Beiträge von Sudhana im Thema „Der Anfänger und wie er sich der Überlieferung nähern könnte (Zweifel statt Glaube)“

    Es gibt keine englische Übersetzung der Kristkeitz-Ausgabe. Welche meintest du denn?

    Da ich gerade vorbei schaue - es gibt eine englische Übersetzung des Shobogenzo von Nishijima (in Zusammenarbeit mit Mike Chodo Cross erstellt) und eine deutsche (in Zusammenarbeit mit Gabriele Ritsunen Linnebach erstellt).


    Wobei mittlerweile die Übersetzung des SZTP auf dem Markt ist - herausgegeben von der Sotoshu Shumucho. Damit offizielle englische Standardübersetzung. Viele der einzelnen Kapitel wurden bereits vorab in 'Dharma Eye' veröffentlicht und sind da kostenfrei einsehbar. Die Buchausgabe enthält lediglich zusätzlich den japanischen Originaltext.


    Da die Suche nach einem bestimmten Text etwas mühsam ist hier eine Liste der Texte mit Nummer der Ausgabe:

    sansui kyo 9

    raihai tokuzui 10

    shoaku makusa 11

    taishin tsu 12

    kobutsu shin 13

    kaiin zanmai 14

    arakan 15

    sesshin sesso 16

    katto 17

    zanmai o zanmai 18

    butsudo 19

    hakujushi 20

    hotsu bodai shin 21

    ryugin 22

    jippo 23

    henzan 24

    bussho1 25

    bussho2 26

    mujo seppo 27

    shin fukatoku 28

    kannon 29

    uji 30

    keisei sanshoku 31

    daigo 32

    zazen shin 33, 34

    shunju 35

    butsu kojo ji 36

    jisho zanmai 37

    dai shugyo 38

    hotsu bodai shin 39

    inmo 40

    maka hannya haramitsu 41

    udonge 42

    soku shin ze butsu 43

    shinjin gakudo 44

    gyobutsu iigi 45

    ikka myoju 46

    kuge 47

    komyo 48

    genjo koan 49

    kokyo 50

    gabyo 51

    Für eine 'Biographie' (es ist angemessener, hier von Hagiographie zu sprechen) des Religionstifters findet sich in den Lehrtexten (Sutren / Sutten) und im Vinaya viel an Material; zu einem konsistenten Narrativ ausgebaut wurden diese Bruchstücke - soweit wir wissen - jedoch erst mit Texten wie dem Epos Buddhacarita (Anfang 2. Jhdt ndZ), dem Mahāvastu (2. - 4. Jhdt.) oder dem Lalitavistara (3. Jhdt, eine Kompilation älterer, verloren gegangener Quellen). Alles grob ein halbes Jahrtausend jünger als Buddha und entsprechend strotzend von Anachronismen - wie etwa dem, aus dem Sohn des unbedeutenden Klanchefs eines unbedeutenden Dorfes einen Prinzen zu machen, der luxuriös in einem juwelenstrotzenden Palast lebt.


    Solche Erzählungen als historische Berichte (also als Biographie) misszuverstehen, ob nun gewollt oder nicht, gibt natürlich ausgiebig Gelegenheit zur Kritik an ihnen. Aber ein solches Verständnis geht an der Sache (der kritisierten Überlieferung) vorbei - das wurde oben mit dem Begriff 'Hagiographie' schon angedeutet. Die Intention dieser Texte ist nicht die Tradierung historischer Fakten, sondern eine soterologische: die Inszenierung des Erwachens als Psychodrama. Die biographischen Details geben der Erzählung lediglich den Rahmen, sind also nach- bzw. untergeordnet. Keine Dokumentation, sondern ein (Schau-)Spiel, wie es bspw auch der Titel 'Lalitavistara' andeutet: 'Das vollständige Spiel'.


    Hagiographien bzw. ihr dramatisches Gegenstück, das Mysterienspiel, bedienen einen bestimmten Bedarf; sie sind Modelle erfolgreicher Bewältigung einer existentiellen Krise. Das macht sie zu Werkzeugen der Missionierung - insbesondere von Menschen, die sich eher von Beispielen Anderer inspirieren lassen als von logischen Darlegungen.