Erleuchtung ist mir inzwischen völlig wurscht. Das war allerdings vor vielen Jahren noch anders.
Jetzt ist mir wichtiger, meine Rolle im Leben gut auszufüllen, wozu selbstverständlich gehört, dass die Anderen auch was davon haben, denn sonst würde es mich ja nicht glücklich machen. Und die Anderen hätten dann ja eine kleine Freude weniger.
Ich zerbreche mir nicht mehr den Kopf darüber, was ich machen muss, um nicht mehr wiedergeboren zu werden, also diese Sorge eines Theravadin bin ich schon mal los. Wenn ich wiedergeboren werden muss, dann ist es eben so, dann muss ich wieder das Beste draus machen, und muss ich nicht wiedergeboren werden und es ist nur ein "kann", nun, dann habe ich hoffentlich die richtige Entscheidungsfähigkeit in dem Moment.
Es ist wie gesagt nicht vordergründig, dass ich mich mit solchen Gedanken beschäftigte.
Allerdings kommen mir oft Gedanken, dass die Zusammensetzung der Elemente meines Körpers eine flüchtige Momentaufnahme ist, und dass letztendlich sich alles wieder auflöst. Und nicht nur das, denn würde sich alles nur wieder auflösen und später durch ganz andere Zusammensetzung völlig neue Formen hervorbringen, dann wäre das noch keine größere Transformation, sondern die vielmehr würde eintreten, wenn alles in eine neue Singularität eingehen und daraus sich ein neues Universum entfalten könnte, vermutlich mit anderen physikalischen Gesetzen als in diesem. Solche Gedanken sind in der Tat überwältigend für mich.
Nur leider kann man nicht, als separates Wesen in diesem winzigen Ich-Käfig, solche Vorgänge beobachten, niemals!, denn es gäbe ja nur die Singularität, an der jede Vorstellung scheitert, da es so keinen Dualismus gibt.
Ich habe mich auch schon manchmal gefragt - da die Astrophysik sich immer mehr der fernöstlich-buddhistischen Philosophie annähert - ob die Singularität nicht identisch ist mit der sogenannten Erleuchtung. Gewagt ausgedrückt: Vieles spräche dafür.
Aber davon eine Vorstellung zu haben, geschweige denn eine Antwort darauf, dazu ist die Bemerkung: "Das übersteigt unser Fassungsvermögen!" gar kein angemessener Ausdruck!
Das größte Rätsel ist für mich, warum man ein "gottgefälliges" bzw. "heilsames" (je nach Religion) Leben führen soll, um letztendlich die Erleuchtung zu erlangen. Erstens ist es sowieso die Gesetzmäßigkeit des Universums, zu "pulsieren" zwischen Singularität und Entfaltung, indem sich permantent Wandlung vollzieht, und zweitens ist die Zeit, wie wir sie erfassen, nicht so, wie sie wirklich ist, indem wir beispielsweise Supernovae erst eine Million Jahre später wahrnehmen aufgrund der "langsamen" Lichtgeschwindigkeit. Und auch die Gravitation bringt scheinbar alles durcheinander, undzwar nur deswegen, weil unser beschränkter Geist nicht über die dritte Dimension hinausdenken kann. Außerdem altern, je nach Länge der Reise, Astronauten (viel) schneller als die auf der Erde verbleibenden Menschen.
Ich will damit nur sagen, dass sich die Art der Lebensführung absolut relativiert, angesichts dieser unfassbaren Rätsel, und darum ist die Frage nach der Erleuchtung in Wirklichkeit, ja: Wirk-Lichkeit, völlig irrelevant!
Man kann höchstens durch Verneinung eine "Vorstellung" von der Erleuchtung haben, indem man beschreibt, was sie nicht ist.
Und, um es mal hier klarzustellen: auch die Vorstellung von Himmel, Hölle undsoweiter, besonders in Form einer Parallelwelt zur Erleuchtung, sofern man die Erleuchtung "gleichsetzt" mit der Singularität, ist eine Perversion, solange man die Zeit, oder den Begriff der Zeit, so versteht wie aus unserer dreidimensionalen Perspektive.
Astrophysikalisch gesehen kann es in "Gegenwart" der Singularität keine Parallelwelt geben.
Aber es ist nicht so, dass es sie nicht gibt.
Doch über ein gleichzeitiges Sein oder Nichtsein zu diskutieren ist sinnlos.
Der Buddha lächelte weise, hob eine Blume und schwieg.