Beiträge von Mabli im Thema „Neun Thesen zum westlichen Buddhismus“

    Mit was ich unglücklich bin ist der Begriff "westlich". Anzunehmen, dass der Begriff "westlich" mit "aufgeklärt" oder "demokratisch" synonym ist, erscheint mir als ein Ausdruck von Kulturchauvinismus.

    Ich hatte beim Lesen des Textes eine ähnliches Gefühl. Ein aufgeklärter Westen wird einem vor-aufgeklärten Osten gegenüber gestellt. Das ist in der Auseinandersetzung mit dem Buddhismus ja möglicherweise ein unreflektierter Allgemeinplatz, der fast schon selbstverständlich erscheint. Man sollte diese polare Entgegensetzung auch meiner Meinung nach auf jeden Fall hinterfragen.

    Zitat

    Die Auseinandersetzung mit Buddhismus lohnt sich. Ich plädiere dafür, dass wir diese Auseinandersetzung auf westlich aufgeklärte Art führen.

    Eine Berufung auf eine Tradition der Aufklärung erscheint mir heutzutage doch schon fast anachronistisch. Die Aufklärung als historische Epoche liegt schon 200 Jahre zurück.

    Zitat

    Im Westen sind wir bereits länger mit demokratischen Regierungsformen vertraut.

    Unsere Erfahrungen mit Demokratie hier in der BRD sind auch erst siebzig Jahre alt. Und wir sind nicht von uns aus auf die Idee gekommen, um es mal vorsichtig zu formulieren. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Frage gestellt, wie so etwas in unserer aufgeklärten Gesellschaft passieren konnte. Eine Antwort, die Adorno und Horkheimer in der Dialektik der Aufklärung gaben, war es, dass die Aufklärung hier durchaus ihren Beitrag geleistet hat. Nun mag diese Analyse unter dem direkten Eindruck des Holocausts düster ausgefallen sein, sie trifft dennoch einen wunden Punkt.

    "Schon der Mythos ist Aufklärung und Aufklärung schlägt in Mythologie zurück", schreibt Adorno. Die Beherrschung der äußeren Natur führt letztlich auch zur Unfreiheit der inneren Natur des Menschen, so die Analyse. Die Frage inwieweit eine vollends aufgeklärte Welt erstrebenswert ist, könnte auch heute noch aktuell sein.

    Die Frage die hier aufgeworfen wird ist letztlich spannend, denn ob Kursgebühr/Dana/Gehalt durch Organisation, hier bauen sich Abhängigkeiten auf.

    Die Frage der finanziellen Abhängigkeiten ist ja im Grunde genommen der Rahmen der Lehrer-Schüler-Beziehung, der wahrscheinlich auch von Bedeutung und zu beachten ist, aber ich glaube die Abhängigkeit-Unabhängigkeits-Thematik spielt sich wesentlich woanders ab. Und da ist es immer eine paradoxe Geschichte. Das spiegelt sich ja auch in der Formulierung: "Ein gute Lehrerin oder ein guter Lehrer führen die Schülerinnen und Schüler in die Unabhängigkeit" , wider.

    Kann man denn in die Unabhängigkeit geführt werden? Muss man sich nur führen lassen oder auch selbst etwas dazu tun? Wie viel Führung verträgt der Weg in die Unabhängigkeit? Kann man auch ohne jede Führung unabhängig werden?