Beiträge von Sudhana im Thema „Buddhismus und Homosexualität und Transsexualität“

    Der genetische Code bleibt völlig unberührt, nur die Ausführung (Genexpression) des Codes wird modifiziert.

    ... wobei diese Genexpressionen (oder zumindest einige davon) nicht nur individuell auftreten, sondern sexuell reproduzierbar ('vererbbar') sind - weswegen sie nach meinem Verständnis Teil des genetischen Codes sind. Du verwendest diesen Begriff in einem engeren Sinn als ich.

    Worauf ich hier hinauswill, dass es nicht das Verhalten an sich ist, das diese Modifikation bewirkt, sondern zuvorderst die Umweltbedingen, die die Handlungsoptionen entweder stark, ohne Wahl, einschränken, oder erst ermöglichen.


    Okay, ich sehe, inwiefern das für Dich "nix mit Buddhismus zu tun hat". Unsere Umwelt - die soziale wie die physische - ist Produkt eines Verhaltens, das man als 'Ergreifen' bezeichen kann. 'Umwelt' ist das mit nāmarūpa Ergriffene. Entsprechend ist unsere Umwelt ja auch - die Atemluft, das Klima, die Meere, die Städte und die sie umgebende Kulturlandschaft mit mit ihren paar Naturreservaten usw. usf. Von unserer sozialen Umwelt will ich gar nicht erst anfangen ...

    Wieauchimmer - anscheinend war Dir entgangen, dass mein Verweis auf Epigenetik dieses Argument von Dir:

    Nein, es gibt keinen isolierten "Körper". Wie wir die Dinge erfahren, hängt von unserer allgemeinen Konstitution (sankhāra) ab. Diese wird wesentlich durch Bevorzugung/Abneigung/Ignoranz gespeist.

    ... mit einem naturwissenschaftlichen Argument stützen sollte. Nicht wegen Dir, sondern wegen SpektrumRot , für den das vielleicht hilfreich war - so war es zumindest gedacht. Freundlicher Vorschlag: prüf mal Deine Reflexe. :)

    Und die wäre wie zu beschreiben?

    Nun, eine für Laien einigermaßen verständliche Beschreibung findet man in dem Link. Bemerkenswert ist dabei, dass Verhaltensmuster den genetischen Code modifizieren können und insofern auch auf der physischen (biologischen) Ebene (auf genetische Nachkommen) übertragen werden können. Was natürlich mit dem Vulgärverständnis von 'karma' als einem Erbe, das ein "man" als eine Art Mitgift zum neuen Körper erhalt, nichts zu tun hat - und dieses schon gar nichts mit Buddhismus. 'Karma' ist schlicht das o.g. Verhaltensmuster, also durch Willensimpulse gesteuertes, konditioniertes Handeln. Im Prozess wechselseitig bedingten Entstehens hat der rupaskhandha keine unabhängige, rein biochemische Dynamik sondern seine Entwicklung ist nicht getrennt von den nama - Aspekten des namarupa. Ist jetzt für den Anfängerbereich vielleicht ein bißchen viel ...

    Ich selbst war ab Einsetzen der Pubertät weitgehend heterosexuell orientiert und noch heute ist für mich das weibliche das (optisch) 'schönere' Geschlecht :) . Wobei ich mit der Zeit gelernt habe, dass sich Weiblichkeit bei weitem nicht in Schönheit erschöpft ...


    Aber ich wuchs auch in einer Zeit auf, in der (männliche) Homosexuelle nicht nur gesetzlich verfolgt, wenn auch nicht mehr ins KZ gesteckt wurden. In der 'man' / Mann männliche Homosexuelle verachtete und der harmloseste Ausdruck, mit dem man über sie sprach, '175er' war - nach dem einschlägigen Paragraphen im Strafgesetzbuch. Alles potentielle Kinderschänder ... Sich da - insbesondere als Heranwachsender - zu outen, wäre sozialer Selbstmord gewesen. Und natürlich war dies auch geeignet, homosexuelle Anteile der eigenen Persönlichkeit zu unterdrücken und zu verdrängen.


    Im Psychologieunterricht hatten wir in der 12. Klasse eine Lehrerin, die vorher beim Bistum Mainz als Psychagogin tätig war. "Der Bischof hat sie nur unter Tränen gehen lassen", so wurde sie uns vom Direktor angekündigt. Die erzählte uns im Unterricht, Homosexualität sei zwar grundsätzlich nicht charakterlich verwerflich, aber doch eine ernste Krankheit. Halt eine Perversion. Das gab dann auch ziemlich Ärger - für die unter uns Schülern (die Mädels sahen das lockerer), die sich solch einen Unfug nicht bieten lassen wollten. Nicht für die Dame versteht sich. Damals (Mitte der 70er) hatte sich zumindest bis zu mir schon herumgesprochen, das homo- oder bisexuelles Verhalten unter Säugetieren weit verbreitet ist und ich hatte Kinseys Report zum männlichen Sexualleben gelesen. 37% der Männer hatten wenigstens einmal homosexuellen Verkehr, etwa die Hälfte deutliche bisexuelle Tendenzen usw. usf. ... US-Amerikaner, im Jahr 1948! Viele können das heute gar nicht mehr verstehen, was das für eine Revolution in den Köpfen ausgelöst hat. Einfach, weil die ausgesprochen homophobe Männlichkeitsideologie mit der statistisch erhobenen Wirklichkeit des Sexualverhaltens von Männern konfrontiert wurde. Das - das Bewusstsein, nicht nur eine kleine 'abartige' Minderheit zu sein, ermutigte dann auch zum 'outen' und für die Heteros (leider bei weitem nicht allen) führte das wiederum dazu, dass 'schwul' nicht mehr als ein geheimes (und bedrohliches) Laster wahrgenommen wurde. Man 'kannte' nun Schwule - privat und über Medien - und fand an ihnen nicht mehr auszusetzen als an Heteros.


    Okay, Opa erzählt wieder vom Krieg ... Eigentlich wollte ich zur Frage genetischer 'Verankerung' sexueller Präferenzen ergänzend auf das Phänomen Epigenetik hinweisen. Hier lässt sich wohl eine Art 'Schnittstelle' verorten zwischen Verhalten ('karma') und genetischer Disposition.