Beiträge von Kauai im Thema „Netzwerk Ex-Diamantweg“

    Ich bin Ole Nydahl vor 27 Jahren begegnet. Ich bin nach langer Zeit aus dem DW-Zentrum ausgetreten. Gegen Ole Nydahl gibt es ja drei Kritiklinien. Die erste ist seine Islamfeindlichkeit auch verbunden mit rassistischer Tendenz, die zweite Sektierertum und die dritte sein Verhältnis zu Frauen. Dann gibt es noch den Vorwurf, die buddhistischen Lehren zu versimplifizieren und sein militantes Auftreten verbunden mit seinen Belehrungen zu zornvoller Aktivität.


    Zur Islamfeindlichkeit: ja hier hat er mich sicher infiltriert, die Zeit wird zeigen, ob er mit seinen Warnungen Recht hatte. Es kann aber sein, dass andere Konflikte, den Konflikt zwischen aufgeklärten Gesellschaften und dem Islam überlagern. Die Welt ist ja voller Konflikte. Kurzum: ich halte Menschen, die nicht islamophob sind für blauäugig. Ach ja: ich sehe mich als linksliberal und wähle die Grünen. Dementsprechend hat mich seine Wahlempfehlung für die AfD abgestoßen. Aber er hat immer zwischen politischen Statements und der Lehrerrolle unterschieden.

    Ein valider Kritikpunkt ist das Sektierertum. Er hat immer davor gewarnt, zu anderen als den von ihm empfohlenen Lehrern zu gehen oder bei ihnen Einweihungen zu nehmen, weil die Vermischung von unterschiedlichen Lehren zu Verwirrung führt und man leicht seine Samayas verletzen kann. Ich habe mich von Anfang an nicht daran gehalten und bin zu den Sakyas gegangen und war sehr beeindruckt von den Nyingmas. Problematisch war allerdings der Split bei den Kagyüs, weshalb ich vorsichtig war, meine Samayas zu Karmapa Thaye Dorje nicht zu verletzen. Ein guter Maßstab für Sektierertum ist die Bibliothek in einem DW-Zentrum. Finden sich dort nur Bücher von Ole Nydahl, kann man m.E. von einer Sekte sprechen. Leider scheint es in diese Richtung zu gehen und ehrlich gesagt, trägt er dafür die Verantwortung. Zuletzt hat er die DW-Zentren sogar vor Karmapa Thaye Dorje abgeschirmt.

    Zu den Frauengeschichten: ich habe nie jemanden liebevolleren, Frauen gegenüber, als ihn erlebt. Vergewaltigungsvorwürfe halte ich deshalb für absurd. Aber er hatte sicherlich ein 50er Jahre Frauenweltbild (Zitat: "Erleuchtung ist wie eine Frau, wenn man sein dickes Portemonnaie auf den Porsche legt, kommt sie von selbst").

    Die Simplifizierung des Buddhismus: Das ist ein komplexes Thema. Ole hat Mahamudra gelehrt und war aufgrund seiner hohen Realisation fähig, Mahamudra-Übertragungen zu geben. Was will man mehr? Seine Belehrungen waren eine Vereinfachung und Anpassung an unsere Kultur, aber er ist nicht von den klassischen Belehrungen abgewichen. Die Tools, die er seinen Schülern gegeben hat, waren Ngöndro und Guru Yoga. Das war für mich vielleicht zu wenig. Genauso wie ich persönlich davon profitiert hätte (Stichwort Sektierertum), wenn ich die damals noch lebenden großen Lehrer wie z.B. Urgyen Tulku und Dilgo Kyentse gesehen hätte, hätte ich mich tiefer mit den Vajrayanalehren beschäftigen können, wenn mir eine Yidampraxis beigebracht worden wäre. Aber das ist nicht nur eine Problem bei Ole, sondern bei den Kagyüs insgesamt. Für eine tiefgründige Praxis ist es notwendig, in ein drei Jahres Retreat zu gehen. Deshalb wollte ich schon 2004 zu den Gelugpas wechseln, aber Ole hielt mich davon ab.

    Zum Thema Militanz: ja Ole war nicht nur sehr liebevoll und voller Freude sondern konnte so zornvoll werden, dass es gruselig wurde, ich habe das zweimal erlebt. Aber wie heißt es in den Nebenübertretungen des Boddhisattva-Gelübdes in Bezug auf die Ethik: nicht zornvoll zu handeln, wenn es angemessen ist, stellt eine Verletzung des Gelübdes dar. Außerdem war es dieser zornvolle Aspekt von Ole, der mich zum Buddhismus brachte. Ein anderer Lehrer hätte mich einfach nicht da abholen können, wo ich stand.


    Alles in allem habe ich Ole sehr gut kennengelernt und bin viel mit ihm gereist. Ich glaube ihn getroffen zu haben, war das größte Glück meines Lebens. Ich bin voller Dankbarkeit und Hingabe für ihn. Ich habe noch niemanden erlebt, der ständig für andere da war mit einer Präsenz und Freude, die ich auch noch bei niemandem sonst erlebt habe. Ich werde ihn bis zu meinem Tod in meinem Herzen bewahren und bin Euch sehr dankbar, dass ich die Chance habe, dass hier zu sagen.