theravada Digha Nikaya. Bhante Sujato postulates that the sutta was compiled from elements from other suttas as late as 20 BCE


    Bhante Sujato ist soweit ich das im kopf habe ein durchaus religiöser Theravada Buddhist (sozial progressiv, Befürworter der Nonnenordination, aber kein säkularer Buddhist).


    Alles in allem gibts nun verschieden Möglichkeiten im Umgang

    1. Man nimmt den pessimistischen Standpunkt ein, und geht von einem Verfall aus, dabei nimmt man an dass die Lehrreden des Buddhas in unverfälschter Form das Ideal waren (eben das Original), welche dann verfälscht an Reinheit verloren haben.
    2. Man geht von einer Verfremdung aus und versucht dann aber anhand der Texte das Original zu rekonstruieren
    3. Man gesteht ein, dass die Texte nicht wortgetreu sind, ist aber zufrieden damit eine kanonische Textgrundlage zu haben, anhand derer man praktizieren kann.
    4. Man ist mit allen Optionen nicht zufrieden und geht weiterhin von einer mehr oder weniger wortgetreuen Überlieferung aus

    Auf mich wirkt der Drang darauf den Frühbuddhismus zu rekonstruieren (2) tatsächlich etwas "protestantisch", also ich erinnere mich gut an Diakone die verträumt vom Urchristentum gesprochen hatten. Dabei muss es ja auch garnicht so sein, dass bei der Überlieferung nur Fehler passieren, da können auch durchaus mal schlechte Passagen verloren gehen oder Inhalte zugänglicher Formuliert werden bzw. durch lebenspraktischere Regeln ergänzt werden, etc. Option (4) lese ich immer dann, wenn orthodoxen Buddhisten die liberale Lesart des Pali Kanons zu weit geht (Nonnenordination im Theravada z.B.).