Beiträge von Hendrik im Thema „Besseres Karma durch schwere Krankheiten?“

    Es steht weder in den Texten das Karma - jetzt- für diese oder jene Krankheit verantwortlich ist,

    noch sein wird.

    Doch, steht da leider genau so: "Ist jemand gewalttätig, so gerät er nach dem Tode in die Hölle oder wird, als Mensch wiedergeboren, kränklich und leidend sein." Darüber gibt es viele Diskussionen. Was macht man mit diesen Texten, die so einen Schmarrn vertreten?


    "Wenn jemand lebende Wesen tötet, grausam und blutgierig ist, so gerät er nach dem Tode auf den schlechten Weg, hinab in die Hölle. Wird er aber als Mensch wiedergeboren, so wird er kurzlebig sein. Vermeidet jemand, lebende Wesen zu töten, ist er barmherzig und hilfsbereit, so geht er nach dem Tode den guten Weg, hinauf in den Himmel. Wird er aber als Mensch wiedergeboren, so wird er langlebig sein. Ist jemand gewalttätig, so gerät er nach dem Tode in die Hölle oder wird, als Mensch wiedergeboren, kränklich und leidend sein. Lebt jemand gewaltlos, so wird er, als Mensch wiedergeboren, gesund und kräftig sein. Ist jemand jähzornig und zänkisch, so wird er, als Mensch wiedergeboren, häßlich sein. Ist jemand verträglich und umgänglich, so wird er, als Mensch wiedergeboren, liebenswürdig sein. Ist jemand eifersüchtig und neidisch, so wird er, als Mensch wiedergeboren, unbedeutend sein. Ist jemand frei von Eifersucht und Neid, so wird er, als Mensch wiedergeboren, einflußreich sein. Ist jemand geizig, so wird er, als Mensch wiedergeboren, ärmlich sein. Ist jemand freigebig, so wird er, als Mensch wiedergeboren, reich sein. Ist jemand stolz und hochmütig, so wird er in niedriger Kaste wiedergeboren. Ist jemand bescheiden und demütig, so wird er in hoher Kaste wiedergeboren. Läßt sich jemand keine guten Lehren geben, so wird er als Dummkopf wieder­geboren. Läßt sich jemand gern gute Lehren geben, so wird er, als Mensch wiedergeboren, weise sein."

    Majjhima Nikāya 135



    Suizid ist töten.

    Zum töten von Lebewesen äußerte sich der Buddha in den einzuhaltenden Silas.

    Auch zum Thema Suizid gibt es Texte, die dies gut heißen. "Keinesfalls ist die Selbsttötung mit der Tötung eines anderen Wesens zu vergleichen (...)."

    Suizid – Wikipedia
    de.wikipedia.org

    Ja, es gibt diese Vorstellung im Buddhismus, dass Krankheiten auf "schlechtes Karma" zurückzuführen sind oder umgekehrt, dass günstige Lebensumstände auf "gutem Karma" basieren. Das liest man auch in den klassichen Texten, etwa MN135: "Geschöpfe ihrer Werke sind die Wesen, Erben ihrer Werke, Nachkommen ihrer Werke, verwandt mit ihren Werken, Büßer ihrer Werke. (...) Wenn jemand lebende Wesen tötet, grausam und blutgierig ist, so gerät er nach dem Tode auf den schlechten Weg, hinab in die Hölle. Wird er aber als Mensch wiedergeboren, so wird er kurzlebig sein. (...) etc.


    Diese Vorstellung ist allerdings (zurecht) höchst umstritten. Sie ist aus meiner Sicht abzulehnen, weil das eine Form der Schuldzuweisung und Stigmatisierung von Menschen mit Krankheiten darstellt. Es bedeutet, dass die betroffene Person selbst für ihre Krankheit verantwortlich ist und dass sie dies durch bessere Taten oder Handlungen in einem früheren Leben hätte vermeiden können. Das kann dazu führen, dass sich Menschen schuldig fühlen oder sogar diskriminiert werden, keine Hilfe bekommen u.s.w.


    Die Vorstellung günstige Lebensumstände (Reichtum, Schönheit, Erfolg) basieren auf "gutem Karma" ist enbenso problematisch. Warum sollten ungerechte gesellschaftliche oder politische Verhältnisse verändert werden, zum Beispiel soziale Ungleichheit, Gender Pay Gap, Schere zwischen Arm und Reich etc., wenn diese doch auf dem Karma der Beteiligten basieren? "Du bist Arm, weil Du es verdienst hast, ich bin Reich, weil ich es ebenso verdienst habe. Das zu ändern, würde bedeuten, dem Schicksal ins Handwerk zu pfuschen.“