Beiträge von fotost im Thema „Was ist Unwissenheit?“

    Der erste Schritt des achtfachen Pfades ist 'rechte Anschauung, manchmal auch rechte Ansicht oder rechtes Verstehen genannt. Die Idee dabei ist für mich, daß man die Lehre zuerst einmal gehört oder gelesen haben muss, um sie übend anwenden zu können. Damit wird klar, warum diese Komponente der Weisheitsteile des achtfachen Pfades ganz am Anfang steht.


    Ohne Wissen über die Lehre gibt es nur ein mehr oder weniger zufälliges, teilweises Befolgen der Lehre, wie wir es zum Teil in anderen Lehren sehen, die sich nach dem Buddhismus ohne jede Kenntnis des Buddhismus entwickelt haben. Als Beispiel etwa der europäische Humanismus. (Ich will hier auf keinen Fall eine Diskussion darüber auslösen, wie weit einzelne Gründerfiguren des europäischen Humanismus Wissen über die buddhistische Lehre hatten - wäre bestimmt interessant, aber das sollte ein eigenes Thema sein.)


    In einem tieferen Verständnis, also bei denjenigen, die sich auf den Weg gemacht haben, verändert sich dann der Begriff Unwissenheit. Vieles dazu wurde hier schon geschrieben. Es geht dann darum, die Weisheit der Lehre nicht anwenden zu wollen (aus welchem Grund auch immer) obwohl eigentlich der buddhistische Weg zu einer spezifischen Frage bekannt ist.


    Ich würde es mehr in die Richtung - nicht wissen wollen, vorhandene Erkenntnis ablehnen - sehen. Handeln gegen besseres Wissen, aufgebaut auf der Lehre widersprechende, der Lehre fremde Ideen.