Erstmal herzlich willkommen, Germania!
Es gibt im Buddhismus eine Vielzahl von Praxismethoden, die sicher geeignet sind, dabei zu helfen, mit dem von dir geschilderten Problem besser klar zu kommen oder es sogar zu meistern. Aber diese Methoden sind jeweils eingebettet in ihren ganz eigenen Praxisweg, der jeweils einer ganz bestimmten buddhistischen Tradition entspringt. Und ich glaube, dass die Methoden auch nur in ihrem jeweiligen Praxis-Kontext richtig funktionieren.
Ganz persönlich bin ich auch ein sehr lärmempfindlicher Mensch. Ich lebe zwar in einer ruhigen Wohnung, habe aber ein extrem lautes Arbeitsumfeld. Mein Umgang mit störendem Lärm besteht idealer Weise darin, mich nicht auf den jeweiligen Lärm, sondern auf dasjenige zu besinnen, das den Lärm genau jetzt wahrnimmt. Eine solche auf das Wahrnehmende gerichtete Aufmerksamkeit führt - wenn sie konsequent von Augenblich zu Augenblick aufrecht erhalten wird - dazu, dass die Wahrnemung, in diesem Fall der Lärm seine konkrete Bedeutung verliert.
Es ist dann nicht mehr der nervige Herr XY., der schon wieder da oben rumpoltert, sondern die Geräusche sind einfach so, wie sie sind, frei von negativen oder positiven und damit leidhaften Anhaftungen meinerseits. In einem solchen Moment stören Geräusche nicht mehr - so wie man ja bei Geräuschen, die einen nicht stören, manchmal z.B. wunderbar einschlafen kann: Vogelgezwitscher, Musik, Regen, der von Anna Panna-Sati genannte Bach oder mir vertraute Menschen, die sich im Nebenraum unterhalten. Das eigentliche Ziel dieser Übung (Koreanisch: "Hwa-Du", japanisch Praxis mit dem Haupt-"Koan") ist aber die große Befreiung, das große Erwachen.
Im berühmten Surangama-Sutra wird geschildert, wie Buddha 25 um ihn versammelte Arhats und Bodhisattvas (also alles "Erleuchtete") bittet, die nach ihrem Verständnis geeignetste Methode zur letzten Vervollkommnung zu beschreiben. Als letzter kommt der Bodhisattva Avalokiteshvara an die Reihe und beschreibt die Meditation des Hörorgans:
QuoteDisplay MoreIndem ich erstlich richtete das Hören in den Strom
(der Meditation), wurde dies Organ abgelöst von seinem Objekt.
Auslöschend beide (Begriffe): Laut und Stromeintritt
waren Störung und Stille beide
so aufgehoben.
(Surangama-Sutra; Übersetzung nach Lu K'uan Yü)
Der Bodhisattva Manjushri stellt dann noch einmal heraus, dass dies die von allen genannten am besten geeignete Methode zur letzten Vervollkommnung sei und beschreibt:
QuoteDisplay More(...)
Doch trägst du noch Wünsche im Herzen (Vorlieben und Abneigungen),
entsteht dir durch Hören Verblendung (und damit Leid).
Warum wendest du nicht nach innen,
dem (eigenen) Geist zu lauschen,
dein Ohr des Erwachens (dein Buddha-Ohr)?
Tai