Beiträge von pano im Thema „Kulturelle Aneignung“

    Irgendwie habe ich den Eindruck du hast meinen Text garnicht gelesen. Der Problematische Aspekt bei der Aneignung liegt garnicht in der zweierbeziehung zwischen dir und dem angeeigneten Objekt und sonder im Geflecht der gesellschaftlichen Abhängigkeiten. Sprich, du kannst mit dir im Reinen sein, aber ggf. wirst du dich Kritik von einigen aussetzen. Das sollte dich dann halt auch nicht überraschen. Wenn du mit dir im reinen bist wirst du das auch aushalten, insbesondere wenn du dich bewusst dafür entschieden hast z.B. dreadlocks zu tragen, obwohl du weißt dass es auf Kritik stoßen kann.

    Der Begriff der Kulturellen Aneignung ist vielschichtig und kommt natürlich erstmal aus einem Kontext, in dem angeeignete Kulturgüter oder -merkmale für ihre ursprünglichen Kulturträger zu Diskriminierung führen. Also, solange die Kleiderordnung in amerikanischen High-School das tragen von Dreadlocks verbietet (was erstmal nicht das Problem der privilegierten Schüler ist), solange muss man sich nicht wundern, wenn BIPOC (black / indigeneous people of color) es nicht cool finden, wenn eine weiße Person diese Frisur trägt (mit der wiederum eine BIPOC ggf. den Job nicht erhalten würde). Dazu braucht auch die weiße Person überhaupt nicht rassistisch zu sein, es geht da um den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang.


    Auch wenn das konzept "Kulturelle Aneignung" schwierig ist, wenn man mal den Begriff beiseite lässt finde ich schon, dass rassistisch diskriminierte Bevölkerungsgruppen durchaus ein Recht darauf haben anzusprechen, wenn sie eine Ungleichbehandlung sehen, etwa weil Dreadlocks für Schwarze eben z.B. Einstellungshindernis sein können, und Weiße nonchalant als exotischer "style" da weniger Probleme haben.



    Nun gut, was hat das mit Buddhismus zu tun? Ich denke ein bisschen selbstbeobachtung tut da auch den westlichen Buddhisten gut, insgesamt haben wir es ja auch mit der Selbstbeobachtung, wir Buddhisten.


    Ich erinnere mich an einen Text, in dem ein Tibeter (Laier) berichtet hat, wie er von westlichen Neu-Buddhisten angegangen wurde, weil er eben keine Meditation praktiziert, etc. Ähnliche Geschichten gibt es aus dem Therāvada. Erinnere mich an einen Text von einem deutschen Buddhisten über seine Wahrnehmung der dörflichen Traditionen in Nordthailand, kurz zusammengefasst: Alles sei unbuddhistisch, die Bewohner riskierten schlechtes Karma, etc.


    Dann gibt es noch auf einer ganz anderen Ebene Probleme, die wirtschaftliche Macht liegt eben im Westen, mit dem Geld, den Spenden, hat "der Westen" natürlich ordentlich Einfluss auf "den Osten". Das kann man schon mit Aneignung (zumindest Partiell) bezeichnen.


    Es gibt da ja durchaus auch Einflüsse des Westens die ich da positiv werten würde, etwa beim Thema Frauenordination im Theravāda oder die Behandlung von Kindermönchen in Klostern. Aber das ist natürlich auch wieder eine Wertung aus meiner deutschen Perspektive, die schon wieder etwas problematisch ist. (Ergo: Besser wäre es natürlich wenn das Thema z.B. in Thailand innerhalb der buddhistischen Gesellschaft aufgearbeitet würde und Diskriminierung von Frauen schritt für schritt abgeschafft würde).