Beiträge von Bebop im Thema „Karma im Buddhismus“

    Wenn man eine spirituelle oder gar religiöse Version von Ursache und Wirkung haben will, muss da ja noch mehr sein ... was und wo ist dieses Mehr? Etwas Seelenartiges wäre für mich die einfachste, passendste und logischste Erklärung.

    Ursache und Wirkung spielen im Buddhismus m. E. nur eine Rolle im allgemeinen Verständnis des gegenseitigen Bedingtseins, das auch mit "Indras Netz", einer allumfassenden Verknüpfung von allem, wenn man so will, beschrieben wird. Innerhalb dieser manchmal auch wechselseitigen Abhängigkeit genannten Beziehungen wird dann aber nichts gefunden, keine Essenz. Das ist die Kernbotschaft des Buddhismus, shunyata, Leere, jedenfalls im Zen. Die Dinge und Menschen sind leer, weil sie so, wie sie sind, nur in Beziehung und Abhängigkeit zu diesem und jenem anderen existieren, nicht aus sich heraus und unabhängig. Das Gleiche gilt für den Geist, der das denkt. Wenn der Geist ausgeschaltet ist, darf der Buddhist nichts mehr erwarten als Leere. Wenn schon vorher keine Substanz zu finden war, wieso dann später? Eine Seele gibt es von daher nur als geistiges Konstrukt, so lange der Geist sie entsprechend denken kann. Sie ist eine Illusion, wie das, was man sonst so als das Ich festmacht. Je weniger Krücken man zu seiner Ich-Identität braucht, desto angenehmer wird es.


    Der Witz am Buddhismus ist, dass er dir nicht "Mehr" gibt, sondern dir alles wegnimmt.

    Zitat

    So wie ich das verstehe, ist Karma eine persönliche, individuelle Eigenschaft (ist Eigenschaft eine passende Beschreibung?), die unsterblich/unvergänglich ist und eine wichtige Rolle dabei spielt, wie der Mensch wiedergeboren wird. Ist das richtig?

    Karma ist zunächst ein Konzept, das sich ein Mensch ausgedacht hat. Damit ist es vergänglich und möglicherweise ein Irrtum. Gleicht man klassische buddhistische Behauptungen über Karma mit wissenschaftlichen Erkenntnissen ab, kann man es bereits widerlegen. Es ist keinerlei allgemeine "Vergeltung" im Sinne einer Gerechtigkeit nachweisbar. Auch mit thermodynamischen Gesetzen oder Ähnlichem kann man es nicht gleichsetzen. Es ist eine Kopfgeburt religiöser Natur. Das gilt erst recht für das Konzept von "Wiedergeburt" und irgendeinen Zusammenhang mit diesem Karma.


    Was übrig bleibt und feststellbar ist: Karma ist ein gewohnheitsmäßiges Denken, Sprechen, Handeln, das zur Verfestigung und Wiederholung neigt. Da man solche Gewohnheiten durch verschiedene Methoden, spirituelle, psychotherapeutische usw., auflösen kann, ist dieses Karma "endlich".


    Im buddhistischen Zen, und hier spreche ich bereits im Einklang mit dem frühen Chan, ist es als eine dualistische Idee zu durchschauen und als Konzept abzulegen. Der Zen-Buddhist befreit sich vom Karma, indem er es - wie alle anderen Gedanken - als "leer" durchschaut: Es hat keine inhärente Substanz, es ist nur ein (mehr oder weniger) "geschicktes (Lehr)Mittel".


    In Verdrehung und Anlehnung ans Monopoly würde ich sagen: "Gehe direkt zum Erwachen (Freiheit). Gehe nicht über Karma (Gefängnis)."