Danke für die Erläuterung! Um mal bei dem Beispiel mit der Vase zu bleiben. In unserem Sprachgebrauch würde man ja eher nicht auf die Idee kommen den Ton als Ursache der Vase zu bezeichnen. Der Ton an sich bewirkt ja nichts.
Das war nicht immer so. Ich denke man geht von der Frage "Warum ist da eine Vase?" und kommt von da aus auf all die Bedingungen, die die eine Vase ermöglichen. Ohne Ton keine Vase. Ohne Töpfer keine Vase. Ohne Plan keine Vase.
Es ist interessant sich da die Ursachen bei Aristoteles anzusehen:
Aristoteles führt in der Physik, Kapitel II 3, die Unterscheidung von vier Ursachenbegriffen ein:
- Formursache (causa formalis)
- Stoffursache (causa materialis)
- Wirkungsursache (causa efficiens)
- Zweckursache (causa finalis)
Beispiel & Begriffsbestimmung
Etwas, eine Ursache, bewirkt etwas anderes. Soweit kennen wir den Ursachebegriff und leuchtet er uns ein, nur, dass der Begriff bei Aristoteles viel umfangreicher war als im heutigen Sprachgebrauch. Was wir heute als Ursache verstehen, war bei Aristoteles nur eine, nämlich die Wirkungsursache, von vieren. Daneben kannte er die Form-, Stoff-, und Zweckursache.
Diese weiteren Vorstellungen darüber, was eine Ursache sein kann, sind uns aber wie gesagt nicht geläufig. Deshalb möchte ich sie am Beispiel einer Statue erläutern, wie es auch Aristoteles selbst verwendete. Das heißt, zuerst gibt es noch keine Statue, zuerst gibt es nur die Idee davon. Die Status muss erst gebaut werden. Was sind die Ursachen für diese Statue? Die Stoffursache ist der Steinblock, aus dem die Statue gehauen wird. Die Idee (z.B. Gedanke oder Plan), nach dem die Statue gehauen wird, ist deren Formursache.
Damit sind wir auch schon bei der Wirkungsursache, dem Bildhauer. Er realisiert die Form auf Basis des Stoffes. Und was ist jetzt noch die Zweckursache? Das ist der Zweck, der mit dem Bau der Statue verfolgt wird, zum Beispiel die Huldigung eines Kriegshelden
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Während Aristoteles noch Stoff-, Form- und Zweckursache gelten ließ, verstehen wir nur die Wirkursache als Ursache .
Aber ich glaube, es gibt neben den von Aristoteles in der Physik genannten Ursachen noch weitere Richtungen in der man das Feld der Ursachen ausweiten kann. Ein Bereich ist natürlich der der nicht-physikalischen Ursachen z.B Schicksal, göttliche Ursache oder karmische Ursache.
Aber ein anderer wichtiger Punkt ist, wenn man nicht zwischen der physikalischen und der begrifflichen Ebene trennt.
Also sich z.B fragt, welche Bedingungen die Verwendung des Begriffs "Vase" hat. Wann spricht man von einer Vase?
Zum Beispiel wenn es Hohlgefäß ist, wenn es aus einem haltbaren Material ist ( z.B keine Melone) wenn es nicht gleichzeitig als Trikgefäß verwendet wird. Wenn man die begriffliche Ebene und die physikalische Ebene nicht trennt, passiert es ganz leicht dass man die "Ursachen des Begriffs" mit den "Ursachen des Dings" gleichzeitig betrachtet.
Ich denke, es hat unglaublich lange gedauert und viel Disziplin erfordert, die Beziehung zwischen Sprache und Welt zu klären. Man hat ja sehr lange Sachen, die rein Fragen der Benennung sind "wie lange nenne ich etwas Samen, ab wann nenne ich es Sprößling" mit dem auf was sich die Benennungen bezieht vermischt. Eben gerade weil Unterschiede in der Benennung ja ein Weg sind um sich auf Unterschiede in der Wirklichkeit beziehen und man selber als Mittel die Sprache benutzt.
Von daher gab es in der Moderne drei Bewegungen.
- Erstens, dass man den Begriff von dem Ding trennt.
- Zweitens, dass man Übernatürliches ausschließt.
- Drittens, dass man nur mehr die Wirkursache als Ursache gelten ließ.
Ich denke, dass es auch in Asien Denker gab, die ersteres praktizierten und es auch im Buddhismus versucht wird.
Während Punkt 3 viel seltener ist. Es hat glaube ich mit der westlichen Auseinandergehen zwischen Naturwissenschaft und Theologie zu tun.