Beiträge von void im Thema „Dalai Lama entschuldigt sich…“

    Es geht nicht um Worte:


    Er hat das Kind an sich gezogen, obwohl klar erkennbar war, dass dies dem Kind unangenehm war oder zu weit geht. Außerdem hat er dem Kind auf den Mund geküsst, was dieses nicht erwartet hat: An der zurückziehenden Kopfbewegung vom Kind ist dies klar erkennbar. So oder so geht auf den Mund küssen zu weit.

    Es ist sehr schwer etwas darüber auszusagen, was in welcher Kultur zu weit geht. Traditionell war es ja so, dass der Dalai Lama als ganz große Quelle von Segen galt. Und gerade in einer Gesellschaft mit hoher Kindersterblichkeit kann ja Segen als etwas Überlebenswichtiges angesehen werden.


    Ich denke auch bei uns werden ja bestimmte segnende Rituale sehr wichtig genommen. Wenn ein Kind während der Beschneidung oder der Taufe weint wird das als zwar bedauerlich aber eben Angesicht der positiven ven Effekte als hinnehmbar gesehen. Und bei Impfungen oder Untersuchung wird der langfristige positive Effekt so positiv gesehen, dass man Kindergeschrei toleriert.

    Ich gehe durch die Straßen und endlose Kolonnen von SUVs rasen an mir vorbei. Auf reichweitenstarken YouTube-Kanälen sprechen 20-Jährige davon, dass sie keine Kinder mehr haben wollen, weil in 30 Jahren die Welt eh völlig zerstört sein wird. Vier von fünf Bäumen in Deutschland sind krank und geschädigt. Will noch jemand was von Kipppunkten, Klimaflüchtlingen, Verbrechen an den EU-Außengrenzen hören?


    Und da soll ich mich ernsthaft über diese Zungengeschichte aufregen?

    Aufregung kommt ja häufig nicht durch die objektive Schwere eines Problems zustande sondern aus der Diskrepanz zwischen dem Bild das man sich gemacht hat und der Realität.


    Und da ist es doch so, dass das Bild dass wir uns über lange Zeit von der Klimakrise gemacht haben sich im Großen und Ganzen als zutreffend herausgestellt hat. Während das Bild dass man sich vom Dalai Lama gemacht hat, Züge nahezu übermenschlicher Freundlichkeit aufwies.


    Aber auch wenn das zu Aufregung führt, ist es doch so dass ganz viele Leute wegen dem Klima ganz tief besorgt sind während das mit dem Dalai Lama wohl ein Aufreger ist der auch wieder schnell aus dem Schlagzeilen verschwindet.

    Ich frage mich auch schon den ganzen Tag, ob Demenz etwas ist, das einem Dalai Lama zustoßen darf oder ob eine solche Erkrankung verschleiert werden würde, weil sie den Glauben an die Kontrollierbarkeit des menschlichen Geistes sowie daran, dass der Dalai Lama a) ein Bodhisattva ist und b) ein Bodhivatta seine irdischen Existenzen sozusagen im Griff hat, in Frage stellt.

    Der Dalai Lama hat ja sehr viele verschiedene Rollen. Er ist ein Mönch, ein Tulku, ein hoher Gelug Würdenträger, ein Vermittler zwischen den tibetischen Schulen, ein Symbol für den Buddhismus überhaupt. Und eben auch ein Symbol für Tibet und seine Kultur. Und da ist es wohl so, dass man auch wenn man sich selber längst in Pension geschickt hat, für viele Leute so viel bedeutet, dass da der Druck anderen zuliebe einfach weiterzumachen- sehr hoch ist.


    Es gibt ja Gründe dafür, warum das Pensionsalter niedrig ist. Und wenn man statt mit 66 erst mit 76 oder 86 ausruhen darf, dann wird die Wahrscheinlichkeit dafür dass man eben nicht mehr so gut funktioniert, immer höher.

    Es ist schon ein wenig tragisch. Weil ich es am Dalai Lama immer geschätzt habe, dass er neben so einer ernsten fundierten Seite auch so eine heitere, witzige Seite hat.


    Wenn man konservativ wäre und über 50 Arbeitsjahren mit 200 Arbeitstage Mal

    5 Termine pro Tag animnt, dann kommt man auf insgesamt 50 000 Begegnungen.


    Und da reicht jetzt eine einzige - zugegebenermaßen total geschmacklose - Bemerkung, um ihn auf der Prinz -Philip Skala ganz nach oben zu bugsieren. Der Postillon ( Vatikan versetzt Dalai Lama aus Reflex an ruhige Dorfkirche) wird nicht der einzige sein, der da gleich Vergleiche zur Kirche herstellt. Das ist wirklich tragisch.