Der Begriff "Berge und Flüsse 山河 ist ein stehender Ausdruck, der so etwas wie "äußere Umgebung" bedeutet. Wenn Mao Tse Tung sagt "Die Berge und Flüsse des Landes sind rot" dann kann das auch ganz schlicht als "das ganze Land ist rot/kommunistisch" übersetzt werden. Wenn der Dichter Du Fu "Das Reich ist zerstört, aber Berge und Flüsse bestehen weiter" schreibt dann spricht er über das was übrigbleibt , wenn man das Soziale wegnimmt - die äußere Umgebung.
Berge und Flüsse sind also einfach die Bestandteile der äußeren Welt.
Von daher geht es viel um die Beziehung zwischen Inneren und Außen.
- Ich verstehe es, so dass einerseits unsere ganze Vorstellung äußerer Dinge von Inneren - von diversen Wahrnehmungsprozesse bedingt ist.
- Und andererseits ist die Idee eines Ichs auch etwas was beständig - gerade durch Interaktion mit dem Außen erzeugt wird.
Ich versteh Qingyuan Xingsi so, dass zuerst Illusionen der ersten Art wegfallen. Statt das was Leckeres als "aus sich lecker" gesehen wird und was "ekliges" als an "an sich eklig" erscheint dann alles als wandelbar und bedingt. ( von daher spricht Igor von der "geistgen Ebene)
Je mehr er aber in seiner Praxis Fortschritt, gelangte er von Blättern zu den Zweigen zur Wurzel - zur Grundillusion - eines " festen Ichs". Hier ändert sich die
Stoßrichtung. Statt zu schauen wie das scheinbar Äußere von Innerem bedingt ist, wird zunehmend zum Thema wie das Innere von Äußerem bedingt ist.
Indem man bei dem was aufkommt, - Gedanken, Emotionen - ein "Das bin nicht ich, das ist nicht mein" wird ja quasi Inneres zu Äußerem. Emotionen "ereignen" sich so wie sich Äußeres ereignet. (Vielleicht lässt Igor den Zen-Meister Summen, weil im Summen körperliches und willentlich es so zusammenfallen)
Um mit Du Fu zu reden
"Das Reich (des Egos) ist zerstört, aber Berge und Flüsse bestehen weiter".