Beiträge von void im Thema „Kulturelle Aneignung“

    Und das Bedürfnis nach Identität ist ja sehr häufig recht stumpf und dumm.

    Hast du wirklich darüber nachgedacht, was du geschrieben hast?

    Vielleicht hast du einen anderen Begriff von Identität als ich? Für mich ist Identität eben nicht das was man ist, sondern die Label die man dranheftet. Also eben nicht sowas wie eine schwule Lebensweise oder eine bayrische Lebensweise sondern sozusagen die Buttons. "Ich bin ein X". Und weil diese die Realität so immens verkürzen sind sie eben nur schablonenhaft und reduzierend. Dies meine ich mit "stumpf und dumm".


    Aber vielleicht bin ich da auch ungerecht. Weil eben Menschen solche Labels und Buttons, dass sie unbedingt "Mann" oder "Frau" oder "Schwabe" sein wollen so unglaublich viel bedeutet und sie mit ihrem Herz dranhängen - mit ihren ganzen Träumen und Sehnsüchten. Da bin ich sicher nicht so arg einfühlsam.


    Vom Buddhismus aus gedacht sind Identitäten doch ephemer. In der nächsten Wiedergeburt biste halt Eichhörnchen oder ne Diva oder sonst was.


    Sorry, wenn ich wen beleidigt habe.

    Ein zentraler Begriff ist ja der der "Identität". Eine Identität wird ja häufig dadurch gestützt, dass man sie von etwas anderen abgrenzt. Das Christentum wird "erzählt", indem man es vom Judentum angrenzt. Die Aufklärung wird "erzählt" indem man sich von Despotentum abgrenzt und man betont den Status als der Zivilisierte" ist, indem.man sich von "dem Wilden" abgrenzt. Man

    weist dem anderen eine "fremde" Identität zu um die eigene zu definieren.


    Wobei so ein "Othering" eben auch mit positiven Zuschreibungen arbeiten kann "der Edle Wilde", "der mystische Asiate" , "der schlaue Jude" . Und um diesem Othering entgegenzuwirken - also damit man nicht zum Abziehbild und Gegenstück der Identität des anderen wird, möchte man den Leuten ihre "Identität" zurückgeben.


    Und das Problem dabei ist, dass man damit im Raster der Identitätspolitik bleibt.


    Und das Bedürfnis nach Identität ist ja sehr häufig recht stumpf und dumm.

    Ich Frage mich, ob es auch das Gegenteil "kultureller Aneignung" gibt. Also wenn z.B in Bayern die Leute statt in Kirchen Gotteshäuser zu sehen die dem Gottesdienst dienen sollen, diese primär als Ausdruck der eigenen Kultur sehen. Wo doch vielleicht ein katholisches Gotteshaus viel verwandter mit einem katholisches Geistlichen aus Afrika und Indien ist, als es etwas mit Leberkässemmel und Lederhosen zu tun hat. Die Erklärung zum Kulturgut und zum Träger der eigene Identität ist selbst eine "Aneignung".

    "Kulturelle Aneignung" ist immer eine Zweckentfremdung.


    Wenn Buddhismus als "Weg zur Befreiung" konzrptioniert ist, und jemand benutzt es als "Weg zur Befreiung" dann ist das keine Zweckentfremdung.


    Wenn Buddha dagegen zum Badezimmeruntensil und zur Wellnessikone wird, dann ist das eine Zweckentfremdung.


    Von daher ist das nicht vergleichbar.