Kleiner Exkurs zu Alphabeten und Schriftsystemen
Viele heutigen indischen Schreibsysteme wie etwa der Devanagari (inklusive den Schriften der Länder die man früher als Ostindien bezeichnet hätte wie Burmesisch, Thai, ausschließlich Vietnam) beruhen ja auf der Brahmi-Schrift. Diese stellt mit ihren Nachfahren einen Ast in einem Abstammungsbaum der Schriften und Alphabete dar, die auf eine Buchstabenschrift von der Sinai-Insel zurück geht. Man kann das im Prinzip sogar noch in unserem Lateinischen Alphabet erkennen, dass aus einem anderen Zweig stammt. Der Buchstabe "A", bzw. auch griechisch Alpha lässt sich z.B. zurückverfolgen auf einen Stierkopf im Proto-Sinai Alphabet. Diese Form lässt sich direkt erkennen wenn man das A auf den Kopf dreht, da sind die Hörner oben.
Jedenfalls gibt es eine Abstammungslinie von den Proto-Sinai Zeichen über die Aramäische Schrift zur Brahmi-Schrift. Für das Lateinische Alphabet führt eine entsprechende Abstammungslinie über die Phönizische Schrift zu den Altitalischen Schriften und schließlich zum Lateinischen Alphabet.
Ebenso stammen die Hebräische Quadratschrift wie auch die arabische Schrift von den Proto-Sinai Zeichen ab. Es ist eine interessante Tatsache dass fast alle Schriftsysteme dieser Welt die noch in aktueller Verwendung sind entweder von den Proto-Sinai-Zeichen abstammen, oder vom chinesischen Schriftsystem (ausnahmen sind Koreanische Schrift, da ist man sich nicht so recht sicher ob sie erfunden wurde oder doch einen Bezug zur Proto-Sinai Schrift hat und ggf. ein paar Nischenschriftarten bzw. Neuschöpfungen der letzten 200 Jahre).
Verschriftlichung indischer Texte
Um nun den Bogen wieder zu schlagen zur Verschriftlichung von indischen Texten, soweit ich mich erinnere sind die Aśoka (268 to 232 Regierungszeit vor unserer Zeitrechnung) Inschriften mit die ersten Verschriftlichungen von buddhistischen Texten und diese sind in der Brahmi-Schrift gehalten. Wohlgemerkt nicht in einer griechischen Schrift.
Die Niederschrift des Pali Kanons erfolgt der Überlieferung nach 89 bis 77 v. unserer Zeitrechnung auf Śri Lanka. Klingt mir irgendwie nicht danach als ob da zwingend der Impuls von den Griechen ausgegangen sein muss. Ich kann es auch nicht ausschließen.
Jedenfalls scheint es ab da auch möglich gewesen zu sein im feuchten tropischen Klima den Pali Kanon in Körbchen aufzubewahren mit dem geeigneten Schreibmedium (Blätter).
Zum Greco-Buddhismus
Es gab schon einen profunden Austausch, in ikonographie aber auch in der Mythologie. Bzgl. Herakles (Herkules)
Via the Greco-Buddhist culture, Heraclean symbolism was transmitted to the Far East. An example remains to this day in the Nio guardian deities in front of Japanese Buddhist temples.
Aber was für mich immer noch so ein offener Punkt ist: Warum ist Greco-Buddhismus in der griechischen Heimat kein Thema geworden? Vielleicht lags daran dass ~ 146 vor unserer Zeitrechnung die griechischen Stadtstaaten komplett römisch dominiert waren und dann erstmal eher mit sich und der neuen Situation beschäftigt waren.
Gleichzeitig sehe ich eine gewisse parallele zwischen Stoikern und Buddhismus, und es gibt Theorien dass die Pyrrhonische Skepsis ein solcher Import von einem Teilnehmer der Feldzüge des Alexanders sein könnte. Da habe ich ein interessantes Buch zu gelesen "Greek Buddha" von Christopher Beckwith (https://press.princeton.edu/bo…780691176321/greek-buddha), es ist allerdings doch eher als eine Auslotung einer historischen Möglichkeit zu sehen, statt als wasserdichte historische Arbeit. Beckwith zieht markante Schlüsse aus dürftiger Quellenlage.